Wegen der Börse: Emma wird Profi

Hier erklärt Sportchef Miki Stevic, warum 1860 auch künftig auf den Nachwuchs setzt, die besten Spieler aber verkaufen muss.
MÜNCHEN Miki Stevic ist ehrlich. „Wir wissen“, sagt der 1860-Sportdirektor, „dass wir Spieler verkaufen müssen, um zu überleben. Wir haben leider keinen reichen Onkel." Auch in diesem Sommer drohen aufgrund der jährlichen Mietkosten für die Allianz Arena (5,3 Millionen Euro) Not-Verkäufe. Doch durch die Gründung der Tochter-Gesellschaft LSV (Löwen Sportrechte Vermarktungsagentur), soll die Anzahl der Transferaktivitäten verringert werden. „Mit diesem Modell soll erreicht werden, dass wir selbst bestimmen können und nicht ein Bankdirektor, wann wir Spieler verkaufen."
1860 hat immer noch eine Fülle von interessanten Talenten, die bei größeren Klubs auf Interesse stoßen: Der Serbe Alexksandar Ignjovski (19), der immer wieder mit 1899 Hoffenheim in Verbindung gebracht wird. Außerdem Mate Ghvinianidze (23). Und auch Super-Sturmtalent Peniel Mlapa (18). „Kaum ein Verein", sagt Stevic vor dem Zweitliga-Duell in Karlsruhe (Sonntag, 13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) , „hat soviel gute Talente wie 1860“.
Und Stevic, der regelmäßig Gast bei den Amateur- und Jugendspielen ist, verspricht: „Wir werden unsere Jugendarbeit nicht nur auf gleichem Niveau halten, sondern weiter versuchen, sie zu verbessern."
Auch deswegen hat Stevic den früheren Vize-Präsidenten Karsten Wettberg zum Chef-Scout für den bayerischen Raum berufen. Und er überlegt nun auch, ob der 37-jährige Rekord-Löwe Michael Hofmann nach dieser Saison, wenn er wohl seine Karriere beendet, in den Jugendbereich des TSV 1860 eingebunden werden soll.
Schon aus wirtschaftlichen Zwängen ist die Talentförderung für 1860 wichtig. Zuletzt sicherten die Nachwuchskräfte dem Klub immer wieder die Lizenz. Erst im letzten Jahr wurden nacheinander Timo Gebhart (Stuttgart/3 Millionen Euro), Lars Bender (Leverkusen, 1,8 Millionen Euro), Sven Bender (Dortmund, im Tausch mit Toni Rukavina) und Fabian Johnson (Wolfsburg/ 1,2 Millionen Euro) abgegeben, um den Spielbetrieb zu sichern. „Spieler zu verkaufen gehört leider zum Fußball, besonders für Vereine wie 1860", meint Stevic.
Einer, der auch mal eine große Börse verspricht, ist Emanuel Biancucchi. Der 21-jährige Argentinier hat zwar noch nicht den Sprung in die Stammelf geschafft, dennoch rechnet Stevic beim Cousin von Weltstar Lionel Messi (FC Barcelona) mit einer Leistungsexplosion. Deswegen lockt Stevic den Mittelfeldtechniker nun mit einem ersten Profi-Vertrag, der nach AZ-Informationen bis Sommer 2013 datiert sein soll. „Wir sind uns mit seinem Berater einig", sagt Stevic, „obwohl er anderthalb Jahre nicht gespielt hat, ist Emma auf einem sehr guten Weg. Wir sind sehr zufrieden mit ihm. Allerdings könnte er ein bisschen schneller Deutsch lernen."
Oliver Griss