Wiesn? Lienen denkt an Flucht

Der 1860-Trainer war noch nie auf dem Oktoberfest – und fürchtet, der Trubel könne sein Team in der Vorbereitung aufs Pokalspiel stören. Dann würden die Löwen die Stadt verlassen.
von  Abendzeitung
Ungläubiger Blick: Ewald Lienen begutachtet seine Kicker in der Wiesn-Tracht.
Ungläubiger Blick: Ewald Lienen begutachtet seine Kicker in der Wiesn-Tracht. © Gregor Feindt

Der 1860-Trainer war noch nie auf dem Oktoberfest – und fürchtet, der Trubel könne sein Team in der Vorbereitung aufs Pokalspiel stören. Dann würden die Löwen die Stadt verlassen.

MÜNCHEN Es schien Ewald Lienen schon ein wenig suspekt zu sein, als er das neue Gewand probierte. Der Löwen-Coach trägt ja sonst meist und gern Trainingsanzug. Doch als sich die Löwen beim Loden-Frey für die Wiesn einkleiden ließen, schlüpfte dann auch der Trainer in seine neue Meindl-Lederhose – und inspizierte sich neugierig im Spiegel. „Vielleicht sollte ich als Lederhosen-Model anfangen“, scherzte er. Dann fiel ihm auf: „Aber meine Waden sehen hässlich aus, vielleicht brauch’ ich noch ein spezielles Paar Strümpfe. Das letzte Mal hatte ich in den 50er Jahren eine Lederhose an. Das hat auf Kinderfotos immer ganz gut ausgesehen." Als der 56-Jährige das sagte, lachte die Runde und Ardijan Djokaj, der Montenegriner, machte lachend Handy-Fotos von seinem Trainer.

Lienen, der Westfale, machte bei der Anprobe freilich nicht den Eindruck, dass er als Besitzer einer neuen Krachledernen zum Wiesn-Stammgast wird. „Ich war noch nie auf dem Oktoberfest“, gestand er, „ich halte nicht viel davon, wenn man sich mit Alkohol volllaufen lässt. Das ist für mich ein Armutszeugnis.“

Trotzdem weiß Lienen, dass er zumindest einmal in den nächsten drei Wochen über seinen Schatten springen muss: Den offiziellen 1860-Besuch auf der Wiesn im Hacker-Zelt (29. September) darf er nicht schwänzen.

Für seine Kicker stellt Lienen einen klaren Wiesn-Verhaltenskatalog auf: „Es gibt Regeln“, sagt er, „und daran hat sich jeder Spielern zu halten.“ Wie genau die aussehen, soll intern bleiben. Lienen: „Vom Grundsatz her finde ich es gut, dass man die Geselligkeit pflegt, aber man darf nicht übers Ziel hinausschießen.“

Wer gegen die Auflagen verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen – bis hin zur Nichtberücksichtigung für den Profi-Kader. Lienen: „Wir sind ja eine Profi-Mannschaft und kein Kegelklub.“

Am kommenden Wochenende muss Lienen die Wiesn noch nicht in sein Pläne aufnehmen,1860 spielt am Sonntag in Aachen (13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Doch nächste Woche könnte das größte Volksfest der Welt den Coach zum Umdenken zwingen – falls im Mannschaftshotel Marriott in Freimann, in dem die Löwen logieren, (zu) viele Oktoberfest-Touristen für Trubel sorgen sollten. Dann will Lienen vor dem Pokalspiel gegen Hertha BSC (Mittwoch) vor der Wiesn Reißaus nehmen: „Sollte es so eintreten, dann müssen wir darüber nachdenken. Bei der Weiberfastnacht in Köln sind wir mit dem FC auch immer ins Trainingslager gegangen.“

Flieht 1860 am Ende gar vor der Wiesn? Oliver Griss

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