»Wir tun alles, um Göktan zu halten«

Seit einem Jahr ist Albrecht von Linde Präsident des Zweitligisten TSV 1860. Zunächst wollte er nur 18 Monate im Amt bleiben, nun erwägt er, doch länger zu bleiben. Der 1860-Präsident zieht in der AZ Bilanz.
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Die Bundesliga ist nur mit dem Fernglas zu erkennen: Löwen-Präsident Albrecht von Linde wünscht sich spätestens zum 150-Jährigen seiner Sechzger den Aufstieg.
sampics/Augenklick Die Bundesliga ist nur mit dem Fernglas zu erkennen: Löwen-Präsident Albrecht von Linde wünscht sich spätestens zum 150-Jährigen seiner Sechzger den Aufstieg.

Seit einem Jahr ist Albrecht von Linde Präsident des Zweitligisten TSV 1860. Zunächst wollte er nur 18 Monate im Amt bleiben, nun erwägt er, doch länger zu bleiben. Der 1860-Präsident zieht in der AZ Bilanz.

AZ: Glückwunsch zum Einjährigen bei 1860, Herr Präsident: Darf man Sie beglückwünschen oder muss man Sie bemitleiden?

ALBRECHT VON LINDE: Bemitleiden sicher nicht. 1860 zu dienen, das ist eine extrem herausfordernde Aufgabe – mit vielen spannenden Momenten. Natürlich hatten wir einen holprigen Start: Mit Otto Steiner haben wir nach vier Monaten gleich einen Vize-Präsidenten verloren, aber dann ist uns Franz Maget zugelaufen. Ein Glücksfall. Deswegen denke ich, dass wir in einer Reihe entscheidender Dingen vorwärts gekommen sind.

Die wären?

Die schwierigste Aufgabe war sicherlich, dass ich den e.V. im Prinzip insolvenzreif übernommen habe. Wir hatten ein Ergebnis von Minus 150000 Euro, das waren ausufernde Kosten. Wir hatten kein Geld in der Kasse, keine Kreditlinien mehr – und einen Haufen an unbezahlten Rechnungen. Das habe ich vom alten Präsidium so vorgefunden. Mittlerweile sind wir aber an einem Punkt angekommen, dass das Budget, das ich fürs laufende Jahr eingebracht habe, bei Null beziehungsweise positiv steht. Außerdem konnten wir durchbringen, dass das Sechzger-Stadion nicht nur erhalten, sondern auch saniert wird – wofür meine Vorgänger nie gekämpft haben.

Haben Sie in den letzten zwölf Monaten auch Fehler gemacht?

Natürlich. Wo gearbeitet wird, fallen Späne. Was ich anfangs unterschätzt habe, das ist die Zerissenheit im Verein. Wenn man diese Kräfte nach vorne bündeln würde, könnten wir Unglaubliches erreichen. Bis auf wenige Ausnahmen würde ich heute alles wieder so machen wie vor einem Jahr.

Wie lange bleiben Sie Präsident? Es gibt da durchaus unterschiedliche Aussagen.

Ich habe mich nie ins Amt gedrängt. Als ich antrat, habe ich gesagt, ich stehe auf jeden Fall anderthalb Jahre zur Verfügung. Andererseits habe ich die Bestätigung der Delegierten bis 2010. Ich höre ungern mit etwas auf, das mitten in der Arbeit ist.

Eigentlich wollte Ihr Vize-Präsident Karsten Wettberg einen Mäzen bringen, der drei Millionen Euro zahlen sollte. Was ist daraus geworden?

Da ist schon was passiert. Es war ein Sponsor da, mit dem es dann nichts geworden ist. Aber Wettberg hat auf anderer Ebene Sponsoren in einem beträchtlichen Umfang gebracht. Das läuft, Karsten ist da sehr umtriebig.

„Ein Zeichen“, wie er selbst sagt, erwartet Geschäftsführer Stefan Ziffzer von Ihnen...

Ich weiß nicht, welches Zeichen er von mir erwartet. Der Aufsichtsrat hat die Arbeit zuletzt gelobt. Wenn es seine Vertragsverlängerung angehen sollte, dann liegt das nicht in meiner Macht, das entscheiden die Gremien. Das ist eine Sache von Terminen – und kein Thema im Moment. Trotzdem finde ich, dass die Kooperation mit Ziffzer funktioniert, wir haben ein sachliches Arbeitsverhältnis.

Auch die Fans wollen ein Signal von der Geschäftsführung – und zwar eine Verlängerung mit Löwen-Star Berkant Göktan, dessen Vertrag 2009 ausläuft.

Demnach haben wir noch reichlich Zeit. Göktan ist natürlich ein besonderer Spieler: Wenn man sieht wie er in der Allianz Arena gefeiert wird. Er ist ein Löwen-Spieler wie man ihn sich nur wünschen kann – voller Elan, voller Einsatz. Es wäre bitter, ihn zu verlieren.

Der Auftrag an Sportdirektor Stefan Reuter kann also nur heißen: Bitte schnell verlängern!

Vertragsangelegenheiten mit Spielern sind grundsätzlich Aufgabe von Stefan Reuter, Stefan Ziffzer und Marco Kurz. Ich kann nur sagen: Wir sollten alles tun, um Göktan in unseren Reihen zu halten, aber natürlich muss der Spieler finanzierbar bleiben.

Die Bayern haben ganz andere Probleme: Der künftige Cheftrainer Jürgen Klinsmann sperrt ab Juli die Fans beim Training aus. Ist diese Entwicklung auch beim TSV 1860 vorstellbar?

Wir spielen nicht nur in zwei verschiedenen Ligen, wir haben auch zwei verschiedene Ansätze: Unser Ansatz ist der, dass wir – anders als die Bayern – ein volks- und fannaher Verein bleiben wollen. Wir schotten unseren Ehrengastbereich in der Arena auch nicht ab. Wir haben kein Problem, wenn uns einer anspricht. Die Fans und die Mitglieder sind unser ganzes Hab und Gut. Bei 1860 werden immer alle Türen offen stehen.

Interview: Oliver Griss

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