War's der Kopf? Der TSV 1860 plant einen vierten Anlauf auf den Aufstieg

München – Die Löwen sind gut. Platz vier, 55 Punkte, 58:43 Tore. Diese Fakten stellen Trainer Michael Köllner und den Sechzgern ein gutes Zeugnis aus. Einziges Problem: Rang vier reicht nicht, um der Drittklassigkeit zu entfliehen.
Herz, Charakter und Qualität stimmen beim TSV 1860
Nach dem jüngsten 6:0-Kantersieg mehren sich im Umfeld der Blauen jene Stimmen, die erkennen: Wir haben's doch eigentlich drauf - wieso verdammt nochmal reicht's nicht für ganz oben?
"6:0 auswärts zu gewinnen, ist schon eine tolle Leistung. Von dem her Gratulation und Respekt an meine Mannschaft", lobte Trainer Michael Köllner nach dem Rekordergebnis als Reaktion auf das jüngste Aus im Aufstiegsrennen, "dass sie nach dem schwierigen Spiel gegen Osnabrück, als wir zuhause mit 2:3 die Segel streichen mussten, so viel Herz und Charakter auf den Platz gebracht hat."
Lex: "Ärgerlich", dass 1860 nicht früher "befreit aufspielen" konnte
Herz. Charakter. Plus Qualität, sonst hätten die Löwen die Zebras, immerhin noch mitten im Abstiegskampf, nicht derart bissig abgefieselt. "Wir haben in der Saison mehr richtig als falsch gemacht", lautet das vorzeitige General-Fazit Köllners nach dem 35. Spieltag.
Waren's also ausbleibendes Spielglück, falsche Schiedsrichterentscheidungen, Corona-Ausfälle und Verletzungen? Sämtliche Gründe wurden zuletzt von Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel angeführt, um das Wirken der Giesinger einzuordnen. Bleibt ein Faktor, den Kapitän Stefan Lex nach seiner Scorerpunkt-Show (fünf Torbeteiligungen) ins Spiel brachte.
Der 32-jährige Spielführer fand es "ärgerlich", dass Sechzig nicht früher "befreit aufspielen" konnte, denn dann hätte es womöglich noch geklappt mit der Rückkehr in die Zweite Liga.
Die wäre zwar selbst jetzt bei drei verbleibenden Spielen und sechs Punkten Rückstand auf Relegationsrang drei noch möglich, doch man muss kein großer Mathematiker sein, um die minimale Wahrscheinlichkeit zu erkennen. Doch der schon zum dritten Mal recht knappe Rückstand zu den Spitzenplätzen zeigt eben: Sechzig ist nicht spitze - nicht ganz.
Enorme Erwartungshaltung beim TSV 1860
Weiter geht's im Lexschen Erklärungsmodus: "Wir legen uns selbst immer den Druck auf, auch ich selber", meinte der Angreifer und traf damit den Kern dessen, was 1860 als großen Traditionsverein wie ein treuer Begleiter umgibt: die Bürde der Blauen. Die enorme Erwartungshaltung, den TSV wieder in jene Sphären zu führen, in die er eben hingehört.
War's also der Kopf? Und wie lässt sich diesem Dauerproblem begegnen? Vereinspolitisch (Burgfrieden der Gesellschafter) und wirtschaftlich (satter Etat) können nur die Voraussetzungen geschaffen werden, schließlich schießt Geld eben doch Tore, erst recht im Rahmen gewachsener Strukturen, der nötigen Kontinuität und Ruhe.
Wagt 1860 einen vierten Anlauf mit Michael Köllner?
Während die Saison noch läuft und die Sechzger wie Lex ("Wir haben noch Ziele!") Platz vier ins Visier nehmen, vermied Köllner kürzlich ein Bekenntnis zum TSV und seinem noch bis 2023 laufenden Arbeitspapier. "Am Ende gibt es ja einen Vertrag, der ist unterschrieben", meinte Köllner, aber schob vielsagend hinterher, dass die Fortsetzung der Zusammenarbeit nicht in Stein gemeißelt sei.
"Wir loten aktuell aus, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt", sagte Köllner und ergänzte, dass die Zukunft "immer etwas Gutes" sein müsse: "Wenn beide Seiten das Gefühl haben, sollte dem nichts im Wege stehen."
Übersetzt heißt das wohl: Sind sich Gesellschafter, Sport-Boss Gorenzel und Köllner einig, die Bürde gemeinsam zu schultern und nochmal einen (nicht unbedingt öffentlich ausgerufenen) Angriff zu wagen, kann es einen vierten Anlauf geben - und mit (noch mehr) Erfahrung, Reife und Professionalität endlich absolute Spitzen-Löwen am Ende der kommenden Spielzeit.