Wiederauferstehung des TSV 1860: Giannikis hat den taumelnden Löwen wiederbelebt

Gefühlt war Trainer Argirios Giannikis vor zwei Wochen schon fast Geschichte beim TSV 1860, drei Siege sieht die Löwen-Lage komplett anders aus. Wie dem Griechen die Kehrtwende pünktlich zur Wiesn gelang.
Matthias Eicher
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Chefcoach Argirios Giannikis hat die Trendwende mit dem TSV 1860 geschafft.
Chefcoach Argirios Giannikis hat die Trendwende mit dem TSV 1860 geschafft. © IMAGO

München – Wenn es mal so weit gekommen ist, folgt meist ein Rauswurf. Vier Pleiten in fünf Saisonspielen, nicht wenige Fans forderten das Aus von Trainer Arigrios Giannikis. Angeblich sollte der 44-Jährige nur noch ein letztes, finales Endspiel bekommen, um seinen Job zu retten, ausgerechnet beim seit Februar zu Hause ungeschlagenen Aufstiegsaspiranten Arminia Bielefeld. Dazu wurden unheilvolle 1860-Statistiken heraus gekramt: Drei Siege aus saisonübergreifend 16 Spielen, die Bilanz eines Absteigers.

Als nun auch noch Präsident Robert Reisinger ein Ultimatum auf AZ-Anfrage dementierte und Sport-Boss Christian Werner Giannikis sein Vertrauen aussprach, schrillten die weiß-blauen Alarmglocken auf Giesings Höhen.

Giannikis: "Ich befasse mich nicht mit Negativ-Szenarien"

All das, all die Kritik ließ Giannikis – zumindest öffentlich – von sich abprallen. "Ich befasse mich nicht mit Negativ-Szenarien, die Energie stecke ich lieber in meine Mannschaft", stellte der taumelnde TSV-Trainer klar und betonte mantraartig, dass sein Team nach dem XXL-Umbruch im Sommer weiter zusammenwachsen müsse: "Meine Kraft gilt komplett dem Prozess und der Entwicklung." Gesagt, getan, gesiegt!

Was taten Giannikis und Sport-Boss Christian Werner also? Sie blieben ruhig, wenngleich Sechzigs Geschäftsführer gewiss den ein oder anderen Namen parat gehabt hätte. Giannikis siegte auf der Alm (1:0). Zugegeben etwas glücklich.

Der Deutsch-Grieche siegte auch im Wiesn-Heimspiel, gegen Hannover 96 II (1:0) - zwar letzten Endes mühsam, aber insgesamt hochverdient. Der gebürtige Franke siegte und siegte - er gewann auch noch auswärts bei Borussia Dortmund II (2:1).

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TSV 1860: Kritiker hielten Entwicklung nicht mehr für möglich 

"Wir haben jetzt neun Punkte geholt aus dieser Englischen Woche, wir haben die perfekte Woche hingelegt", sagte Giannikis nach den drei Siegen in acht Tagen und in Serie erleichtert: "Wir haben jetzt vier der letzten fünf Spiele gewonnen und man sieht, dass die Mannschaft immer mehr Selbstvertrauen kriegt." Eine Entwicklung, die viele Beobachter nicht (mehr) für möglich gehalten hatten.

Giannikis hat sich als Stehaufmännchen gezeigt und mit 1860 eine Trendwende hingelegt, wie sie keinem einzigen Trainer der jüngeren Vereinshistorie der Blauen gelungen ist. Daniel Bierofka und Michael Köllner, die letzten beiden Coaches, die den Namen Erfolgstrainer beim TSV verdienen, waren neben sportlicher Abschwünge den vereinspolitischen Querelen zum Opfer gefallen.

Ansonsten waren Übungsleiter wie Maurizio Jacobacci, Vitor Pereira, Kosta Runjaic, Benno Möhlmann, Torsten Fröhling, Markus Von Ahlen, Ricardo Moniz, Friedhelm Funkel und Alexander Schmidt den hohen Erwartungen schnell zum Opfer gefallen.

