Westkurve kontra Haupttribüne: Der Sitzberger-Eklat spaltet auch die Fans des TSV 1860

München – Nicht nur auf dem Platz ging es zwischen dem TSV 1860 und dem SV Sandhausen (1:1) teilweise intensiv zu, sondern auch auf den Rängen. Etwas mehr als eine halbe Stunde war gespielt, als aus der Westkurve Spruchbänder auftauchten, mit der Aufschrift: "Löwengönner, Vizepräsident, der sich plötzlich zur HAM bekennt – wer Brücken Richtung Feinde baut, hat sich sein Denkmal selbst versaut."
TSV 1860: Aktive Fans in der Kurve mit Banner gegen Hans Sitzberger
Das Banner galt Hans Sitzberger, dem unter der Woche vom Verwaltungsrat der Löwen zunächst das Vertrauen entzogen worden war. Das Gremium wirft dem 70-Jährigen vor, vertrauliche Informationen weitergegeben zu haben und entschied daher am Donnerstag, ihm das Vertrauen zu entziehen. Am Freitag wehrte sich Sitzberger vehement via Facebook. "Ich habe zu keinem Zeitpunkt Interna aus vertraulicher Korrespondenz des Präsidiums an die Öffentlichkeit gegeben, weder an die Presse noch an den Mitgesellschafter, an niemanden", stellte Sitzberger in seinem Schreiben klar. Infolge des Statements empfahl das Gremium Sitzbergers Abwahl bei einer zeitnah stattfindenden außerordentlichen Mitgliederversammlung.
"Reisinger raus!"-Rufe nach der Pause auf der Haupttribüne im Grünwalder Stadion
Nun bekommt der Vizepräsident nicht nur vom Verwaltungsrat Gegenwind, sondern auch der Westkurve. Und das, obwohl er sich gar nicht, wie die Banner vermuten lassen würden, mit HAM und der Investorenseite solidarisierte, sondern lediglich ein Miteinander der Gesellschafter befürwortete. Jenes Miteinander war eines von Sitzbergers größten Merkmalen während seiner Zeit beim TSV 1860.
Jedoch gibt es auch Fans, die weiterhin hinter dem 70-Jährigen stehen. Nach der Pause hallten zwischendurch "Reisinger raus!"-Rufe über die Haupttribüne. Beide Funktionäre, Sitzberger und Präsident Robert Reisinger, waren beim Spiel anwesend, saßen allerdings nicht nebeneinander.
Es passte auch ein wenig zum Spiel selbst, das ähnlich gespalten war: Vor der Pause dominierte der SV Sandhausen, im zweiten Durchgang wurden die Löwen auf dem Platz wesentlich aggressiver und verdienten sich das unter dem Strich dennoch etwas glückliche Remis. Die Freude über den Punkt gegen den Aufstiegskandidaten ist wahrscheinlich das Einzige, das Verwaltungsrat, Sitzberger und auch die gespaltene Fanszene derzeit eint.