Was ein neuer Investor bei 1860 verändern würde

München - Die AZ hatte schon am Freitag berichtet: Das Präsidium um Gerhard Mayrhofer sucht seit Monaten im Hintergrund nach einem Unternehmen, das bereit wäre, Hasan Ismaik ein Angebot für dessen Anteil am TSV 1860 zu unterbreiten. Gespräche wurden demnach mit mehreren DAX-Unternehmen mit Hauptsitz München geführt. Wir sagen, was dahinter steckt und wie groß die Chancen stehen, dass Ismaik seine Anteile wirklich verkauft.
1. Die Fakten
Hasan Ismaik hält aktuell 60 Prozent der Anteile an der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Inklusive Kaufpreis für die Anteile hat der Jordanier bis heute circa 50 Millionen Euro in den Klub investiert. Zuletzt verzichtete er nach AZ-Informationen sogar auf das Geld, das der Vermarkter Infront an Ismaiks Agentur "HI2" als Kaufpreis für die Vermarkter-Rechte gezahlt hatte. Dieses Geld floss einmal mehr als Finanzspritze in den Klub.
2. Der neue Investor
Der potentielle neue Investor hat sich nach AZ-Informationen bislang noch nicht bei Ismaik gemeldet. Klar ist aber: Für die Ismaik-Anteile müsste das Unternehmen tief in die Tasche greifen. Ein Angebot zwischen 15 und 20 Millionen Euro würde nicht ausreichen. Ismaik hat intern bereits anklingen lassen: Große Verluste würde er nicht hinnehmen. Dafür hat man ihn bei Sechzig zu schlecht behandelt.
3. Will Ismaik verkaufen?
Bislang gibt es zudem keine Anzeichen dafür, dass Ismaik gewillt ist, seine Anteile überhaupt abzustoßen. Der in Abu Dhabi lebende 38-Jährige ist ein kluger Geschäftsmann. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Vater dreier Kinder ist einer der Self-Made-Milliardäre, die im Zuge des Immobilienbooms im Nahen Osten ihr Geld gemacht haben. Sollte Ismaik also am Ende des Tages "Ja" zum Verkauf seiner Anteile sagen, dann nur, wenn ein lukratives Angebot vorliegt.
4. Verkauf als Chance für 1860?
Sollte Ismaik verkaufen, dann, weil die wirtschaftliche Seite stimmt - und weil er Realist ist. Seit 2011, als er den Klub durch seinen Einstieg rettete, wird er in München angefeindet. Das Präsidium um Gerhard Mayrhofer war überhaupt das erste Gremium, das auf den Jordanier zu ging, um Barrieren abzubauen. Aus dem zwischenzeitlich professionellen und guten Verhältnis ist mittlerweile aber die nächste Feindschaft geworden. Ismaik würde sich mit einem Verkauf viel Ärger ersparen. Zudem würde ein neuer Investor, noch dazu aus München, einen vollständigen Neuanfang für 1860 bedeuten.
5. Personelle Konsequenzen
Klar ist auch, dass ein Rückzug Ismaiks einen großen personellen Umbruch in der KGaA zur Folge hätte. Sportchef Gerhard Poschner sowie Aufsichtsrat Noor Basha müssten den Verein verlassen. Dazu käme die Trennung einiger enger Vertrauter Poschners. Denn klar ist: Ein Großteil der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle stehen hinter Poschner und Basha. Ein Kehraus wäre die Folge. Wie viele von ihnen weiter beschäftigt würden, ist offen - zumal der neue Investor gleichzeitig Geld mitbringen könnte für einen neuen starken Mann wie Felix Magath als Trainer-Manager.
6. Fazit
Nach AZ-Informationen denkt Ismaik aktuell nicht über einen Verkauf seiner Anteile nach. Sollte ein Angebot auf dem Tisch liegen, kommt es auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an. Die Strategie der Vereinsführung ist dabei klar: Sie wollen den ganz großen Umbruch. Wohl wissend, dass ihr Verhältnis zu Ismaik nicht mehr zu retten ist. Und ebenfalls wissend, dass ihnen auch von Mitgliederseite Ungemach droht. Denn am 21. Juni steht die Mitgliederversammlung an. Stand jetzt dürfte es sehr ungemütlich für Mayrhofer und Co. werden.