Wirtin Christl hört auf: "Es tut mir weh!"

Christl Estermann, die Wirtin des Löwen-Stüberls an der Grünwalder Straße, hört zum Ende des Jahres auf. Ihr tut der Abschied weh - die Sechzger suchen nach einem neuen Pächter
München - Der Abschied geht ihr bitter nah. Und Wirtin Christl Estermann versucht gar nicht erst, ihre Gefühle zurückzuhalten. „1860 ist meine Liebe, mein Verein, dieses Stüberl ist mein Wohnzimmer“, sagt sie und blickt nach rechts und links durch jenen urigen Raum, den sie Ende des Jahres abgeben wird. Die 69 Jahre alte Wirtin hat sich nach einem Gespräch mit 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer am Donnerstagmittag dazu entschieden, als Pächterin des Löwen-Stüberls auf dem Vereinsgelände des TSV 1860 zum Ende des Jahres aufzuhören. „Ich bin traurig“, sagt sie. „Es tut mir weh. Aber die Zeit ist gekommen. Es bringt nix zu jammern.“ Schäfer sagte: „Sie wird immer zur Löwen-Familie gehören. Wir werden sie herzlich verabschieden. Das ist selbstverständlich.“
Das Stüberl war für die Löwen immer ein Zufluchtsort gewesen. In guten Zeiten, in schlechten Zeiten. Früher, da kamen die Profis rein, sprachen über ihre Spiele, ihre Sorgen, ihre Frauen. Werner Lorant war hier Stammgast, noch heute hängen Bilder von ihm, von Karl-Heintz Wildmoser (der Christl vor 18 Jahren einstellte), von Aufstiegshelden, Meister-Löwen und allerlei anderen Größen aus vielen Jahren Sechzig in einem Rahmen an der Holzwand. Doch die Zeit hat sich geändert, kaum mal setzt heute noch ein Spieler einen Schritt in das kultige Lokal, die meisten Gäste sind ältere Löwen-Fans – doch eines ist geblieben: Es wird geschimpft, gemotzt – und manchmal auch gejubelt. Je nach dem halt, wie Sechzig gespielt hat.
Die Löwen suchen nach einem neuen Pächter für das Stüberl ab Januar. Der Stil soll bleiben. Doch 1860 will den Laden etwas auf Vordermann bringen, dass er auch in den kalten Monaten attraktiver ist. Dann nämlich hatte es die Wirtin in den letzten Jahren schwer. Das will 1860 ändern. Christl: „Es ist eine Entscheidung von beiden Seiten. Es ist auch gut so.“