Wolfs Rudel, wenig gerissen

Beim 1:1 gegen den FSV Frankfurt bleiben die Löwen hinter den Sprüchen ihres Trainers zurück. Der will jetzt „alle restlichen zehn Spiele gewinnen“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Alles brüllen half nichts: Sven Bender und 1860 kamen nur zum eine 1:1 Remis gegen Frankfurt.
sampics/Augenklick Alles brüllen half nichts: Sven Bender und 1860 kamen nur zum eine 1:1 Remis gegen Frankfurt.

Beim 1:1 gegen den FSV Frankfurt bleiben die Löwen hinter den Sprüchen ihres Trainers zurück. Der will jetzt „alle restlichen zehn Spiele gewinnen“

MÜNCHEN. Uwe Wolf wirkte dann doch etwas gedrückt, nach dem Schlusspfiff. Seine Stimme klang heißer, zu oft und zu laut hatte er von der Coaching-Zone aus aufs Feld geschrien. Doch alles Bellen und Heulen hatte am Ende nichts geholfen.

Mehr als ein 1:1 sprang für die Löwen gegen den FSV Frankfurt, den Abstiegskandidaten, nicht heraus. Und statt des lauten Gebrülls blieb am Ende auch eher ein sanfter Kuss in Erinnerung.

Denn als Benny Lauth mit seinem Ausgleichstor, zehn Minuten vor Spielende, die Löwen erlöst hatte, da nahm der Trainer einen Talisman aus seiner Hosentasche und küsste ihn. „Was das war, ist Christls und mein Geheimnis“, sagte Wolf über den geheimnisvollen Glücksbringer der Löwen-Stüberl-Wirtin, der Estermann-Christl.

Es war der einzige Anlass, der bei Wolf an diesem Abend so etwas wie Heiterkeit erzeugte. Denn seine Spieler hatten gegen die hessischen Gäste nur wenig von dem eingelöst, was er zuvor von ihnen gefordert hatte: Man habe „Blut geleckt“, wolle die hessischen Gäste „reißen und fressen“. So hatte Wolf es vollmundig versprochen. Es wurde dann doch eher ein Würgen.

„Der Uwe hat in den letzten Wochen ja unheimlich viel gepoltert, deswegen überlasse ich gleich ihm das Wort, das ist bestimmt amüsanter", konterte FSV-Trainer Tomas Oral schelmisch und fügte voller Schadenfreude hinzu: „Ich würde mich nicht kampflos auffressen lassen.“

Das hatten sie sich auch nicht, die Gäste aus Frankfurt. Im Gegenteil. Und Wolfs Rudel? War (und hat) wenig gerissen. Nach Markus Husterers 1:0 (12.), den Manuel Schäffler passieren ließ, war der FSV das bessere Team. Erst in der zweiten Hälfte drückten die Löwen, doch Markus Thorandt und Benny Lauth ließen zu viele Gelegenheiten ungenutzt. „Wir sind enttäuscht, wir hätten gewinnen müssen," erkannte 1:1-Torschütze Lauth. Nun stehen die Löwen auf Platz neun der Tabelle, und Lauth bilanziert: „So ehrgeizig sollte bei uns jeder sein, dass er sich mit so einem Platz nicht zufrieden ist."

Die Löwen hatten einem frühen Rückstand hinterherlaufen müssen. Der wäre zwar wenig später egalisiert gewesen, doch Schiedsrichter Thomas Frank sah Sven Bender bei dessen Tor (22.) im Abseits. Es war eine Fehlentscheidung.

So mussten sich die Löwen im dritten Spiel unter Wolf nach zwei überzeugenden Siegen gegen St. Pauli und Ingolstadt mit dem ersten Unentschieden begnügen, also zwei verlorenen Punkten vor heimischer Kulisse hinterhertrauern. „Bei 1860 muss Heimspiel immer Heimsieg bedeuten“, sagte Wolf.

Wenigstens der Coach war in gewohnter Form, wie stets etwas (zu) großspurig. „Jetzt wollen wir eben alle restlichen 10 Spiele gewinnen“, kündigte er an und erklärte: „Will ein Trainer nicht alle Spiele gewinnen, wäre das für den Präsidenten eines Vereins ein Entlassungsgrund."

Daran freilich denkt bei Sechzig momentan niemand. Sportdirektor Miroslav Stevic sagte gar: „Uwe hat eine große Gelegenheit bekommen, er hat seine Chance bislang genutzt. Am Ende der Saison werden wir entscheiden, was das Beste für 1860 ist."

Nachdem Wolf in Ingolstadt auf die Tribüne verbannt wurde, sagte er nun: „Seit ich Cheftrainer bin, darf ich nicht mehr den Schiedsrichter anbrüllen. Ich stehe beim DFB ja unter Beobachtung." Für den Punkt gegen Frankfurt hatte das Küssen (des Glücksbringers) jedenfalls mehr gebracht als Brüllen.

Reinhard Keck, Oliver Griss

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.