Wojtkowiak: "Der Papst war mein Idol"

Löwen-Zugang Grzegorz Wojtkowiak über seine Entscheidung, bei einem Zweitligisten zu spielen, die EM daheim in Polen und seine ersten Erfahrungen mit dem Münchner Föhn
von  Interview: Marco Plein

Hier spricht Löwen-Zugang Wojtkowiak über seine Entscheidung, bei einem Zweitligisten zu spielen, die EM daheim in Polen und seine ersten Erfahrungen mit dem Münchner Föhn

AZ: Hallo Herr Wojtkowiak, im Sommer wechseln Sie zu den Löwen. 1860 setzt große Hoffnung in Sie. Aber erst mal die Frage: Was wissen Sie denn schon alles über Sechzig?

GRZEGORZ WOJTKOWIAK: Die Sechzger sind in Polen durchaus bekannt und haben als der Münchner Traditionsverein einen richtig guten Ruf. Da mein Berater Fritz Bischoff in den Siebzigern ja auch ein Sechzger war, weiß ich schon einiges aus der alten Zeit, aber durch Lukasz Szukala, den ich aus der polnischen U21-Mannschaft kenne, weiß ich auch über Aktuelleres Bescheid. In München war ich sogar schon einige Male. Zwar immer nur zu kurzen Stadtbesuchen im Rahmen von Trainingslagern, aber die Atmosphäre der Stadt hat mich beeindruckt. Bei meinem letzten Besuch gab es Föhn mit Alpen-blick. Ich glaube, dazu muss ich nichts mehr sagen.

Als polnischer Nationalspieler sind Sie für 1860 ein großer Transfer. Wie haben die Löwen Sie denn überzeugt?

Ganz einfach, Herr Hinterberger hat sich sehr intensiv um mich bemüht. Selbst als der Transfer in der Winterpause nicht geklappt hat, hat er weiterhin engen Kontakt zu mir gehalten, um dann den Sommertransfer hinzubekommen. Ich habe die ganze Zeit sein ernsthaftes Interesse gespürt. Und Herr Maurer hat mir seine Spielphilosophie erklärt, das passt alles sehr gut zu meiner Vorstellung von Fußball. Beide haben mir einfach ein sehr gutes Gefühl vermittelt, ich konnte dann für mich sagen: Sechzig und ich, das passt.

Fällt es Ihnen denn nicht schwer, zu einem Zweitligisten zu kommen?

Nein, nein. Aber die Zielvorgabe mit dem Aufstieg ist natürlich sehr wichtig für mich. Der Aufstieg als Ziel motiviert mich und kann auch in schwierigen Situationen die letzten Kräfte freisetzen. Um den Aufstieg mitzuspielen, ist eine sportliche Herausforderung, die ich suche und auf die ich mich sehr Freude.

Erst mal aber steht für Sie die Europameisterschaft in Ihrem Heimatland und der Ukraine an.

Ja! Und dadurch, dass sie im eigenen Land ist, sind wir natürlich ganz besonders heiß. Für uns sollte das Erreichen des Viertelfinales das Minimalziel sein. Da in unserem Kader viele international erfahrene Spieler sind, sehe ich auch ganz gute Chancen für uns.

Stichwort Polen. Gleich drei Spieler haben beim alten und neuen Deutschen Meister Borussia Dortmund großen Erfolg. Hat Ihnen das Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, erleichtert?

Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszcek kenne ich ja aus der Nationalmannschaft. Mit Robert Lewandowski habe ich sogar zwei Jahre lang bei Lech Posen gespielt, mit ihm bin ich gut befreundet. Wir haben schon mal Urlaub zusammen gemacht, und natürlich habe ich ihm sofort zur Meisterschaft gratuliert. Aber ihr Erfolg war nicht mein Grund, um nach Deutschland zu kommen. Das war allein die sportliche Herausforderung.

Dennoch: So wie es bei denen läuft, können Sie sich die Dortmunder Polen gerne zum Vorbild nehmen.

Also meine Idole sind eher andere. In meiner Kindheit waren das vor allem der polnische Papst Johannes Paul II. und Roberto Carlos. Heute ist das anders, da bewundere ich ganz besonders meine Eltern, weil sie es geschafft haben, mich zu einem selbstständigen und verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.