Wege aus der Sechzig-Krise: Muss der Löwe auf die Couch?

Am Samstag beim MSV Duisburg nimmt Sechzig den nächsten Anlauf, um die tiefe Krise zu überwinden. Trainer Jacobacci versucht noch selbst, die Wende hinzubekommen. Holt er sich andernfalls Hilfe?
Ruben Stark
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Das richtige Maß an Lob und Tadel: Trifft Maurizio Jacobacci diesmal den richtigen Ton für die Trendwende?
Das richtige Maß an Lob und Tadel: Trifft Maurizio Jacobacci diesmal den richtigen Ton für die Trendwende? © sampics / Stefan Matzke

München - Es ist für einen Trainer immer eine heikle Mission, wenn er in einer recht späten Phase der Saison zu einer Mannschaft stößt - besonders wenn diese Mannschaft hohe Ziele hatte und nun hochgradig verunsichert ist.

Das Umfeld erwartet einen schnellen Impuls, ein spürbares Signal, den berühmten Ruck, der durchs Team geht. Das ist oft leichter gesagt als getan.

Manchmal ist es nämlich so, dass der neue Trainer erst vor Ort erkennt, wie umfangreich die Probleme sind und dass es mehr braucht als nur ein bisschen Hand auflegen und Seele streicheln, dass der schnelle Impuls, das Signal, der Ruck nicht einfach irgendwo in einer Schublade liegt, deren Schlüssel verschütt gegangen war.

Eine Mammutaufgabe für Jacobacci

Maurizio Jacobacci wirkt gerade, als habe er erkannt, dass diese Mammutaufgabe beim TSV 1860, der er sich gestellt hat, noch größer ist als er vermutet hatte. Herkulesk geradezu. Er kannte ja die Kabinenatmosphäre vorher nicht und die Kaderharmonie.

Jacobacci hofft nun, in einer Art Crashkurs die schlummernden Erfolgsgeister zu wecken. Der Italo-Schweizer versucht, den Löwen zu vermitteln, welche Qualität sie doch eigentlich besitzen. Den kommenden Gegner MSV Duisburg (Samstag, 14 Uhr, live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker), den schlug Sechzig in der Hinrunde deutlich mit 4:1, mit einer bestechend guten Flügelzange Albion Vrenezi und Joseph Boyamba sowie dem wuchtigen Stoßstürmer Fynn Lakenmacher.

"Ich gebe ihnen Zuspruch", sagt der 60-Jährige - und zudem: "Ich finde wichtig, korrekt miteinander umzugehen und Dinge anzusprechen. Aus den guten Sachen muss man auch etwas machen, nur auf den schlechten herumzukritisieren bringt ja auch nichts."

Ein Sportpsychologe als Lösung?

Es geht ihm also um das richtige Maß, mit dem er den hemmenden Flüsterton der Verzagtheit aus dem Unterbewusstsein treiben möchte. "Im Moment versuchen wir es miteinander so in die Wege zu leiten, dass es positiv wird", beschreibt Jacobacci.

Wenn das aber nicht stante pede gelingt, was dann? Muss der Löwe dann sprichwörtlich auf die Couch? Wäre ein externer Sportpsychologe die Lösung? "Schaden könnte es nicht, wenn er gut ist. Wenn wir denken, dass es so etwas braucht, dann wieso nicht?", zeigt sich Jacobacci offen.

Deichmann soll zur zentralen Größe im Team werden

Einen Mentaltrainer gab es bei Sechzig schon einmal, das wäre also kein Novum. Aber vielleicht bekommt Jacobacci mit seinen Maßnahmen auch so die Kurve. Er hat jedenfalls schon Spieler auserkoren mit Fähigkeiten, die aus seiner Sicht hilfreich sind. Yannick Deichmann ist so einer.

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Jacobacci bezeichnet ihn als "Aggressiv-Leader", das sei eine wichtige Rolle. Und so ist davon auszugehen, dass der Hamburger in den nächsten Wochen eine zentrale Größe des Teams werden soll. In Duisburg dürfte Deichmann als Rechtsverteidiger auflaufen, nachdem er zuletzt im Mittelfeld spielte.

Bringen Deichmann und Wörl den Ruck ins Team?

"Ich werde ihn jetzt dort einsetzen, wo er der Mannschaft etwas bringt", sagte der 1860-Coach: "Es ist nicht einfach zu switchen, da braucht es eine gewisse Flexibilität, die er hat. Man will nicht auf ihn verzichten." Zudem setzt Jacobacci sehr wahrscheinlich auf jugendlichen Elan in Person von Marius Wörl. Der 18-Jährige sollte zuletzt die Löwen-U19 zum Bundesliga-Klassenverbleib führen - das gelang. Nun ist er wieder fest bei den Profis eingeplant.

"Die Unbekümmertheit, die er reinbringen kann", beschreibt Jacobacci, "ist sicher ein sehr wichtiges Element. Aber er kann auch Fußball spielen und bringt Aggressivität mit, Kampfbereitschaft." Deichmann und Wörl, zwei, die gewiss keine Couch brauchen. Bringen sie auch den Ruck ins Team?

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3 Kommentare
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  • meingottwalter am 11.03.2023 16:25 Uhr / Bewertung:

    Die Aufgabe scheint für diesen neuen Trainer nicht lösbar. Das kommen keine neuen Impulse. Zudem ist die Saison gelaufen. Die Motivation weg. 1860 ist eine graue Maus in der 3ten Liga. Im Niemandsland.
    Und das mit diesen hochkarätigen Einzelspielern. Unfassbar.

  • Kein1860Fan am 11.03.2023 12:56 Uhr / Bewertung:

    Was 1860 jetzt braucht ist Planungssicherheit für die nächste Saison, wozu Ismaik bisher seine Zustimmung verweigert hat. Außerdem sollte Power aus der Geschäftsstelle, den Trainingsplätzen und dem Stadion ausgeschlossen werden . Und die Herren Power und Ismaik sollten sich ihrer unsäglichen Kommentare enthalten.

    Dann tritt wieder Ruhe ein und der Erfolg kommt zurück.

  • gubr am 11.03.2023 10:44 Uhr / Bewertung:

    Dass 60 nicht gar keinen Sportpsychologen an der Hand hat verwundert mich jetzt schon. Fußball und der Profisport allgemein ist schon sehr viel Kopf-Sache. Den Aspekt komplett zu vernachlässigen finde ich schon etwas fahrlässig.

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