Werner Lorant: "Es geht ums Laufen!"
München - Das Schlimmste kommt noch. „Natürlich benutze ich auch Medizinbälle“, sagt Friedhelm Funkel. Allerdings erst in der Vorbereitung, nicht während der Saison. Ein wenig müssen sich die Spieler also noch gedulden – oder besser gesagt: dürfen. Doch auch so überzeugen die Löwen jetzt schon Woche für Woche in einer Disziplin: Laufleistung. Zuletzt in Bochum beim 2:1-Sieg, dem dritten in Folge, spulten sie sechs Kilometer mehr ab als der Gegner. Eine Woche zuvor beim 1:0 gegen Greuther Fürth waren es sogar fast 123 Kilometer – ein Spitzenwert, den selbst Borussia Dortmund, bekannt für lange Wege, nicht immer erreicht.
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„Die Mannschaft war in einem körperlich guten Zustand, als ich sie von Alexander Schmidt übernommen habe. Ich habe es dann noch weiter forciert“, sagt Funkel. Weiterer Beleg: Seine Mannschaft absolvierte die viertmeisten Sprints aller Zweitligisten. In Bochum legte Daniel Adlung als bester Löwe 31 Sprints hin – eine ganz starke Quote. So kann zumindest teilweise die Kreativ-Armut der Löwen kaschiert werden. 16 Spiele, 24 Punkte, Platz sieben. Nur noch vier Punkte trennen die Löwen vom Relegationsplatz. Sonntag ist der Sechste Union Berlin zu Gast (13 Uhr, live auf Sky). 1860 will den vierte Sieg in Folge errennen. Funkel: „Natürlich lasse ich viel Lauftraining machen. Den Spielern gefällt das natürlich nicht immer, aber ich bin ja nicht nur für die gute Laune da. Schwimmer und Leichtathleten trainieren noch viel härter. Wir müssen sehen, dass wir im Spiel 90 Minuten alles raushauen. Nur so geht es!“
Diese Einstellung erinnert bei den Löwen an einen: Werner Lorant. Der Ex-Trainer (1992-2001) führte 1860 damals bis in die Champions-League-Qualifikation. „Im Fußball geht es nur ums Laufen, alles andere ist Gelaber. Meine Taktik wird immer Bestand haben“, meint Lorant noch heute. Und sagt damit: Funkel macht’s wie ich! Motto: Laufen, Flanken, Tor. Lorant: „Friedhelm weiß, was er zu tun hat. Er wird ja 60 Jahre alt. Junge Trainer kennen sich nicht aus, die hören nur auf die Spieler. Und Spieler jammern immer.“ Weiter: „Man merkt, dass Funkel nun den Faden gefunden hat.“ Funkel sieht das ähnlich. „Diese Art zu trainieren wird heute eigentlich nicht mehr gerne von den Trainern gemacht. Da heißt es immer, möglichst viel mit dem Ball zu arbeiten. Vielen Trainern ist es unangenehm, die Spieler so viel laufen zu lassen. Aber man darf sich davon nicht beeinflussen lassen. Ich mache das trotzdem noch!“
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Die Fans haben das längst zur Kenntnis genommen – und honorieren den großen Einsatz. „Wenn's nicht läuft, muss man selbst laufen. In der Vergangenheit hatte ich nicht immer das Gefühl, dass diese Einstellung da war. Aber die ist jetzt zurück, man erkennt den Willen“, sagt Edel-Fan Franz Hell, „ich sehe Parallelen zu Werner Lorant. 1994, als wir mit ihm aufgestiegen sind, hatten wir auch nicht spielerisch die beste Mannschaft. Aber wir hatten mit Maurer, Miller und Trares Spieler, die den Gegner von der ersten Sekunde an totgelaufen haben.“