Wolf und das Mokhtari-Alphabet

Der 1860-Coach warnt vor den Mokhtari-Brüdern in Diensten des FSV Frankfurt – und verwechselt sie.
FRANKFURT Viele glaubten an einen Werbegag. Ausgerechnet Youssef Mokhtari (29), Ex-Bundesliga-Profi und im Herbst 2008 vereinslos, bot seinem Heimatverein FSV Frankfurt an, gratis zu spielen. Sein Gehalt wolle er spenden. Jener Mokhtari, der im Jahre 2005 vom damaligen Köln-Trainer Uwe Rapolder verdonnert worden war, einen Aufsatz über „Altruismus, Egoismus und soziale Kompetenz“ zu schreiben.
Im Spiel zuvor gegen Schalke hatte er beim Spielstand von 2:1 für den FC darauf verzichtet, zwei völlig freistehende Mitspieler zu bedienen, um selbst zu versemmeln. Das Spiel endete 2:2 – und Mokhtari lieferte den Schrieb ab. Der Kernsatz damals: „Ich bin kein egoistischer Mensch.“ Und tatsächlich nahm der FSV, der kurz zuvor bereits Mokhtaris kleinen Bruder Oualid (26) verpflichtet hatte, das Angebot an. Schließlich hat Tomas Oral, der aramäisch-stämmige Trainer des Löwen-Gegners FSV Frankfurt, einen Draht zu den Deutsch-Marokkanern aus Frankfurt-Bornheim.
Tatsächlich flossen die drei ersten Monatsgehälter Youssefs („Ich wollte lieber spielen als auf der Couch sitzen“), rund 15000 Euro, an die Aktion „Ein Herz für Kinder“. Seitdem erhält Mokhtari sein Geld selbst – und auch auf dem Platz ist es mit dem Altruismus, der Selbstlosigkeit nicht so weit her. Oft wird er wegen seines Hangs zu Einzelgängen ausgepfiffen. Dennoch ist ohne ihn (2 Tore, 2 Vorlagen) und Bruder Oualid (1 Tor, 3 Vorlagen) der aktuelle Aufschwung des zuvor abgeschlagenen Tabellenletzten undenkbar. Was auch Löwen-Coach Uwe Wolf weiß: „Die entscheidenden Spieler sind die Mokhtaris, der Y-Mokhtari spielt rechts, der O-Mokhtari in der Mitte – oder andersrum?“ Andersrum.
jos/fil