"War Sechzger, bin Sechzger, bleibe Sechzger"
Necat Aygün hätte zu einem Bundesliga-Klub wechseln können. Doch er entschied sich für den TSV 1860. Hier spricht der Verteidiger über seine Heimat, die Perspektive Aufstieg und neue Rivalen.
AZ: Necat Aygün, als Sie im Sommer vor zwei Jahren zurück zu 1860 kamen, galt es, nach langer Verletzung fit zu werden. Jetzt sind Sie einer der wichtigsten Spieler und bleiben weitere zwei Jahre – Sie sind sicher stolz auf die Entwicklung?
NECAT AYGÜN: Ich bin in erster Linie froh, dass ich der Mannschaft, meiner Familie, mir und auch den Kritikern gezeigt habe, dass ich noch Fußball spielen kann. Ich will keine großen Reden schwingen, sondern Einsatz zeigen. Ich will nicht mit Sprüchen auffallen, sondern durch Leistung. Ich musste Rückschläge verkraften, letzten Sommer die Knochenbrüche im Gesicht, aber ich kam zurück. Bei 1860 wird immer viel an die große Glocke gehängt. Ich gehe einen anderen Weg und bin damit sehr zufrieden.
Zuletzt haben Sie sich die Entscheidung über Ihre Zukunft offengehalten. Doch im Herzen sind Sie ein Löwe.
Das weiß man doch, ja. Ich war immer Sechzger, bin Sechzger und werde immer Sechzger sein. Das ist mein Heimatverein, meine Stadt, mein zu Hause. Da ist es doch klar, dass ich gegenüber 1860 mit offenen Karten gespielt habe. Trotzdem musste ich mir alles gründlich überlegen, denn ich bin 32, viele Verträge werde ich danach wohl nicht mehr bekommen. Mich wollte auch ein Erstligist holen, das hat mich Freude, und da musste ich schon mal nachdenken. Aber München und der Verein können mir so viel geben, das kann ich in Worten kaum ausdrücken.
Hand aufs Herz, hätten Sie nach Ihren schweren Verletzungen gedacht, dass Sie noch mal ein Kandidat für die Bundesliga werden?
Ich selbst habe immer an mich geglaubt. Natürlich muss ich aber auch sagen, dass es Wahnsinn ist, noch mal an das Level von damals ranzukommen. Ich weiß genau, dass mich viele schon abgeschrieben hatten, aber damit waren sie etwas voreilig.
Wie wichtig ist Ihnen die Perspektive Aufstieg?
Die hat Priorität, über alles andere muss man gar nicht reden. Das Ziel ist die Rückkehr in die Bundesliga, und mein Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren mitzuhelfen, dass wir das erreichen. Und ich will auch nicht viel von Umbruch, Abbruch oder was auch immer für Brüchen hören. Wir haben ein Ziel, und das gehen wir an.
Trotzdem: Im Sommer werden viele Profis gehen, mehrere Neue kommen. Sie als Kernspieler sind gefordert, dass dieser Wandel so problemlos wie möglich abläuft.
Darin sehe ich aber kein Problem. Ich habe schon letztes Jahr gezeigt, dass man bei der Integration neuer Spieler auf mich bauen kann. Neben dem Feld und auf dem Feld. Wer neben mir spielt, blüht auf. Ich gebe den anderen Sicherheit, das kann ich gut. Ich sehe mich als mitverantwortlich dafür, dass wir die Neuen gut integrieren, da kann man viel falsch machen.
Am Samstag geht's gegen Ingolstadt. Ihr alter Verein will genau wie 1860 aufsteigen – müssen die Löwen den finanzstarken Rivalen fürchten?
Die haben mit Audi natürlich eine Topmarke im Rücken, das Geld ist in Ingolstadt kein Problem. Ich vergleiche sie eher mit Hoffenheim. Aber was das Umfeld und die Bedeutung angeht, unterscheidet uns Welten. 1860 ist immer noch eine große Nummer und kann es wieder werden, jetzt sind wir ein schlafender Riese. Aber Hasan Ismaik weiß, wieso er sein Geld bei uns investiert, er sieht das Potenzial. Und wir werden beweisen, dass er damit richtig liegt. Wenn Ingolstadt also hoch will, müssen sie erst mal an uns vorbei. Und das wird nicht so leicht.
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