"Werner Lorant war eine Institution": Kult-Pfarrer und TSV-1860-Fan Schießler wird Messe für Lorant lesen
München – Ruhe und Frieden, Werner Lorant. Der Kult-Trainer der Löwen ist am Ostersonntag im Alter von 76 Jahren verstorben. Am Donnerstag, 1. Mai gedenken die Löwen ihrer Trainer-Legende mit einem Gottesdienst auf Giesings Höhen. Nicht fehlen darf dabei der Kult-Pfarrer und Sechzger-Fan Rainer Maria Schießler. In der AZ spricht der 64-Jährige über Lorants Tod, über all die Triumphe des schillernden wie knorrigen Coaches – und seinen Platz beim lieben Gott in der ersten Reihe.
Schießler: "Lorant war der Inbegriff des Erfolgs"
"Werner Lorant war nicht nur eine Institution bei den Löwen. Er war mit Präsident Karl-Heinz Wildmoser der Inbegriff des Erfolgs", erinnert sich Schießler im Vorfeld des Trauergottesdienstes am Donnerstag, 1. Mai, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Helena am Wettersteinplatz. Dort, unweit des altehrwürdigen Grünwalder Stadions, wollen die Löwen einer ihrer größten Vereinsikonen gedenken.
Schießler und Lorant, sie predigten, gestikulierten und beteten Anfang der Neunziger Jahre nur ein paar Meter voneinander entfernt. "Es gibt da eine nette Anekdote, die uns verbindet: Ich war von 1991 bis 1993 Kaplan in Heilig Kreuz in Giesing, es war die Zeit, in der Sechzig aus der Dritten Liga bis in die Erste Liga aufgestiegen ist. Ich habe damals scherzhafterweise öfter gesagt: 'Die Löwen sind aufgestiegen, weil Werner Lorant sie gut trainiert hat und ich gut für die Sechzger gebetet habe'". Dort wird Schießler nun Abschied nehmen von einer Ausnahmeerscheinung unter den Löwen.

Kult-Pfarrer Schießler schwärmt von Lorant
Dabei haftete Lorant bekanntlich das Image als harter Hund an. Schießler meint dazu schmunzelnd, aber wohlwollend: "Den Titel Beinhart musst du dir erst einmal erarbeiten. Lorant war auch ein fleißiger Arbeiter - und zwar einer, der ein Talent mitgegeben bekommen hat und das zu 100 Prozent gelebt hat. Wir wollen am Donnerstag auch Danke sagen - danke dafür, dass wir einen solchen Menschen und seine Fähigkeiten erleben durften."
Die weiß-blaue Glaubensgemeinschaft soll am Donnerstag noch einmal in Erinnerungen schwelgen: "Mit seinem markanten Auftreten, seinem stakkato-mäßigen Sprech, seiner unnachahmlichen Physiognomie", beschreibt Schießler die Züge des Charakterkopfes der Blauen: "Er brachte bei allem, was er tat, seine volle Überzeugung zum Ausdruck."
"Wir sprechen nicht um den heißen Brei herum"
Doch wie umschifft man in einer Predigt seine berühmten vulkanartigen Gefühlsausbrüche, seinen Lebenswandel und seine Eskapaden? Gar nicht, so Schießler: "Es heißt ja oft, vor Gericht und am Altar wird am meisten Unwahrheit gesprochen. Aber das stimmt nicht, wir sprechen nicht um den heißen Brei herum, denn das Gebet drückt schon alle aus.
Darin heißt es: Vergelte ihm alles Liebe und Gute, verzeihe ihm, was ihm misslungen ist und und vollende, was er aus eigener Kraft nicht erreicht hat: Werner Lorant war ein Mensch voller Makel und Fehler. Aber er hat auch Grenzen gekannt. Unter der harten Schale steckte ein wachsweicher Kern."

Löwen können sich in den nächsten Tagen im Kondolenzbesuch eintragen
Und so sucht Schießler noch nach einem passenden Vergleich aus der Bibel, um dem erfolgreichsten Trainer der jüngeren Vereinshistorie gerecht zu werden: "Vielleicht mit dem Hüter, dem Türhüter. Lorant war ein durch und durch wacher und wachsamer Mensch, auf den Augenblick konzentriert. Ich hoffe, dass ihn alle Mitbeter und Zuhörer wiederfinden."
Sowohl in der Kirche, als auch am Trainingsgelände am Mittwoch und Freitag von 9 bis 17 Uhr sowie am Spieltag von 9 bis 13 Uhr können sich alle Löwen in ein Kondolenzbuch eintragen - und wie Pfarrer Schießler ihre eigenen Worte finden, um von einem ganz besonderen Löwen Abschied zu nehmen.