Wie Michael Köllner die Löwen gezähmt hat - auf und neben dem Platz
München - Die Vorzeichen hätten schlechter kaum stehen können, Anfang November vergangenen Jahres. Es herrschte Krisenstimmung auf Giesings Höhen. Mal wieder.
Entnervt von den ewigen Streitigkeiten zwischen den Gesellschaftern und wiederholten Indiskretionen seitens der Vereinsführung nahm Daniel Bierofka seinen Hut. Eine vergraulte Vereinslegende, chronisch zerstrittene Fanlager und latente Abstiegsangst. Eine toxische Mischung.

Nun, knapp elf Monate später, stellt sich die Situation an der Grünwalder Straße 114 anders dar. Es herrscht ungewohnte Harmonie bei den Löwen, auf und neben dem Platz. Auch und vor allem dank Michael Köllner, dessen Vertragsverlängerung am Donnerstag bekanntgegeben wurde.
Michael Köllner lässt TSV 1860 vom Aufstieg träumen
Der Klub habe "enormes Potenzial", sagte der Nachfolger von Daniel Bierofka bereits nach seiner Amtsübernahme, "es ist richtig viel Kraft in dem Verein und jetzt geht es darum, alle Kräfte zu wecken." Was folgte, war eine beinahe beispiellose Erfolgsserie.
In seinen ersten 14 Partien als Löwen-Coach blieb Köllner ungeschlagen. Unter dem Oberpfälzer marschierte Sechzig vom zwölften Tabellenplatz - der Vorsprung auf die Abstiegsplätze betrug lediglich fünf Zähler - zwischenzeitlich sogar bis auf Platz zwei. Bis zum letzten Spieltag durften die Löwen von der Rückkehr in die 2. Bundesliga träumen, die Hoffnungen auf eine Rückkehr in Deutschlands zweithöchste Spielklasse zerschlugen sich erst mit dem 0:2 gegen den FC Ingolstadt.
TSV 1860: Köllner sorgt für gute Stimmung bei den Löwen
Doch nicht nur fachlich weiß der stets Optimismus ausstrahlende Oberpfälzer die Löwen hinter sich zu bringen. Aufgrund seiner offenen, freundlichen und seriösen Art erfreut sich der 50-Jährige bei Spielern, Fans und Verantwortlichen großer Beliebtheit. "Ich bin ein Trainer für alle und will ein Trainer für alle sein", sagte er zu Beginn seiner Amtszeit. Einer für alle. Und insbesondere einer, auf den sich alle einigen können.
"Er ist nicht nur ein toller Trainer, sondern auch ein Mensch mit Weitsicht und Feingefühl", schwärmte Investor Hasan Ismaik im Frühjahr, auch Präsident Robert Reisinger traut Sechzig unter Köllner weiter eine positive Entwicklung zu. "Mir wär’s recht, wenn wir mit dem Herrn Köllner und seinem Team in den nächsten fünf Jahren ans Tor zur Ersten Liga klopfen", gab der Oberlöwe Anfang des Jahres die ambitionierten Ziele vor.
Auch bei den Gesellschaftern herrscht Harmonie
Ohnehin ist das Verhältnis beider Gesellschafter so gut wie lange nicht. Mit dem gemeinsam erarbeiteten Basispaket ist die wirtschaftliche Zukunft der Sechzger vorerst gesichert, auch bei der Verpflichtung von Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer waren sich beide Seiten einig. Auf der virtuellen Jahreshauptversammlung kündigte Reisinger sogar ein erstmaliges Treffen mit Ismaik an.
"Wichtig ist, dass alle für den Erfolg des Vereines einstehen und so nehme ich das hier bei den Löwen wahr", meinte Michael Köllner im Sommer: "Wir haben in der Mannschaft eine hohe Einigkeit. Ich hoffe, dass sich diese Einigkeit auf alle Ebenen überträgt."
Seine Hoffnung sollte sich erfüllen, das haben die vergangenen Monate gezeigt. Wer hätte daran schon geglaubt im vergangenen November?