"Wir müssen es nehmen, wie es ist"
München - Am Dienstagvormittag hatte er noch darüber gewitzelt. Wenn er nicht direkt im Krankenhaus bleiben müsse, werde Benno Möhlmann selbstverständlich tags darauf wieder auf dem Platz stehen. Trotz der 0:1-Pleite bei seiner Premiere gegen den Karlsruher SC und seiner gesundheitlichen Beschwerden hatte der Löwen-Trainer seinen Humor nicht verloren. Bittere Ironie für ihn und den TSV 1860: Möhlmann musste tatsächlich im Krankenhaus bleiben.
Nach der Untersuchung gegen Mittag stand schnell fest: Der neue Löwen-Coach muss sich einer Not-Operation unterziehen. Sofort wurde der 61-jährige Rekordtrainer an der Gallenblase operiert. Der Klub vermeldete gestern Morgen per Pressemitteilung, dass der Eingriff gut verlaufen sei. „Wir wünschen Benno Möhlmann schnelle, gute Genesung“, wurden die 1860-Geschäftsführer Noor Basha und Markus Rejek sowie Sportchef Necat Aygün „stellvertretend für die ganze Löwen-Familie“ zitiert. Kapitän Christopher Schindler hatte seinem Chef vor laufender Kamera im Namen der Mannschaft gute Besserung gewünscht, danach sagte er zur AZ: „Ich war erstmal relativ erschrocken. Jetzt werden die Dinge nicht einfacher. Wir haben beim Spiel schon gemerkt, dass er nicht so gut drauf war.“
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Im Kellerduell gegen den KSC konnte sich Möhlmann kaum bewegen, hing auf seinem Trainerstuhl fest und überließ seinem Co-Trainer Sven Kmetsch das Coachen. Erst während des Spiels wurde offiziell bekannt, dass Möhlmann unter krankheitsbedingten Problemen litt. „Ich hatte gesundheitliche Probleme, daher haben wir die Rollen getauscht“, erklärte er nach seinem verpatzten Auftakt mit den Löwen.
Danach kam alles noch schlimmer für Möhlmann. Und hat auch Auswirkungen auf den ganzen Verein: Mindestens bis Ende der Woche muss der 61-Jährige stationär behandelt werden, schrieben die Löwen weiter in der Mitteilung. Damit fehlt der Chefcoach beim Auswärts-Auftritt der Löwen bei der SpVgg Greuther Fürth am Freitag. „Die Situation ist durch die Operation bei Benno natürlich nicht einfacher geworden. Die Löwen werden dadurch noch enger zusammenrücken und alles versuchen, um durch sportlichen Erfolg den Genesungsprozess unseres Cheftrainers zu beschleunigen“, ließ Basha verlauten.
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Schindler gab ehrlich zu: „Klar, es ist zu 100 Prozent was anderes, ob draußen der Cheftrainer steht oder nicht. Das ist natürlich bitter. Wir müssen es so nehmen, wie es ist. Wir können jetzt nicht sagen, dass wir das Spiel verschieben wollen. Wir haben auch Vertrauen zum kompletten Trainerteam.“
Irritationen gab es am Nachmittag über Möhlmanns Vertretung: Die Löwen schrieben in der Pressemitteilung nur, dass die beiden Co-Trainer Sven Kmetsch und Collin Benjamin das anstehende Training leiten werden. Basha dazu: „Wir haben vollstes Vertrauen in Kmetsch und Benjamin, die die Mannschaft in Abstimmung und im Sinne des Trainers vorbereiten und coachen werden.“ Da schien klar, dass Kmetsch wie gegen den KSC coachen würde.
Danach gaben die Löwen aber bekannt, dass Torwarttrainer-Urgestein Kurt Kowarz die Leitung des Trainerteams übernehmen soll – es sei Möhlmanns expliziter Wunsch gewesen. Kmetsch: „Das waren viele Faktoren. Wir haben uns intensiv beraten, auch mit Benno – und diese Lösung als optimal empfunden. Unter anderem auch, weil Kurt schon so lange dabei ist.“ Was Kmetsch nicht sagte: Der 57-Jährige besitzt im Gegensatz zu dein beiden Co-Trainern (jeweils A-Lizenz) die Fußballlehrer-Lizenz, für Kmetsch oder Benjamin hätten es eine Sondergenehmigung vom DFB gebraucht. Hätte den Löwen gerade noch gefehlt, das zu verschwitzen.