"Zampano" und "Radi" - Als die Löwen Meister wurden

München - Es gab tatsächlich mal Zeiten, da war der TSV München von 1860 dem mittlerweile übermächtigen Nachbarn FC Bayern weit voraus. Als die Bundesliga 1963 gegründet wurde, gehörten die Blauen wie selbstverständlich dazu. Die Roten durften erst zwei Jahre später nachrücken – just in jener Saison, als die Sechz'ger zum ersten und einzigen Mal in ihrer turbulenten Vereinsgeschichte deutscher Meister wurden.
Und gleich am ersten Spieltag gab's das Lokalderby: 1:0 für die Löwen. Trainer damals: Max Merkel. Wie zwei Jahre später beim 1. FC Nürnberg formte der österreichische „Zampano“ aus einem mutmaßlich bunt zusammengewürfelten Haufen eine nahezu perfekt funktionierende Mannschaft. „Wir waren keine elf Freunde. Wir waren eine Truppe aus gestandenen Fußballern und eiskalten Profis. Aber auf dem Spielfeld, da passte alles zusammen“, sagt Peter Grosser.
„Peter der Große“ war Merkels Kapitän und Regisseur, Timo Konietzka und Rudi Brunnenmeier die Torjäger, doch der wahre „König der Löwen“ stand hinten. Torhüter Petar Radenkovic, genannt „Radi“. Populär wurde der gebürtige Jugoslawe, nach eigenem Urteil „bestes Torwart von Welt“, durch seine regelmäßigen spektakulären Ausflüge mit Ball inklusive Dribblings quer über das Spielfeld. Später landete Radenkovic außerdem als Sänger einen großen Hit mit „Bin i Radi, bin i König“.
Grosser betont allerdings: „Der Radi war auch der zuverlässigste und beste Torwart. Seine Späße hat er nur gemacht, wenn er es sich auch leisten konnte.“ Der mittlerweile 78 Jahre alte Radenkovic gesteht zugleich: „Heute wäre das alles nicht mehr möglich.“ Nach einem 0:3 gegen den FC Bayern zum Start in die Rückrunde gab es bei den Blauen zwischenzeitlich ziemlichen Knatsch wie in späteren Zeiten beim „FC Hollywood“. Die Tabellenführung ging auch verloren, zu Spitzenreiter Borussia Dortmund fehlten lange zwischen zwei und vier Punkten. Und der Liga-Neuling FC Bayern lag manchmal sogar noch dazwischen.
Am vorletzten Spieltag machten die Löwen allerdings mit Bravour ihr Meisterstück, und das ausgerechnet bei der punktgleichen Borussia in Dortmund. Im Stadion „Rote Erde“ besiegten die Münchner den frischgebackenen Sieger im Europapokal der Pokalsieger mit 2:0.