Musste die Koffer nach einer Niederlage bei der Zweitvertretung des BVB packen: Ex-Coach Maurizio Jacobacci.
Musste die Koffer nach einer Niederlage bei der Zweitvertretung des BVB packen: Ex-Coach Maurizio Jacobacci. © IMAGO

TSV 1860 hat endlich eine Stammelf gefunden

Was Giannikis anders gemacht hat als mancher Vorgänger? Das favorisierte 4-2-2-2-System revidiert und mit der Rückkehr ins 4-2-3-1 Stabilität und Sicherheit geschaffen, die Sport-Boss Werner mit der Verpflichtung von Flügelflitzer Soichiro Kozuki flankierte. Spielmacher Tunay Deniz als Glücksgriff neben Sechser Thore Jacobsen beordert, endlich eine Stammelf gefunden.

Giannikis hat auch Pro-Argumente im Rücken, wie die Acht-Spiele-Ungeschlagen-Serie Anfang 2024, selbst den kleinen Totopokal-Vereinsrekord (18:0 gegen Kasendorf). Drei Wiesn-Siege in Serie gelangen zuletzt Werner Lorant (1998).

Ganz entscheidend: Team und Boss Werner stehen hinter dem Coach. Kapitän Jesper Verlaat erklärte im AZ-Interview sein Unverständnis darüber, zu einem derart frühen Zeitpunkt den Trainer zu hinterfragen. Kollege und Vizekapitän Thore Jacobsen stellte sich ebenfalls hinter Giannikis, bezeichnete ihn als "super Typ". So konnte Giannikis pünktlich zur Wiesn mit Sechzig eine Art Wiederauferstehung feiern - zum Lohn gab es zwei freie Tage, die der blaue Tross nebst Regeneration am Sonntag zum Aufgalopp in der Bräurosl nutzte.

Man darf gespannt sein, ob 1860 auch das zweite Wiesn-Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden (Samstag, 14 Uhr) gewinnt, ob die weiß-blaue Herrlichkeit nur ein Aufflackern zur fünften Jahreszeit war - oder darüber hinaus eine Fortsetzung findet.

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  • Kaiser Jannick am 03.10.2024 00:27 Uhr / Bewertung:

    Zitat:
    "Ach Kaiserle, sind wir etwas dünnhäutig geworden. Es ist nur genau Reisingers Konzept, immer wenn es bei unseren Löwen etwas besser läuft Störfeuer zu bringen um für Unruhe zu sorgen."

    Ach "Ultralöwchen", mit "Dünnhäutigkeit hat das gar nichts zu tun, wenn Du als mittlerweile fast einziger hier immer wieder Deinen spalterischen Unfrieden mit Deinen ewig gleichen und platten Beleidigungen vereinspolitischer Art in sportliche Themen verbauen musst. Das ist bei Dir echt schon pathologisch ausgeprägt.

    Und Du solltest genauer lesen. Die Bedeutung der letzten 9 Monate sollten eigentlich jedem klar sein, scheinbar doch nicht, daher für Dich noch einmal:

    AG ist mitnichten neu hier. Und leider hingen wir nicht nur zuletzt ganz unten drin, sondern auch am Ende der letzten Saison. Insofern wiederholt sich AGs Unfähigkeit mit beiden Kadern. Das ist doch das klar erkennbare Problem.

  • Löwin am 01.10.2024 18:06 Uhr / Bewertung:

    Was soll dieses ganze und eigentlich megapeinliche abledern gegen den Trainer ? Wenn die am Anfang der Saison mal unten drinnen hängen ist das noch lange kein Abstiegskampf ! Und wenn die demnächst vielleicht sogar mal vorne mitmischen sollten ist das noch kein Aufstiegsszenario ! Im übrigen fragt bei Punktgewinn eher niemand nach ob das Glück oder unverdient war - eher das Pech und zusätzlich das Unvermögen des jeweiligen Gegners ! Fazit : wenn verloren wird ist darüber zu reden wie und warum ... bei gewonnenen Spielen ebenso analysieren und dann möglichst nachsetzen ! Machen andere Profivereine vermutlich genauso ...

  • Kaiser Jannick am 02.10.2024 14:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Löwin

    "Wenn die am Anfang der Saison mal unten drinnen hängen ist das noch lange kein Abstiegskampf !"

    Leider hingen wir nicht nur zuletzt ganz unten drin, sondern auch am Ende der letzten Saison. Insofern wiederholt sich AGs Unfähigkeit mit beiden Kadern. Das ist doch das erkennbare Problem.

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