Wahl des Verwaltungsrats: Hickhack und Handreichung

Vor der Wahl der neuen 1860-Verwaltungsräte stellen sich einige der Kandidaten vor. Ismaiks Bruder fehlt, Reisinger geht auf den Investor zu.
von  Matthias Eicher
Entscheidende Löwen-Köpfe in der Debatte um den Verwaltungsrat (v.l.): Präsident Reisinger, der Verwaltungsratsvorsitzende Drees, Fußball-Abteilungsleiter Beer und Ismaik-Bruder Yahya.
Entscheidende Löwen-Köpfe in der Debatte um den Verwaltungsrat (v.l.): Präsident Reisinger, der Verwaltungsratsvorsitzende Drees, Fußball-Abteilungsleiter Beer und Ismaik-Bruder Yahya. © R’steiner, sampics/Augenklick

Vor der Wahl der neuen 1860-Verwaltungsräte stellen sich einige der Kandidaten vor. Ismaiks Bruder fehlt, Reisinger geht auf den Investor zu

Vier aus 17. So lautet die Rechnung, die sich den 1860-Mitgliedern am 2. Juli bei der Mitgliederversammlung im Zenith stellt. Aus 17 Kandidaten müssen vier neue Verwaltungsräte gefunden werden. Am Donnerstag stellten sich im Gasthaus "Gartenstadt" auf Einladung der Fanorganisationen Arge und Pro1860 einige Kandidaten vor – die Veranstaltung bot einen Vorgeschmack auf bevorstehende Auseinandersetzungen.

"Die Veranstaltung verlief sachlich und informativ", erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Markus Drees der AZ über die Vorstellungsrunde, "bis auf die letzten 15 Minuten, wo sich die Missstimmung entlud." Gegen Ende wurde Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer vor knapp 150 Mitgliedern scharf angegriffen und die Vereinsfunktionäre von einem einzelnen 1860-Mitglied kritisiert, sie mögen sich für den Herzensverein gefälligst ihre Allerwertesten aufreißen. Nach wie vor gilt: Die Zukunft ist nach den Machtkämpfen der Vereinsseite mit Investor Hasan Ismaik höchst ungewiss.

"Wir können die Realität nicht ignorieren"

Präsident Robert Reisinger, zuletzt wie Drees deutlicher Ismaik-Kritiker, überraschte mit zwei Aussagen. "Wir können die Realität nicht ignorieren. Wir haben einen Investor. Und wir müssen uns wieder die Hand reichen", sagte er. Eine Botschaft der Umkehr nach dem jüngsten Konfrontationskurs. Ob man sich eine Zukunft ohne den ungeliebten, machthungrigen Geldgeber zu einfach vorgestellt hat, oder ihn in diesem Glauben lassen will? Drees lapidar: "Die andere Seite ist mit im Boot, also muss man versuchen, es über Wasser zu halten." Zuletzt hatte man eher den Eindruck, als würde der e.V. dieses in der Mitte durchsägen wollen, um den Jordanier zu versenken – ohne Gedanken an die eigene Tragfähigkeit?

Immerhin, so hieß es: Die nächsten beiden Spielzeiten seien gesichert, selbst ein Aufstieg gedeckt – aber mit welchen Mitteln? Sollten die Sechzger, wie die SZ schreibt, nicht bald 4,7 Millionen auftreiben, könnte schon bald jene Insolvenz drohen, von der sich die Bosse nach ersten Überlegungen distanziert hatten. Zu schlecht scheinen die Bedingungen, zudem könnte man mit der KGaA auch Markenrechte und Gebäudekomplexe verlieren. Ismaik scheint nicht willens, die Summe aufzubringen. Die Frage, wie es weitergehe, beantwortete er der SZ mit den Worten: "schwierig zu sagen".

Wie geht es weiter mit der Stadionfrage?

Was unweigerlich zu Reisingers zweiter Aussage führt: der Stadionfrage. Er wisse, so der Interims-Oberlöwe, nichts von einem zweiten Treffen mit dem FC Bayern. Neu-Geschäftsführer Markus Fauser scheint einen besonders dicken Mantel des Schweigens über die geplante Rückkehr ins Grünwalder Stadion ausgebreitet zu haben. Während Reisinger auf AZ-Nachfrage nur erklärte, dass er seinen Worten vom Vorabend nichts hinzuzufügen habe, sagte Drees: "Wir stehen weiter in Verhandlungen." Klar ist: Mit einem Ausstieg aus der Arena steht und fällt die (positive) Fortführungsprognose.

Bleibt zu klären, warum zwei Kandidaten der Veranstaltung fernblieben: Karl-Christian Bay und Yahya Ismaik. Bay sei wegen Verhandlungen mit Ismaik entschuldigt, dessen Bruder habe sich laut Drees "wohl nicht in die Höhle des Löwen getraut". Er zweifle auch, dass er am 2. Juli kommen und seine Kandidatur aufrechterhalten werde, weil er wie Drees und Beer "durchs Feuer gehen" müsse.

Einen bleibenden Eindruck hat dagegen Saki Stimoniaris hinterlassen. Der Ex-Präsidentschaftskandidat sprach lange und diplomatisch, wollte sich weder klar für den e.V. noch den Investor aussprechen (Drees: "Wie ein Politiker"). Fest steht somit nur: Ein Schulterschluss mit dem Investor liegt fern, die Abhängigkeit ist wohl größer als vermutet – und die Zeit nach Lösungen vor dem 2. Juli drängt.

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