Wegen Polizeiprügel: 1860-Fans verklagen Deutschland

Vor acht Jahren sollen Polizisten nach dem Amateur-Derby der Sechzger gegen den FCB gewöhnliche Fans willkürlich geschlagen haben. Zwei Löwen-Fans scheiterten mit ihrer Klage vor deutschen Gerichten und gehen nun vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
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Nach dem Amateur-Derby des TSV 1860 und dem FCB vor acht Jahren berichteten Fans von willkürlicher Polizeigewalt.
dpa Nach dem Amateur-Derby des TSV 1860 und dem FCB vor acht Jahren berichteten Fans von willkürlicher Polizeigewalt.

München - Das Amateur-Derby zwischen dem TSV 1860 und dem FC Bayern im Grünwalder Stadion ist seit Jahren sehr gut besucht. Die Rivalität der beiden Vereine lässt sich für die Fans in Spielen aufgrund des Klassenunterschieds der Profi-Mannschaften nur in dem Amateur-Derby erleben.

Das Aufeinandertreffen vor acht Jahren aber wurde durch einen Vorfall überschattet. Wie Fans nach dem Spiel berichteten, wurden sie gewaltsam von Polizisten attackiert. Demnach sind hunderte Fans nach der Partie aus dem Stadion gekommen, Löwen- und Bayernfans ungetrennt.

 

Einheitliche Polizei-Montur: Täter konnte nicht erkannt werden

 

Polizisten seien dann auf die Menge zugestürmt und seien mit Schlagstöcken auf die Fans losgegangen. Unter den Opfern sollen auch Frauen und Kinder gewesen sein. Deswegen klagen nun zwei der Opfer, Fans des TSV 1860, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wurden 2007 nach der Klage von Fans Untersuchungen von internen Ermittlern aufgenommen. Diese hätten aber auch nicht zu den genauen Tätern führen können - das Verfahren wurde eingestellt. Der verantwortliche Polizist im Fall der zwei klagenden Löwen-Fans war deshalb nicht zu ermitteln, weil die Polizisten einheitlich gekleidet und somit nicht zu identifizieren seien, begründete die Staatsanwaltschaft die Verfahrenseinstellung.

Das Löwen-Fan-Blatt "Zuagabe" beschrieb den Vorfall 2011 in einer Ausgabe so: "Nach einer unverhältnismäßig langen Blocksperre kam es in der Westkurve ohne jeden Anlass zu völlig willkürlichen Ausschreitungen durch die Polizei, bei denen sehr viele Fans des TSV 1860 durch Schläge, Tritte und Pfefferspray verletzt wurden."

Das Blatt zititert auch einen ersten Einstellungsbescheid, in dem die Staatsanwaltschaft feststellt, dass "nach dem Spiel auf Zuschauer, darunter Frauen und Kinder, ohne tatsächlichen oder auch nur vermeintlich rechtfertigenden Grund mit dem Knüppel eingeschlagen wurde." Nur eben waren die genauen Täter nicht zu ermitteln.

 

Lesen Sie hier: Pyro-Aktion mindert Millionen-Einnahmen des TSV 1860 München

 

Die Bereitschaftspolizei Dachau hat den Vorfall gefimt, wie die SZ weiter berichtet. Doch von dem Film ist heute lediglich ein Abschnitt übrig geblieben. Darin zu sehen: Wie die Polizisten auf die Fans zustürmen. Ab da fehlt weiteres Filmmaterial. Wer für das Löschen der entscheidenden Szenen verantwortlich ist, war nicht zu ermitteln.

"Es wurden also Beweismittel während laufender Ermittlungen vernichtet", stellt der Anwalt der beiden Sechzig-Fans in einer Pressemitteilung entrüstet fest. Bei dem Kreis der Verdächtigen handele es sich um etwa 30 Polizisten, die aber nie vernommen wurden, wie der Anwalt kritisiert.

Im März 2015 wurde die Klage der beiden 1860-Fans auch vor dem Bundesverfassungsgericht zurückgewiesen. Nun wird der Fall außerhalb der deutschen Gerichtsbarkeit, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, verhandelt. Die dortige Entscheidung kann sich aber noch über mehrere Jahre hinziehen.

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