Wachwechsel bei 1860

Vize-Kapitän Berhalter hat vorerst ausgespielt, der junge Szukala ist neuer Abwehrchef und erhält sogar ein Kompliment vom verdrängten Berhalter: „Ein großes Kompliment, das war stark.“
von  Abendzeitung
Hoch, das Bein: Lukasz Szukala ist der neue Abwehrchef des TSV 1860 - Sven Bender (rechts) schaut gespannt zu.
Hoch, das Bein: Lukasz Szukala ist der neue Abwehrchef des TSV 1860 - Sven Bender (rechts) schaut gespannt zu. © sampics/Augenklick

Vize-Kapitän Berhalter hat vorerst ausgespielt, der junge Szukala ist neuer Abwehrchef und erhält sogar ein Kompliment vom verdrängten Berhalter: „Ein großes Kompliment, das war stark.“

MÜNCHEN Dieses Gefühl, begehrt zu sein, kannte Lukasz Szukala lange nicht. „Ich habe bei 1860 schon alles erlebt“, sagt der ehemalige polnische U21-Nationalspieler, „erst war ich das große Talent und Stammspieler, dann Bankdrücker, und dann war ich ganz weg vom Fenster. Ich war total verzweifelt.“

Jetzt ist der 23-Jährige wieder mittendrin, als neuer Abwehr-Chef der Löwen: Beim 2:1 gegen Wehen, das 1860 den Klassenerhalt in der 2. Liga gebracht hat, dirigierte Szukala die neuformierte Abwehr (Benny Schwarz, Markus Thorandt, Fabian Johnson). Dafür gab’s sogar Lob von Gregg Berhalter, den Szukala verdrängt hatte: „Ein großes Kompliment, das war stark.“

Es war Szukalas erster Sieg in der 1860-Startelf seit dem 2:1-Erfolg in Siegen am 23. Oktober 2005. Dass Szukala, einst von Reiner Maurer entdeckt, so lange von der Bildfläche verschwunden war, liegt, so sieht’s der Spieler selbst, an Ex-Trainer Walter Schachner. „Er war nie fair zu mir, hat mich immer geschnitten“, sagt Szukala. „Schachner hat mich kaputt gemacht – wie viele andere hier auch.“

Nach vorne blicken

Jetzt geht Szukalas Blick aber nach vorne: Er spielt bei 1860 auch um einen neuen Vertrag, sein Kontrakt endet zum 30. Juni. Sein Ziel: „Ich will es dem Verein in den nächsten Wochen so schwer wie möglich machen.“ Doch hat er überhaupt noch eine Chance? Eingeplant war eine Weiterbeschäftigung Szukalas jedenfalls nicht, doch jetzt sagt Kurz: „Lukas hat jetzt Fuß gefasst, aber wir haben noch Zeit.“

Der Wachwechsel in der Löwen-Abwehr. Szukala rein, Berhalter raus. Der Vize-Kapitän hatte sich am Mittwoch nach dem Abschlusstraining erst einmal krank gemeldet. Er sah das Spiel gegen Wehen von der Tribüne aus. Eine Sehnenreizung in der Hüfte macht ihm Probleme. „Das war mit dem Trainer so abgesprochen“, erklärte Berhalter gestern der AZ. „Ich hätte nur 75 Prozent meiner Leistung bringen können. Ich bin weder beleidigt noch eingeschnappt. Die letzten vier Spiele von mir waren einfach nicht gut.“ Berhalter zeigt sich einsichtig: „Ich verstehe den Trainer. Wenn ich muss, setze ich mich die letzten fünf Spiele auch auf die Bank.“ Dass im Umfeld bei 1860 nun über ihn gesagt wird, er sei zu langsam, enttäuscht den 34-Jährigen. „Die Leute“, sagt Berhalter, „haben vergessen, was ich für 1860 schon geleistet habe. Im Derby gegen Bayern war ich auch nicht zu langsam. Ich habe schon fünf wichtige Tore in dieser Saison geschossen. Ich habe immer mein Herz für 1860 gegeben. Genauso wie Torben Hoffmann.“ Aufgeben will Berhalter (Vertrag bis 2009) nicht. „Ich komme wieder. Ich hatte im Winter einige Anfragen, aber ich will mit 1860 noch mal aufsteigen.“

Oliver Griss

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