"Wir haben schon genug Druck"
Heute starten die Löwen in die Vorbereitung für die entscheidende Saisonphase. Hier erklärt Cheftrainer Reiner Maurer, wie er seine Mannschaft führt,
wieso er mit dem bisher Erreichten zufrieden ist und warum er sich dennoch Verstärkungen wünscht
AZ: Reiner Maurer, die Winterpause ist so gut wie rum. Trotz des guten Endes war's ja für Sie letztes Jahr nicht immer einfach. Haben Sie denn in den letzten zwei Wochen etwas abschalten können?
REINER MAURER: Ich denke schon, ich habe relativ wenig unternommen und bin kaum mal aus Mindelheim raus. Ein Mal ging’s ins Tannheimer Tal zum Skifahren, wobei mir da fast schon zu viel Betrieb war. Ich komme leider selten in die Berge, von daher kann ich das genießen. Zu den Spielern hatte ich in der freien Zeit keinen Kontakt, das ist auch mal ganz gut so. Ich muss ja sonst während der Trainingseinheiten und vor jedem Spiel viel Spannung aufbauen und mit den Spielern kommunizieren. Von daher ist eine Pause wichtig.
Und an Weihnachten – wurden Sie reichlich beschert?
Nein, im Gegenteil, mir reicht der Familienfrieden. Geschenke gibt’s für die Kinder, wobei die inzwischen älter sind und sich mehr über Bares Freude.
Gutes Stichwort, Bares brauchen auch die Löwen, um sich neue Spieler zu leisten. Kommt nach den Abgängen von Dennis Malura (nach Heidenheim) und Manuel Schäffler (nach Ingolstadt) nun auf jeden Fall ein Neuer?
Nein, den Zusammenhang gibt es nicht. Mit Dennis Malura verlässt uns ein Ergänzungsspieler, Manuel Schäffler wurde 14-Mal eingewechselt, er war häufig eine gute Alternative. Er hätte selbstverständlich gerne länger gespielt, aber in unserer Offensive hatten wir mit 40 erzielten Toren ein Topniveau, Manuel hat davon nur einmal getroffen, das sind die Fakten. Trotzdem müssen wir diese Abgänge kompensieren und weiter junge Spieler heranführen. Ich denke, das ist auch ein wesentlicher Grund, warum ich zum zweiten Mal Trainer von 1860 bin. Ich schaue nicht nur auf den kurzfristigen Erfolg, sondern setze auch Zukunftskonzepte um.
Trotzdem wünschen Sie sich doch einen neuen Mann.
Das schon, und wir beobachten auch ständig verschiedene Spieler, wahrscheinlich sogar intensiver als viele andere Vereine. Aber wenn man nicht zuschlägt, wechseln attraktive Spieler eben zu anderen Vereinen. Natürlich sind wir jetzt in der Abwehr nach dem Abgang von Malura noch dünner besetzt, aber wir haben rechts auch noch andere Alternativen. Ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen, und dafür haben wir bis jetzt ein sehr achtenswertes Ergebnis erreicht. Wenn man bedenkt, dass wir ein so genanntes Konsolidierungsjahr durchmachen, gibt es Aspekte, auf die wir stolz sein dürfen: Unsere Offensive wird in der Liga stark respektiert, an manchen Orten sogar gefürchtet. Wir haben das beste Zwischenergebnis, was die aktuelle Punktezahl betrifft. Und zum ersten Mal seit dem Abstieg hat sich der Zuschauerschnitt pro Spiel wieder erhöht. Wir liegen rund 20 Punkte vor Mannschaften wie Aachen oder Ingolstadt, die vor der Saison ähnlich stark wie wir gehandelt wurden. In den letzten Jahren musste man bei 1860 in der Winterpause sogar über die Dritte Liga nachdenken. Ich meine, alle diese Punkte werden zu schnell unter den Teppich gekehrt.
Dennoch, erst jetzt geht’s in die entscheidende Saisonphase. Was haben Sie sich vorgenommen?
Die ersten beiden Rückrundenspiele haben wir ja schon gewonnen. Morgen gehen wir mit 24 Spielern in die Vorbereitung, wobei einige Spieler wie Kiraly, Halfar, Feick, Schwarz, Wood länger verletzt waren und teilweise nicht gleich voll einsteigen können. Geplant sind fünf Testspiele, davon drei im Trainingslager und zwei in der direkten Vorbereitung auf Cottbus, vielleicht kommt je nach Platzverhältnissen kurzfristig ein sechstes dazu. Trotzdem empfinde ich es fast schon als Luxus, ins Trainingslager in die Türkei zu fliegen. Dort können wir gezielt am Feinschliff sowie an Details arbeiten und uns gegen starke Gegner Wettkampfpraxis holen.
Wenn man auf den Spielplan schaut, sieht man: Die Topteams müssen fast alle noch zu Ihnen. Daher haben Sie sicher große Lust, doch noch vorne anzugreifen...
Natürlich wollen wir auch nach oben Spannung erzeugen, das kann nur gut für 1860 sein. Aber zu viel Hoffnung wurde hier in den letzten Jahren oft sofort im Keim erstickt. Ich baue deswegen keinen Druck auf, wir haben sowieso schon genug Druck. Wir sind jetzt Sechster, allein der Sprung auf Platz fünf würde uns so viel Fernsehgeld ermöglichen, dass davon zwei Topspieler finanziert werden könnten. Das muss der erste Anspruch sein. Die Saison ist nur noch kurz, genau drei Monate, in den 15 Spielen ist noch viel möglich.
- Themen:
- TSV 1860 München