Wie das Stahlbad TSV 1860 aus Jesper Verlaat den Alpha-Löwen formte

München - Jesper Verlaat hat beim TSV 1860 schon viel erlebt. In der Vorsaison, als er noch ein Neulöwe war, einen historischen Startrekord von fünf Siegen in Serie. Es folgten: Berg- und Talfahrt, schleichender Absturz, Rauswurf von Ex-Coach Michael Köllner. Bei dessen Nachfolger Maurizio Jacobacci ist er seit Saisonbeginn Kapitän. Und, wenn es nach dem Coach geht, zum Anführer gereift.
"Jesper Verlaat ist wahnsinnig gewachsen", sagt der 60-Jährige über seinen Spielführer. Natürlich nicht, was seine 1,93 Meter angeht, denn da lässt den Niederländer höchstens seine blonde Wuschel-Mähne manchmal größer wirken. Nein, der Trainer meint sowohl die sportliche, als auch die persönliche Entwicklung seines verlängerten Armes auf dem Rasen.
"Gewinnt viele Bälle": Jacobaccis Lobeshymne auf Jesper Verlaat
"Er macht es sehr, sehr gut. Er hat auch kein Problem mit einem anderen Spieler an seiner Seite, seinen Part zu spielen", lobte Jacobacci den niederländischen Abwehrspieler. Verlaat hat in dieser Saison bereits mit mehreren Nebenmännern geliefert: allen voran mit seinem etatmäßigen Partner Leroy Kwadwo, aber auch an der Seite von Kaan Kurt oder Niklas Lang. Sechzig hat in fünf von elf Saisonspielen zu Null gespielt, auch ein Verdienst von Verlaat.
Jacobaccis Lobeshymne auf seinen Abwehrchef: "Man sieht schon, welche Qualitäten er hat. Verlaat habe "an Sicherheit zugenommen", mach "ganz wenige Fehler", er sei "bei Pässen nach vorne sehr präsent" und bringe diese "an Mann". Zudem, so der TSV-Trainer: "Er macht entscheidende Sachen, entscheidet sich für das Richtige und ist im Zweikampf sehr griffig. Er gewinnt viele Bälle."
Jesper Verlaat übernimmt beim TSV 1860 Verantwortung
Sportliches Wachstum kommt selten allein, weshalb Jacobacci auch ein dickes Komlipment anhängt, was Verlaats Führungsqualitäten angeht: "Er nimmt auch die Verantwortung." Das war nicht immer so, schließlich hatte Jacobacci seiner Truppe in der Vorsaison noch fehlende Charakterstärke unterstellt. In Verlaats Fall haben die vielen weiß-blauen Achterbahnfahrten, die neue Aufgabe als Mann mit der Binde und vielleicht auch die ein oder andere Jacobacci-Ansage geholfen. Jacobacci: "Er hat es sich zu Herzen genommen. So verstehe ich das Captaindasein." Ein Spielführer müsse "auch außerhalb des Fußballplatzes" vorangehen.
Verlaat musste bekanntlich einige Tiefen einstecken, mannschaftlich wie persönlich: Als Sechzig tief in der Krise steckte, ließ dies den Verteidiger nicht kalt, Ex-Coach Köllner hatte ihn kurzzeitig auf die Ersatzbank verbannt und öffentlich kritisiert. Der Mann, der eigenen Aussagen zufolge vor jedem Spiel mit seiner Mama und seinem (berühmten Fußballer-)Papa Frank Verlaat telefoniert, sei durch das Stahlbad gewachsen. Verlaat, Typ Frohnatur, ist erwachsener geworden.
Jesper Verlaat stellt sich hinter Trainer Maurizio Jacobacci
"Es ist wichtig, dass man weiß, was beim Verein abgeht – vor allem, wenn man als Spieler den Verein verstehen will und auch die Tradition dahinter begreifen möchte", sagte der 27-Jährige kürzlich im Podcast "4zu3": "Man muss nur aufpassen, dass man sich als Spieler darin nicht verliert in den Geräuschen drum herum." Sechzig sei "sehr nervenzehnrend", aber es seien "schöne Nerven, die da flöten gehen" würden.
Er scheint seine Balance gefunden zu haben, denn in einer bisher mittelprächtigen Sechzger-Spielzeit zählt er zu den absoluten Stützen. Auch für den Trainer: Als Jacobacci jüngst in der Kritik war, sagte Verlaat: "Die Mannschaft steht hinter dem Trainer."