Willkommen in München, Osako-san
Yuya Osako, der neue Stürmer des TSV 1860, ist da – und wird schon gefeiert. „Ich möchte mit 1860 aufsteigen und weiß, was meine Aufgabe ist“, sagt er.
München - Das nennt sich dann wohl standesgemäß. Vier Minuten läuft das erste Trainings-Spielchen des TSV 1860 im Jahr 2014, als Gabor Kiraly zum ersten Mal überwunden wird. Von Yuya Osakos Kopf fliegt der Ball in hohem Bogen am Torhüter vorbei. 1:0! Die rund 500 Fans johlen. Willkommen in Giesing, Osako-san.
Dieser 23 Jahre junge Mann soll die kränkelnde Offensive der Löwen heilen. Das hat Osako schon mal verstanden. „Ich möchte mit 1860 aufsteigen und ich weiß, was meine Aufgabe ist. Ich bin gekommen, um Tore zu schießen“, sagt er bei seiner Vorstellung.
Es sind die einzigen etwas forscheren Sätze des schmächtigen Stürmers. Er sei ein wenig schüchtern, lässt er übersetzen, spreche nicht gerne über sich. Jeder Fußball-Interessierte in Japan kenne ihn, sagt sein japanischer Berater immerhin. „Er wird auf der Straße erkannt.“
Bei seiner Vorstellung an diesem herrlich goldenen Dienstag sitzt der Nationalspieler zwischen seinem neuen Trainer Friedhelm Funkel, dem Übersetzer und Sportchef Florian Hinterberger und macht große Augen. So richtig scheint er nicht zu wissen, wo er eigentlich gelandet ist. Von München habe er vorher nicht wirklich etwas gewusst, wobei doch, die Bayern. Mit wem er künftig zusammenspielen werde? Nein, das wisse er auch nicht. „Es ging alles so schnell, ich konnte mich nicht richtig vorbereiten“, lässt Osako übersetzen und lächelt schüchtern, fast unmerklich. Der ganze Trubel um ihn scheint ihm unangenehm. „Ich habe in den ersten Stunden schon gemerkt, dass München eine Fußball-Stadt ist“, sagt Osako. Das ist wohl auch diplomatisch gemeint.
Aber klar, es ist viel auf ihn eingeprasselt in den letzten Stunden. Am Montag haben ihn rund 25 Löwen-Fans lautstark am Flughafen empfangen, jemand hat ihm gleich einen Schal um den Hals gehängt. Dienstag Vormittag hat er auf der Geschäftsstelle einen Vertrag bis 30. Juni 2017 unterschrieben und bei dieser Gelegenheit auch Präsident Gerhard Mayrhofer kennen gelernt, dessen schiere Größe ja schon gestandenen Mitteleuropäern Respekt einflößen kann. Später erfährt Osako, dass er seine Wunschnummer – die 18 – nicht bekommen kann, weil die bereits Andy Neumeyer trage und ein Wechsel laut DFL-Statuten verboten sei. Dies sagen ihm die Löwen aber erst, nachdem er mit dem Trikot fotografiert worden ist. Später drückt ihm Hinterberger noch ein löwenblaues Shirt in die Hand, das Fanartikel-Chef Roland Kneißl eiligst hat anfertigen lassen. Ein Geschenk. „Willkommen in Giesing, Yuya“, steht da auf japanisch und deutsch. Dann muss Osako auch noch die forschen Löwen-Reporter kennenlernen, die sich für ganz andere Sachen zu interessieren scheinen als die Kollegen in Japan. Hobbies? Nein, keine Besonderen. Nur Fußball.“ Freundin? „Ich komme alleine nach München.“ Die vielen Einträge der Löwen-Fans auf seiner Facebook-Seite? „Ich bin nicht bei Facebook.“ Ob er Deutsch lernen wolle? „Hai“, Klar! Aber: „Es ist wichtig, dass ich Deutsch lerne, aber das wichtigste ist Fußball. Ich will ein stärkerer Spieler werden, deswegen bin ich gekommen“. So geht das in einer Tour.
Die Löwen aber sind mächtig stolz auf ihren Coup. „Aus der Branche ist schon ein gewisses Erstaunen zu spüren, wie wir einen Spieler von so einer Qualität kriegen konnten“, sagt Hinterberger. Und Funkel attestiert dem Sportchef „hervorragende“ Arbeit, Osako sei ein „exzellenter“ Spieler. Sehr „geradlinig, sehr professionell“ sei der Transfer vonstatten gegangen, so Hinterberger. Nur in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr habe man etwas zittern müssen. Osako musste noch etwas Dringendes in seiner Heimatstadt erledigen: Die Erlaubnis der Eltern einholen für den Umzug nach Europa.