Wie das "Bündnis Zukunft 1860" den TSV zum Aufstieg führen und die Stadionfrage lösen will

Das "Bündnis Zukunft 1860" stellt sein neues Strategiepapier für den TSV 1860 vor – mit Investor Hasan Ismaik und 50+1, einer Drei-Standorte-Lösung der Stadionfrage, dem "Radi"-NLZ, sozialem Engagement und Imagepflege.
von  Matthias Eicher
Das Herz des TSV 1860 schlägt in Giesing, das wissen auch Martin Gräfer und Klaus Lutz. Sollte das Grünwalder Stadion aber nicht ausreichend umgebaut werden können, soll in Riem eine neue Arena samt eines "Zentrums für Sport, Medizin und Technologie" entstehen.
Das Herz des TSV 1860 schlägt in Giesing, das wissen auch Martin Gräfer und Klaus Lutz. Sollte das Grünwalder Stadion aber nicht ausreichend umgebaut werden können, soll in Riem eine neue Arena samt eines "Zentrums für Sport, Medizin und Technologie" entstehen. © imago images/Steffen Kuttner

München - "Freiheit für Sechzig!", fordert eine neue Fan-Initiative der Löwen, was auch die aktuelle Vereinsführung derzeit lebt: eine Emanzipation von Investor Hasan Ismaik – am liebsten eine Trennung?

Das "Bündnis Zukunft 1860" möchte ebenfalls eine "Freiheit für Sechzig" etablieren, und zwar die "Freiheit ZUR Kooperation", nicht die "Freiheit VON Kooperation". Am Donnerstag stellte der neue Zusammenschluss aus Sponsoren, Mitgliedern, Fans und Gönnern des TSV 1860 sein Konzept für eine erfolgreichere Löwen-Zukunft den Medien, Mitgliedern und Fans vor, das man auch an beide Gesellschafter der Sechzger gesendet habe. Der "Matchplan für Sechzig!" – die AZ zeigt die wichtigsten Inhalte.

TSV 1860 und Hasan Ismaik – Verhältnis auf Augenhöhe soll her

Anerkennung von Realitäten: "Der Investor ist Realität", referierte Martin Gräfer, Verwaltungsratskandidat und Vorstand von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische". Er stellte klar, dass ein konstruktives Miteinander den Konfrontationskurs der aktuellen Vereinsführung ersetzen soll: "Auch eine angedachte Insolvenz, die man sich mal als Traum angedacht hat, ist keine Lösung."

An dieser Stelle kommt Professor Klaus Lutz ins Spiel, der 2007/08 kurzzeitig als neuer Löwen-Präsident im Gespräch war: Der IHK-Präsident und Ex-Baywa-Boss soll nicht nur für neue Sponsoren sorgen, wie er ankündigt. Er soll aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit ausländischen Kulturen für eine Annäherung zwischen 1860 und Ismaik sorgen: "Es wäre traurig, wenn wir kein Verhältnis auf Augenhöhe mit Hasan Ismaik hinbekommen."

15 Millionen Euro für Aufstieg und Etablierung in der 2. Bundesliga

Fünfjahres-Aufstiegsplan mit Perspektive Bundesliga: Sechzig brauche einen Fünfjahresplan, um eine verlässliche, mehrjährige Strategie auf die Beine stellen zu können, deren Ziel nicht nur der Aufstieg in die Zweite Liga, sondern auch eine Etablierung zum Ziel hat. "Wir sprechen von einem Gesamtpaket von 15 Millionen Euro", sagte Lutz.

Entgegen der Interpretation eines e.V.-nahen Blogs, dass dies nur durch Ismaik-Darlehen geschehen soll, zählte Lutz auf: "Dieses Kapital kann man durch Anleihen, eine Kapitalerhöhung, weitere Investoren, unterschiedliche Darlehensmöglichkeiten oder einer Beteiligung der Fans beschaffen." Dies scheint angesichts des Konsolidierungskurses der Vereinsführung nur im Falle eines Umsturzes im Verwaltungsrat möglich.

Ausbau des Grünwalder Stadions oder Neubau in Riem

Drei-Standorte-Lösung der Stadionfrage: Das Bündnis wolle prüfen lassen, ob das Grünwalder Stadion auf mindestens 25.000 Zuschauer ausgebaut werden kann, da Sechzigs Kult-Stätte laut des Strategiepapiers als "emotionale Heimat der Löwen Ausgangspunkt aller Überlegungen" sei.

Die Alternative sei ein Stadion-Neubau in Riem in Form eines "Zentrums für Sport, Medizin und Technologie", zusammen mit dem Freistaat Bayern, der Stadt sowie den Universitäten. Eine "Drei-Standorte-Lösung", da das Grünwalder dann für Jugend, Frauen und Public Viewings genutzt, sowie die Trainingsplätze modernisiert und eine Turnhalle gebaut werden sollen. Zudem sollen die Frauen-Teams des TSV 1860, die Löwinnen, gestärkt werden.

NLZ des TSV 1860 soll Profit-Center und Klub-Image soll aufpoliert werden

Das "Radi"-NLZ: Das Nachwuchsleistungszentrum soll zu einem Profit-Center umgewandelt werden, das sich selbst vermarktet und am Ende des Tages mehr auszahlt. "Wir empfehlen, das Internat des NLZ in Kooperation mit der Stadt und regionalen Unternehmen deutlich auszubauen", heißt es. Zudem soll das NLZ nach Löwen-Legende Petar Radenkovic benannt werden, um den Identifikationsfaktor zu erhöhen.

Die Heimat des ehrlichen Fußballs: Die Arbeitsgruppe "Marke und Vision" will das grundsätzliche Image der Sechzger aufpolieren und für "unverwechselbare Löwen" sorgen: Vom Profi bis zum Mitarbeiter solle sich 1860 sozial engagieren und die Werte "Freiheit, Rudel, Standhaftigkeit, Unruhe (im positiven Sinne) und Heimat" in die Stadt und die Welt hinaus tragen.

Fazit des Matchplans: Viele gute Ideen, einige visionäre bis schwer umsetzbare Vorschläge, Fragezeichen bei der Finanzierung – und der unerschütterliche Glaube, dass Geldgeber Ismaik mitspielt. Gräfer dazu auf AZ-Nachfrage: "Es ist alternativlos. Erfolg wird es nur mit einer gemeinsamen Strategie geben."

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