Wecken, retten, gestalten – das sind die TSV-1860-Pläne von Christian Werner und Argirios Giannikis
München - Wer die Drei da vorne auf dem Podium im Löwen-Stüberl sah, der musste den Eindruck bekommen: Etwas Besseres als dieses Trio hätte dem TSV 1860 gar nicht passieren können. Neu-Sportchef Christian Werner, Finanzchef Marc-Nicolai Pfeifer – womöglich nur für die nächsten Monate – und Neu-Trainer Argirios Giannikis, sie sind Giesings neues Triumvirat und werden ganz gewiss den Erfolg zurückbringen.
Christian Werner hat beim TSV 1860 "im Hintergrund schon Aufgaben erledigt"
Erwecker und Retter zugleich, wenn man so will. "Wir haben einen äußerst guten Trainer, wir denken nicht kurzfristig und haben einen Plan", sagte Werner selbstbewusst bei seinem ersten öffentlichen Auftritt, der zugleich die Inthronisierung des dauerhaften Nachfolgers von Maurizio Jacobacci wurde.
Denn kurz zuvor hatte der TSV offiziell gemacht, dass Überraschungskandidat Giannikis das Trainer-Rennen für sich entschieden hat, nachdem nach AZ-Infos bis zuletzt noch Marco Antwerpen chancenreich war. Auch der gebürtige Nürnberger mit griechischen Wurzeln verströmte demonstrativ Zuversicht: "Ich wollte eine reizvolle Aufgabe und habe die totale Überzeugung, hier erfolgreich arbeiten zu können."
Nun wird sich all das erst zeigen müssen im turbulenten Löwen-Kosmos mit all seinen potenziell unberechenbaren Volten und Strömungen, was gerade Werner in den vergangenen Wochen und Monaten erleben durfte gipfelnd in der Kontroverse zwischen den beiden Sechzger-Gesellschaftern rund um die Pressemitteilung zu seiner offiziellen Einstellung.
Verunsichert hat ihn das genauso wenig, wie es Werner abgeschreckt hat. Er sei drangeblieben, "weil ich ganz viele wertvolle und wertschätzende Gespräche hatte", Ablehnung auf zwischenmenschlicher Ebene "habe ich nie so empfunden", sagte der 42-Jährige, der zuletzt "im Hintergrund schon Aufgaben erledigt" habe.
Ziel von Argirios Giannikis beim TSV 1860 ist "ein Fußball, in dem sich jeder wiederfindet"
Seine erste weitreichende Entscheidung war jene, auf Giannikis zu setzen, dessen Name im deutschen Profifußball (noch) nicht den großen Klang hat. Der 43-Jährige war lange im Nachwuchs des Karlsruher SC tätig, dann beim Zweitligisten Co-Trainer unter Markus Kauczinski, ehe beide zum damaligen Bundesligisten FC Ingolstadt gingen und die Donaustädter nach Kauczinskis Entlassung auch gemeinsam wieder verließen.
Es folgte die erste eigene Station als Chef bei Rot-Weiss Essen, ein enttäuschendes Engagement beim VfR Aalen und dann der Wechsel nach Griechenland zum PAS Ioannina, den er in die erste Liga führte, wo er als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde und sich für AEK Athen, seinen letzten Klub vor 1860 empfahl.
Ab Donnerstag hält er die Zügel der abstiegsbedrohten Mannschaft in der Hand und sieht als erste Aufgabe an, den "Rucksack kleiner" zu machen, also die Verunsicherung zu vermindern und dann "Stabilisierung" einzuleiten. Blaue Zugänge und Abgänge sind auf diesem Weg wahrscheinlich. Das Testspiel gegen die WSG Tirol am Mittwoch über zwei Mal 60 Minuten (4:1) leitete noch U21-Coach Frank Schmöller an, der in den letzten Wochen eingesprungen war. Giannikis und Werner schauten miteinander zu.
Giannikis' Fernziel ist "ein Fußball, in dem sich jeder wiederfindet", der Fans, Verantwortliche und Umfeld zufriedenstellt. "Ich will das Löwenherz erwecken und scheue mich auch nicht vor unpopulären Entscheidungen, wenn es der Sache dient", sagte Giannikis. Dafür hat Werner mit ihm einen "mittelfristigen" Vertrag ausgehandelt, was neben der aktuellen auch mindestens die folgende Saison einschließt.
Neues TSV-1860-Führungsduo Werner und Marc-Nicolai Pfeifer – wie lange dürfen sie gestalten?
Werner lobte neben dem neuen Löwen-Dompteur, der vorerst auf das bestehende Trainerteam setzt, auch seinen Geschäftsführer-Partner Pfeifer, mit dem er sich zuletzt "sehr vertrauensvoll" ausgetauscht habe. Pfeifer beschrieb umgekehrt Werner als "emsig, fleißig und willensstark", was danach klingt, als würden beide schon gerne länger zusammenarbeiten. Ob es dazu kommt, "ist nicht mein Thema und meine Baustelle", sagte Werner.
Aktuell sieht es danach aus, dass Pfeifer die Blauen spätestens im Sommer verlässt. Aber wer weiß, was ist, wenn das neue Triumvirat aus Erweckern und Retter tatsächlich Erfolg hat.