Wettskandal: Schiedsrichter unter Verdacht
BOCHUM/BERLIN - Ein Schiedsrichter aus Nordrhein-Westfalen steht im Wettskandal unter Verdacht. Der 27-Jährige war beim 1860-Spiel gegen Oberhausen als Linienrichter im Einsatz.
Im neuen Wettskandal hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine sogenannte Schutzsperre gegen einen seiner Schiedsrichter verhängt. Der 27-jährige Cetin Sevinc aus Waltrop (Kreis Recklinghausen) werde vorerst nicht mehr als Schiedsrichter oder Assistent angesetzt, teilte der DFB am Dienstag mit. Notwendig geworden sei diese Schutzsperre aufgrund der Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen gegen Sevinc wegen möglicher Spielmanipulationen eingeleitet haben soll. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum sagte lediglich: „Wir ermitteln – gegen wen auch immer“.
„Wir sind über den Verdacht gegenüber Cetin Sevinc bereits informiert gewesen und haben alle unsere diesbezüglichen Informationen der Staatsanwaltschaft in Bochum zur Verfügung gestellt. Natürlich gilt für Herrn Sevinc die Unschuldsvermutung, doch solange die Ermittlungen gegen seine Person nicht abgeschlossen sind, werden wir ihn zum Schutze seiner Person und des laufenden Wettbewerbs nicht mehr ansetzen“, sagte der für Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
Sevinc war den Angaben zufolge in der laufenden Saison viermal in der Regionalliga Nord und ein Mal in der Regionalliga West im Einsatz. Als Assistent war er in der 2. Bundesliga fünfmal angesetzt. Hinzu kommen zwei Einsätze im DFB-Pokal und in Liga 3.
Als vor zwei Wochen für das Zweitliga-Spiel Rot-Weiß Oberhausen (RWO) gegen TSV 1860 München (0:1) wegen Manipulationsverdacht Wettalarm ausgelöst wurde, nannte ein Informant laut „Bild“-Zeitung (Dienstagausgabe) auch den Namen des Schiedsrichters als einen der Beteiligten an einer möglichen Beeinflussung der Partie. Der Verdächtige war Linienrichter in dem Spiel.
Ein RWO-Sprecher sagte auf ddp-Anfrage: „Wir haben den Schritt des DFB zur Kenntnis genommen und beobachten das aufmerksam.“ Der DFB trage die Verantwortung für die Schiedsrichter. Der Verein halte sich im übrigen „alle Optionen offen“. Nach dem Spiel hatte sich der Club über eine Vorverurteilung in den Medien beschwert. Das Spiel gegen 1860 München war durch ein Eigentor entschieden worden. Ein RWO-Verteidiger hatte einen Freistoß ins eigene Tor abgefälscht.
Gegenüber „Bild“ stritt der DFB-Referee Spielmanipulationen als auch Wetten auf eigene Spiele ab. „Alles völliger Unsinn. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, habe nichts zu verbergen“, sagte Sevinc.
Zu seinem Einsatz beim Zweitliga-Spiel zwischen Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf, das am 3. Oktober durch ein 2:1-Abseitstor der Fürther entschieden worden war, sagte Sevinc: „Es kommt immer mal zu krassen Fehlentscheidungen.“
Der DFB-Kontrollausschuss hat unterdessen wegen möglicher Spiel- und Wettmanipulationen in den vergangenen Tagen erste Vernehmungen durchgeführt. „Aus Rücksicht auf die noch laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bitten wir um Verständnis, dass wir derzeit die Namen der vom Kontrollausschuss vernommenen Spieler und der eventuell betroffenen Partien noch nicht nennen können“, sagte Koch.
Einige Akteure hätten im Verlauf der Befragung durch den DFB-Kontrollausschuss die gegen sie erhobenen Vorwürfe der Spielmanipulation „nicht entkräften können“, hieß es.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum sollen seit Beginn des Jahres europaweit rund 200 Spiele manipuliert worden sein. Bereits 2005 hatte es einen Fußball-Wettskandal um den damaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer gegeben.
ddp