Wütender Marco Hiller wird beim TSV 1860 für Jacobacci zur Gefahr, die er kaum lösen kann

München - Hiller, Hiller, Elfer-Killer! Marco Hiller, Torhüter und Vizekapitän des TSV 1860, ist längst zur Identifikationsfigur aufgestiegen. Aufgrund seiner Fangkünste vom Elfmeterpunkt und dem phonetischem Klang seines Nachnamens ist er bei den Löwen der "Killer-Hiller". Bei all den aktuellen Irrungen und Wirrungen bei den Blauen muss man sich fragen: Wohin wird das Hiller-Politikum noch führen?
Hiller, ist mächtig angefressen, was die langjährige Nummer eins zu einer nicht unbedingt klugen Aussage in der Öffentlichkeit hinreißen ließ. Diese wiederum könnte zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr für Chefcoach Maurizio Jacobacci werden. "Mir wurde vor zehn Tagen noch klar kommuniziert, dass ich nach meiner Verletzungspause weiterhin die Nummer eins bin. Daher kam die Entscheidung am vergangenen Spieltag mehr als überraschend und aus dem Nichts für mich", sagte der 26-jährige Schlussmann in der "Bild" über seine Nichtberücksichtigung in der Startelf im Derby gegen die SpVgg Unterhaching (0:1). Nach AZ-Informationen hatte Jacobacci nur kurz und knapp mitgeteilt, dass Hiller nicht spielen werde.
TSV 1860: Einzel-Entscheidung oder dauerhafte Degradierung von Marco Hiller?
"Ich bin nun seit 15 Jahren bei den Löwen und ich liebe es, für diesen Verein zu spielen. Aber natürlich ist es für mich und meine Zukunft auch entscheidend, was in den nächsten Wochen passiert", meinte Hiller und ließ aufhorchen: Zwar hat der Gröbenzeller noch Vertrag bis 2025 und wolle seine Löwen-Liebe nicht an eine einzelne Entscheidung knüpfen, dennoch lässt er seine Zukunft mit diesen Worten offen. Weil er eine längerfristige Degradierung wittert?
Trainer Jacobacci war, obwohl er seinem bisherigen Stammtorhüter Hiller nach dessen Knieverletzung schon vor dem Drittliga-Duell gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2) eine Einsatzgarantie für das Pokalduell in Pipinsried und das Derby gegen Haching gegeben hatte, nach der Pipinsried-Pleite (0:1) zurückgerudert und hatte dem starken Hiller-Vertreter David Richter das Vertrauen ausgesprochen. Die an sich schlüssige Begründung: Er wollte der Siegerelf von Saarbrücken das Vertrauen aussprechen.
Hiller oder David Richter: Jacobaccis aussichtslose Suche nach der richtigen Lösung
Dumm nur, dass Jacobacci schon vor Saarbrücken in einem längeren Monolog über die Torhüterfrage und trotz Richters stabilen, ordentlichen bis sehr guten Leistungen erklärt hatte: "Hiller jetzt das Vertrauen wegzunehmen, wäre nicht förderlich für die Zukunft, denn es geht über das Leistungsprinzip hinaus." Inzwischen ist die Torhüterfrage zum Politikum geworden, was Jacobacci im Gespräch mit der AZ bereits dämmerte: "Egal, was ich mache, es ist nicht richtig!"
Egal, wie er sich im Auswärtsspiel beim BVB II (Sonntag 19.30 Uhr) entscheidet: Verzichtet er auf Publikumsliebling Hiller, wäre dies eine Wachablösung und er würde nicht nur sein eigenes Versprechen brechen, er zöge sich den Unmut der Westkurve zu. Andererseits gehörte Richter sowohl gegen Haching, als auch in seinen vorherigen Einsätzen zu den besten Löwen. Ihn rauszunehmen, ist ebenfalls schwer zu rechtfertigen. Stichwort: Leistungsprinzip.
Und dann wäre da ja noch Dr. Christian Werner: Der Ex-Chefscout von Waldhof Mannheim soll, wie der AZ aus Vereinskreisen bestätigt wurde, nicht Sportchef, sondern Sport-Geschäftsführer werden. Die Herren Hiller und Richter hätten somit wie alle restlichen Löwen einen neuen Ansprechpartner, um Verträge zu verlängern – oder aufzulösen. Dies gilt im Übrigen auch für Jacobacci, dessen Zukunft neben der sportlichen Entwicklung ziemlich auch davon abhängt, wie er solche Politika löst.