Wettberg fürchtet Absturz in Liga fünf!

Am Dienstag trifft sich der Aufsichtsrat mit Stevic und Lienen. Passieren wird den beiden nichts. Das Problem, so der Ex-Vize, liegt bei den Spielern. Und die werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.
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"Einer, der sich immer stellt, auch gegenüber den Fans": Löwen-Trainer Ewald Lienen.
firo/Augenklick "Einer, der sich immer stellt, auch gegenüber den Fans": Löwen-Trainer Ewald Lienen.

Am Dienstag trifft sich der Aufsichtsrat mit Stevic und Lienen. Passieren wird den beiden nichts. Das Problem, so der Ex-Vize, liegt bei den Spielern. Und die werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.

AZ: Herr Wettberg, am Dienstag trifft sich der Aufsichtsartt mit der sportlichen Leitung der Löwen. Lienen, Stevic und Stoffers beim Rapport?

KARSTEN WETTBERG: Nein. Dieses Treffen hat es schon vor der Saison gegeben. Damals war es ein gemütliches Beisammensein, ein Kennenlernen. Natürlich werden wir jetzt auch über die momentane Situation der Löwen reden müssen.

Und die ist eher ungemütlich. Stellt sich da für Sie nicht die Trainerfrage?

Nein. Ewald Lienen ist der Richtige für Sechzig. Einer, der sich immer stellt, auch gegenüber den Fans. Einer, bei dem es mir richtig weh tut, wenn seine Mannschaft wieder verliert. Einer, den ich jeden Tag in mein Abendgebet miteinschließe, dass sich bald der verdiente Erfolg einstellt.

Aber auch einer, der bisher kein Mittel gefunden hat, die Mannschaft aus der Misere zu führen.

Lienen kann doch nichts für die Fehler der Vergangenheit. Dass man hochkarätige Spieler hat ziehen lassen. Ich rede nicht von den Bender-Zwillingen, die waren nicht zu halten. Aber einen Christian Träsch für 200 000 Euro zum VfB Stuttgart zu verkaufen oder Toni Fink gehen zu lassen, das waren Riesenfehler. Der Fink hat am Sonntag wieder zwei Tore für Karlsruhe geschossen, den hätten wir für ein Butterbrot behalten können. Dieses Erbe hängt der neuen sportlichen Leitung jetzt wie ein Klotz am Bein.

Aber wie lange gewähren Sie Lienen noch Schonfrist bei der Verwaltung der Erblast?

Das Problem liegt viel mehr in der Mannschaft. Es fehlen die Typen, die die Ärmel hochkrempeln. Wie in Cottbus. Da liegst du 0:1 hinten, hättest noch ewig Zeit, den Ausgleich zu erzielen. Aber es gibt keinen, der die Mannschaft mitreißt. Ein Typ, wie Miki Stevic als Spieler einer war. Ein Berhard Trares, ein Thomas Miller. Mit Florin Lovin und Daniel Bierofka hätten wir zwei solche Leitwölfe, nur sind die halt leider verletzt.

Warum muss es an diesen beiden hängen, ist bedingungsloser Einsatz von einem Zweitliga-Profi zu viel verlangt?

Leider muss man solche Typen inzwischen wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Die könnten alle viel mehr als sie derzeit bringen, es fehlt an der Einstellung des Einzelnen. München mit seinen vielen Möglichkeiten ist für einen jungen Menschen brandgefährlich und verlockend. Und ich bin gewiss auch kein Ewiggestriger. Nur manchmal verstehe ich die heutige Generation nicht. Wenn ich mein Hobby zum Beruf machen kann und heute in der zweiten Liga in fünf Jahren so viel Geld verdienen kann wie früher ein Nationalspieler in seiner ganzen Karriere nicht, dann ist das unverständlich, warum das viele nicht begreifen. Da ist kein Zug dahinter.

Darum spielt Sechzig ja auch so lethargisch, blutarm, herzlos. Kein Wunder, dass das Stadion in Fröttmaning immer leerer wird.

Richtig. Der Zuschauer muss doch wie in England oder wie bei St. Pauli am Millerntor heimgehen im Gefühl, dass die Spieler alles gegeben haben. Aber das fehlt zur Zeit. Und auf Dauer wird man in der zweiten oder dritten Liga nicht in der Arena spielen können. Da kommt der finanzielle Kollaps.

Sie sprechen schon von der Dritten Liga.

Ich mag ja gar nicht daran denken. Nur ist es in der Arena bei wenigen Zuschauern ja jetzt schon trostlos, das ist nun mal ein Stadion für die erste Liga. Und wenn bei einem Abstieg nur noch 8000 oder 9000 kommen, dann kann man das finanziell nicht mehr stemmen. Dann gibt es keine Lizenz mehr, dann werden wir zwangsversetzt. Nur Dummköpfe können sagen: „Gut, dann fangen halt wieder in der Bayernliga an.“ Freunde, das ist inzwischen fünfte Liga, ein Durchmarsch wie damals in den Neunzigern in die Bundesliga wird nie mehr möglich sein.

Haben Sie Angst um Sechzig?

Angst nicht, nur große Sorge. Und natürlich immer noch Hoffnung, dass wir endlich rauskommen aus der Abwärtsspirale. 1000 Jahr’ kann’s doch nicht auf einer Seite hängen.

Interview: Florian Kinast

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