Was, bitte, hat Sechzig mit Sex zu tun?

Vor dem Düsseldorf-Spiel schreibt Hobby-Poet Manfred Stoffers wieder komisches Zeug – diesmal über Schwangerschaften. Trainer Lienen spottet: „Deutschland hat schon den Literatur-Nobelpreis“
MÜNCHEN Sie stehen noch immer „mit dem Rücken zur Wand“. So beschreibt Trainer Ewald Lienen die Situation beim Löwen vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Düsseldorf (13.30 Uhr, sky und Liga Total live). Tatsächlich belegt 1860 Tabellenplatz 15.
Die Tabelle kann auch Manfred Stoffers lesen. Doch das hat ihn nicht daran gehindert, im Vorwort der aktuellen „Löwen News“ munter vom Aufstieg zu schwadronieren. „Ein bisschen Aufstieg ist genauso unmöglich wie ein bisschen Frieden oder ein bisschen schwanger. Halbe Sachen gehen hier nicht. Auch wenn sie mich jetzt für völlig meschugge halten, rede ich vom Aufstieg, obwohl wir im Augenblick auf dem elenden 15. Tabellenplatz rumhängen“, schreibt Stoffers also, und liefert die Analyse gleich selbst.
Nun scheint Stoffers schon seit Monaten daran zu arbeiten, dass jemandem endlich sein literarisches Talent auffällt. Mal bediente er sich der Parabel von den strampelnden Fröschen in der Rahmschüssel, dann beschwor er den Anhang, die Löwensocken „auf links zu ziehen“ und den „kleinen Stofflöwen in der rechten Manteltasche liebevoll, aber kräftig zu streicheln“.
Dieses Mal hat sich Stoffers selbst übertroffen. Er schreibt vom Aufstieg. Auch wenn der, wie er selbst zugibt, diese Saison wohl eher schwierig zu bewerkstelligen sein dürfte. Aber: „Wer kein Ziel mehr hat, versinkt in frustrierter Belanglosigkeit.“ Und weil Stoffers genau das verhindern will, tröstet Stoffers sich und die Fans damit, dass er 1860 in die Nähe von Sex rückt. „Übrigens sollten wir trotz Stressbelastung nicht übersehen, dass es auf dem Weg zum Aufstieg genauso ist wie bei der Schwangerschaftsvorbereitung: auch wenn es nicht gleich im ersten Anlauf klappt, kann es doch immer wieder Spaß machen“, schreibt er.
1860? Sex? Spaß? Das wirft tatsächlich Fragen auf. Wann hat eine Löwen-Saison, ein Löwen-Spiel, zuletzt so viel Spaß gemacht, dass man es mit Sex vergleichen könnte? Hat schließlich nicht auch Stoffers schon mal zugegeben, bei einer der vielen desolaten Löwen-Vorstellungen mal den Brechreiz unterdrückt haben zu müssen? Und für die von Stoffers nun beschriebene „Schwangerschaftsvorbereitung“ ja nicht nur Sex nötig ist, sondern es auch zum Höhepunkt kommen muss. Aber lassen wir das und lassen lieber Stoffers erklären: „Das, was mir gefällt, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es anderen auch gefällt“, sagt er der AZ. Außerdem würden ihm seine Löwen derzeit sehr wohl Spaß bereiten. „Vor zwei Tagen haben die Spieler bei einer Sitzung unglaublich viel Krach gemacht. Das hat mir gefallen, das verspricht viel Spaß für Sonntag, weil die Mannschaft lebt.“, sagt er.
Das immerhin würde auch Lienen unterschreiben. Ansonsten aber konnte sich auch der Trainer das Lachen nicht verkneifen, als er das Vorwort las. „Über die literarische Qualität dieses Textes möchte ich mich jetzt nicht weiter auslassen, Deutschland hat dieses Jahr schon den Literatur-Nobelpreis bekommen. Aber in der Sache darf und muss Herr Stoffers so etwas sagen dürfen“, sagte er.
Filippo Cataldo