Wegen "Geschwurbel" und Katar-Aussagen: 1860-Fans attackieren Michael Köllner

Mannheim/München - Den Start ins Pflichtspiel-Jahr 2023 hat sich der TSV 1860 komplett anders vorgestellt. Nach einer enttäuschenden Leistung müssen sich die Löwen bei Aufstiegs-Konkurrent SV Waldhof Mannheim mit 1:3 geschlagen geben – und hatten dabei auch noch Glück, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel.
Jahresübergreifend ist es bereits das fünfte sieglose Spiel in Folge. Da auch der Tabellendritte 1. FC Saarbrücken seinen Auftakt ins neue Jahr mit einer 2:3-Pleite gegen den MSV Duisburg verpatzte, beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz vorerst zwar weiterhin drei Punkte. Die kommenden Tage dürften an der Grünwalder Straße aber trotzdem ungemütlich werden.
1860-Fans kritisieren Köllner: "Fußballer spielen Fußball und Trainer trainieren"
Auch für Trainer Michael Köllner, der es trotz neunwöchiger Winterpause samt Luxus-Trainingslager in der Türkei augenscheinlich nicht schaffte, seine Mannschaft aus dem Formtief des vergangenen Herbstes herauszuholen. Bei Teilen der Fans wird der Oberpfälzer längst kritisch gesehen – und das nicht nur wegen der Leistungen seiner Mannschaft, wie sich am Samstag zeigte.
Im Laufe der zweiten Halbzeit wurden im Auswärtsblock zwei Spruchbanner gezeigt, die den Übungsleiter der Sechzger direkt adressierten. Darauf zu lesen: "Wildes Geschwurbel und Katar Relativierung – Fußballer spielen Fußball und Trainer trainieren". Eine klare Ansage an Köllner, der in den vergangenen Monaten offenkundig den Unmut einiger Anhänger aus den eigenen Reihen auf sich gezogen hat.

Köllner sorgt bei Fans mit Aussagen zu außersportlichen Themen für Kritik
Hört man sich in diesen Wochen in der Szene um, wird immer wieder der Vorwurf laut, Köllner äußere sich zu häufig zu Themen abseits des Sports. Schon während der Corona-Hochphase sorgte der 53-Jährige mit Aussagen zur Pandemie-Politik ("Lauterbach sollte man das Handwerk legen") bei Teilen der Fans für Stirnrunzeln. Dass er die politischen Entscheidungsträger für die Waffenlieferungen in die Ukraine kritisierte, kam ebenso nicht bei jedem gut an.
Eine der jüngeren Aussagen, an denen sich so mancher in der Kurve störte, datiert aus dem November vergangenen Jahres. Während seiner Reise zur WM in Katar äußerte er sich in einem Interview äußerst wohlwollend über das Gastgeberland und bemängelte die aus seiner Sicht zu einseitige Sichtweise.
TSV 1860: Michael Köllner lässt bisweilen das Fingerspitzengefühl vermissen
"Fußballer spielen Fußball. Und Politiker machen Politik. An das sollte man sich eigentlich immer erinnern", sagte er – wohlwissend, dass das Turnier im Emirat bei den Ultras in Deutschland ein knallrotes Tuch war.
Freilich, all diese Aussagen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Insbesondere in der aktuellen Gemengelage würde aber ein etwas besseres Fingerspitzengefühl nicht schaden. Sonst droht sich die Stimmung an der Grünwalder Straße früher oder später zu kippen, auch gegen ihn. Dabei dürften die kommenden Tage ohnehin ungemütlich genug werden.