Wer wird Löwen-Präsident: Kandidaten im Check

Wer wird Löwen-Präsident? Nach dem Debakel für Monatzeder will der Aufsichtsrat mehrere Kandidaten nominieren. Die AZ stellt sie vor – und erklärt ihre Chancen auf das Amt
von  Filippo Cataldo
Präsident gesucht: Wer erklimmt bei 1860 das Podium?
Präsident gesucht: Wer erklimmt bei 1860 das Podium? © sampics

Wer wird Löwen-Präsident? Nach dem Debakel für Monatzeder will der Aufsichtsrat mehrere Kandidaten nominieren. Die AZ stellt sie vor – und erklärt ihre Chancen auf das Amt

München - Allzulange soll der „Watschenbaum“ (Hep Monatzeder über sich selber) nicht mehr die Geschicke führen beim TSV 1860. Nur vier Tage nach seiner Nicht-Bestätigung bei der Delegiertenversammlung wollte am Montag der Aufsichtsrat der Löwen zusammenkommen.

Das Gremium um den Vorsitzenden Otto Steiner, der wegen seiner Rolle bei der Absetzung Dieter Schneiders und der Nominierung Monatzeders selbst in der Kritik steht, hat die schwere Aufgabe, einen neuen Präsidenten zu finden.

Und möglichst einen, der im Juni durchkommt bei der Mitgliederversammlung. Ob die Räte sich jetzt schon auf einen Kandidaten einigen können? Das Gremium überlegt, mehrere Kandidaten zur Wahl zu stellen. Dazu kommt, dass die Kandidaten nicht Schlange stehen.

Verfolgen Sie hier den Liveticker zum Nachlesen - Der TSV 1860 im AZ-Café

Bis auf Erich Meidert und Albrecht von Linde müsste jeder Kandidat, den die AZ unten aufführt, vom Gremium überzeugt werden. Dass Steiner Konsequenzen aus dem Wahl-Desaster zieht, gilt als wahrscheinlich. Wenn es nach ihm geht, noch nicht jetzt. „Wir können 1860 nicht als führungsloses Schiff herumsteuern lassen“, sagte Steiner auch am Montag. Ein sofortiger Rücktritt sei wohl nicht das Beste für 1860. Nach der Mitgliederversammlung wird er aber wohl den Posten räumen.

Wer wird Löwen-Präsident? Hier kommen die Kandidaten im Check:

 


 

 

 

ERICH MEIDERT:

Der Unternehmer hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschheit über die Heilkraft von Wasser aufzuklären – und eine wichtige Funktion beim Löwen innezuhaben. 1997 war er kurzzeitig Vizepräsident unter Karl-Heinz Wildmoser. Seit 1982 ist er im Verein, zunächst als Jugendleiter, dann als -trainer, -Geschäftsführer, Co-Trainer und Wirtschaftsbeirat. Investor Hasan Ismaik scheint ihn zu mögen, der Aufsichtsrat eher nicht. „Uns hat er nicht überzeugt“, sagt Steiner. Auch große Teile der Delegierten haben ihm seine Eigenkandidatur übel genommen.

 


 

CHRISTIAN WAGGERSHAUSER:

Der Geschäftsführer der Muffatwerke ist seit 2006 im Aufsichtsrat und kam damals als Kandidat von Pro 1860 ins Amt. Er überstand alle Führungskrisen und zeichnete sich stets als umsichtiger Mahner aus. Als Projektleiter Stadionzukunft versuchte er bereits vor der Fast-Insolvenz, den Klub zurück nach Giesing zu führen. Waggershauser galt schon vor der Nominierung Monatzeders als Favorit auf das Amt, ihm werden auch jetzt große Chancen auf eine Wahl eingeräumt. Er wäre der Konsenskandidat. Bisher stand er nicht zur Verfügung.

 


 

DIETER SCHNEIDER:

Der Ex-Präsident ist beim Anhang noch immer äußerst populär, vor allem die Fans auf dem Land, die er immer wieder besuchte, lieben ihren Präse. Schneider hat 1860 vor zwei Jahren vor der Insolvenz gerettet, indem er als erster die drängenden Probleme wirklich angepackt hat. Dass er die Anteile an Hasan Ismaik verkauft hat, kann man ihm nicht ankreiden – und hat zudem immer für die Interessen des Vereins gekämpft im Verhältnis zum Investor. Fiel einem Putsch des aktuellen Aufsichtsrats zum Opfer, könnte jetzt sein Comeback geben – wenn der Aufsichtsrat zurücktreten würde.

 


 

HERBERT BERGMAIER:

Der Verleger der „Münchner Wochenanzeiger“ entdeckte seine Liebe zum Löwen erst vor ein paar Jahren. Für ihn spricht, dass er ein Erneuerer wäre und keiner aus der ewig gleichen alten Löwen-Garde wäre. Gegen ihn spricht sein fehlender Stallgeruch. Erweckte als Abteilungsleiter die Ringer-Abteilung wieder zum Leben, als Pro-1860-Vorsitzender heimste er Lob ein bei der Erstellung der neuen Satzung. Hätte gute Chancen, gewählt zu werden, mag aber nicht Präsident werden.

 


 

ALBRECHT VON LINDE:

War von März 2007 bis Mai 2008 ein eher schwacher 1860-Präsident. Von Linde, Sohn des Münchner Sportförderers Werner von Linde, kam damals als Kompromisskandidat von Pro 1860 und Arge an die Macht. Von Linde bestach durch gute Manieren, sein Engagement für die Amateurabteilungen und seine Streitereien mit Steiner und Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer. „Der Fisch stinkt vom Kopf. Und der Kopf ist bei uns der Präsident“, sagte Ziffzer – und musste sich seine Papiere abholen. Später trat von Linde – nicht ganz freiwillig – zurück. Stünde wohl als „Sanierer“ bereit, bezeichnete Steiner aber als „intrigant“. Hätte wohl wenig Chancen auf einer Mitgliederversammlung.

 


 

ROMAN BEER:

Der Architekt und Vorsitzende der „Freunde des Sechzger Stadions“ gilt als größtes Funktionärs-Talent der Löwen. Beer ist ein äußerst helles Köpfchen, agiert leidenschaftlich sowie unaufgeregt und könnte ein Präsident der Zukunft sein. Mit aktuell 33 Jahren ist er für den Posten noch zu jung. Obwohl er ursprünglich vor allem durch seine Liebe zum Grünwalder Stadion aufgefallen war, hat er Themenspektrum mittlerweile breiter aufgestellt. Auch Beer war maßgeblich bei der Erstellung der neuen Satzung verantwortlich, zudem steht er auch der Gruppierung „Löwenfreunde gegen Rechts“ nahe und ist mittlerweile auch Stellvertretender Vorsitzender von „Pro 1860“.

 


 

HEINZ SCHMIDT:

Der Steuerberater bewarb sich per Mail bei Monatzeder, als dieser einen Schatzmeister suchte, weil er „sauer“ war auf seine Löwen, dass die es offenbar schon wieder nicht gebacken kriegen würden. Ausnahmsweise war dies eine Selbstinitiative, die ankam beim Anhang. Schmidt ist seit Jahren Delegierter und Kassenprüfer der Löwen, innerhalb kürzester Zeit regelte er die Rückführung der Markenrechte und des Jugendhauses in den Verein. Er ist ein Machertyp, der aber lieber im Hintergrund arbeitet. Hätte wohl auch das Zeug zum Präsidenten und könnte die Löwen beruhigen, doch er hat bereits auf Rücksicht auf seine Familie und seinen Job abgesagt.

 

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.