Zelkjo Perusic: „Ich bekomme immer noch Autogrammwünsche“
Der Meisterlöwe Zelkjo Perusic wird 75 Jahre alt: Hier spricht der Kroate, der nun in der Schweiz lebt, über 1860, seinen verstorbenen Freund Konietzka und seine Geburtstagswünsche: Enkel – und den Aufstieg.
Der Kroate Zelkjo Perusic gewann mit Jugoslawien 1960 das Olympische Fußballturnier. 1966 wurde er mit 1860 Deutscher Meister.
AZ: Grüß Gott, Herr Perusic, erst beim dritten Anruf hat’s geklappt, Sie sind nicht leicht ans Telefon zu kriegen. Sind Sie so sehr mit Geburtstagsvorbereitungen beschäftigt?
ZELKJO PERUSIC: Nein, quatsch. Ich war bestimmt in den Wäldern. Hier in St. Gallen haben wir schöne Laufwege, das ist mein größtes Hobby. Raus gehen, spazieren, Gymnastik machen im Wald, frische Luft atmen. Ich werde 75, wenn ich an den Tod meines Freundes Timo Konietzka denke, werde ich traurig. Also finde ich, es ist ein Geschenk Gottes, dass ich solche Sachen noch machen kann. Ich kann nicht mehr rennen, das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht, die anderen haben immer gefragt: „Zeljko, wieso läufst du so viel?“ Viel laufen, das war ich, aber jetzt reicht’s.
Also gibt's am Freitag zum 75. auch einen gemütlichen Geburtstagsspaziergang?
Bestimmt, ja. Ich will nicht groß feiern, ich habe nie gefeiert. Ich habe es lieber ruhig mit meiner Familie.
Einen Geburtstagswunsch haben Sie aber doch, oder?
Meine Frau Magdalena wird mich sicher fragen, was ich zu essen haben will.
Was werde ich sagen?
Ein gutes Gulasch, darauf hätte ich Lust. Aber jetzt, da Sie das gesagt haben, nenne ich doch einen Wunsch.
Ich bin gespannt.
Der Aufstieg. Gut, dieses Jahr hat 1860 keine Chance mehr, die Mannschaft ist einfach zu schlecht, aber vielleicht nächstes Jahr. Ich kriege alles mit, bin großer Fan, ein echter Löwe. Den Aufstieg, ja, den würde ich mir wünschen. Dass 1860 wieder so wird wie früher. Ich denke jeden Tag an die Zeit von damals.
Verständlich. Als Meister-Löwe gehören Sie zur Gruppe der 1860-Legenden. Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an früher denken?
Ich denke oft an meinen guten Freund Radi, wir waren immer zusammen. Und daran, wie wir mit dem Auto durch München gefahren sind und uns alle Leute zugewunken haben. Die Menschen haben uns geliebt, wir haben sie geliebt. Ich habe etwa 4000 Bilder aus der Zeit bei 1860, ich sehe sie mir sehr gerne an. Und ab und zu denken die Leute sogar noch an mich.
Wie meinen Sie das?
Die Zeit ist zwar schon sehr lange vorbei, aber ich bekomme immer noch Autogrammwünsche. Letztens waren zwölf Stück an einem Tag in meinem Briefkasten. Wenn man einmal Deutscher Meister geworden ist, danken einem die Leute ein Leben lang. Die Löwen-Fans vergessen einen nicht, mich freut es jedes Mal. Wenn ich in München leben würde, wäre ich auch öfter im Stadion, in dem neuen war ich erst zwei Mal. Aus St. Gallen ist der Weg sehr weit. Ich fahre aber noch selbst Auto und muss jedes zweite Jahr meinen Führerschein bestätigen, ich werde bald wieder nach München kommen.
Jetzt müssen Sie aber noch erzählen, was Sie sonst so treiben, wenn Sie mal nicht im Wald unterwegs sind?
Ich singe sehr gerne. Einmal in der Woche treffen wir uns mit einer Gruppe, da sind nur Kroaten dabei. Ich mag es, die Leute zu unterhalten. Vor Weihnachten und an Neujahr haben wir sogar Auftritte. Vielleicht habe ich das Singen ja vom Radi gelernt. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit meinen Kindern Tea und Michael. Mein Sohn ist verheiratet, ich hoffe, dass ich noch Großvater werde. Ja, das wünsche ich mir. Und den Aufstieg von 1860.
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