Weigl: "Wenn es einer schafft, dann Biero!"
München - Bei den Löwen hat er den Sprung zu den Profis geschafft, bei Borussia Dortmund ist er rasend schnell zu einem der größten Bundesliga-Talente aufgestiegen: Julian Weigl (20), ist eines jener Talente, das der abstiegsbedrohte Zweitliga-Klub zu früh für zu wenig Geld abgeben musste.
Jetzt kehrte Weigl zurück zu den Löwen - der BVB-Star nutzte zwei freie Tage, um mit Kumpel Maximilian Wittek Essen zu gehen, sie Löwen an der Grünwalder Straße zu besuchen und den Spielern die Daumen im Abstiegskampf zu drücken. Wie es ihm beim BVB ergeht, wie er die Chancen der Löwen im Abstiegskampf unter Interims-Trainer Daniel Bierofka sieht? Das AZ-Interview:
AZ: Herr Weigl, willkommen zurück bei Sechzig. Was verschlägt Sie zum alten Arbeitgeber an die Grünwalder Straße?
JULIAN WEIGL: Danke. Es ist immer schön, hierher zurückzukommen. Es ist erst das zweite Mal, dass ich wieder vorbeischauen konnte. Wir haben beim BVB ja zum ersten Mal seit längerer Zeit keine Englische Woche und daher zwei Tage frei bekommen. Da hatte ich mal ein bisschen Zeit.
Wie sehr sind Sie den Löwen noch verbunden?
Sehr natürlich! Ich drücke immer die Daumen und beobachte aus der Ferne, was die Jungs so treiben. Ich schaue die Spiele an, so gut es geht. Ich freue mich sehr, die ganzen Gesichter wieder zu sehen. Ich habe in München noch viele Kumpels – und treffe auch in der Mannschaft viele Freunde.
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Zuletzt konnten Sie einen 1:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig beobachten. Haben Sie es gesehen?
Ja, das Spiel war sehr spannend, aber von den Löwen auch sehr gut. Für mich war es das beste 1860-Spiel seit langer Zeit. Es war sehr wichtig, dass Rubin Okotie am Ende den Ball reingemacht hat.
Benno Möhlmann musste kürzlich gehen, mit Daniel Bierofka hat ein unerfahrener Trainer, aber echter Löwe übernommen. Ist er die richtige Wahl?
Ich kenne den Biero sehr gut und schätze ihn als Person total. Bei der U21 hat er als Trainer gute Arbeit geleistet. Er hatte jetzt noch nicht viel Zeit bei den Profis, aber der Trainerwechsel hat zum Glück gleich gefruchtet. Er war ja kürzlich noch Spieler, ist so nahe dran und weiß Bescheid – ich denke, wenn’s einer schafft, dann Biero!
Was haben Sie den alten Kollegen mit auf den Weg gegeben?
Ich habe die Jungs einzeln kurz begrüßt und ihnen nochmal viel Glück gewünscht im Abstiegskampf. Der hat es ja in sich. Ich wollte ihnen einfach nochmal ein bisschen Kraft geben für den Saisonendspurt. Der ist wirklich hart.
Vor knapp einem Jahr haben Sie noch mitgeholfen, den Abstieg zu verhindern, jetzt haben Sie sich zum Top-Talent der Bundesliga aufgeschwungen.
Das hätte ich im Leben nicht gedacht. Ich wollte den Schritt einfach wagen, der ja sehr groß war. Ich glaube, es gab keinen, der vorhergesehen hat, dass ich beim BVB so viele Spiele mache. Ich wollte mich einfinden, ein paar Minuten sammeln – jetzt habe ich 45 Spiele gemacht. Besser hätte es nicht laufen können. Ich bin natürlich sehr zufrieden.
Verraten Sie mal: Ihr schönster Moment bei Borussia Dortmund bisher?
Der Derbysieg gegen Schalke: Wir haben 3:2 gewonnen, das war sensationell. (Weigl spielte 90 Minuten durch, d. Red.)
In der Meisterschaft liegen Sie mit Borussia Dortmund drei Spieltage vor Saisonende sieben Punkte hinter dem FC Bayern. Rein theoretisch könnten Sie noch Meister werden – glaubt man bei so großem Rückstand noch dran?
Ich denke, wir sollten die Saison einfach so gut zu Ende bringen, wie es eben geht. Dazu haben wir ja noch die ganz große Chance, das DFB-Pokalfinale zu gewinnen. Es ist für mich die Gelegenheit, meinen ersten Titel zu holen. Wenn du im Finale bist, willst du gewinnen.
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Erst recht bei dem Gegner…
Erst recht gegen die Bayern, ganz klar. Vielleicht können wir sie ja in Berlin schlagen.
Wenn es so schnell geht wie bei Ihnen, muss man ja fast noch weiter vorausblicken: Im Sommer steht ein Großturnier an: die Europameisterschaft in Frankreich. Hat Bundestrainer Joachim Löw schon angerufen?
(lacht) Nein, noch nicht. Ich kann sowieso nur von Woche zu Woche meine Leistung abrufen. Wer mich dann einlädt – ob es Olympia mit der U21 in Rio ist, oder die EM in Frankreich, kann ich nicht beeinflussen. Aber klar: Es ist mein großer Traum, für die Nationalmannschaft zu spielen – irgendwann.