Vorwurf: Rufschädigung
Bad Radkersburg - Nachdem sich Stefan Ziffzer gegen den Rauswurf wehrt, verklagt der TSV 1860 jetzt den ehemaligen Geschäftsführer und fordert die Rückzahlung der Provision (100 000 Euro), die Ziffzer für die DFL-Erteilung der Lizenz 2008/2009 überwiesen bekommen hat.
Rainer Beeck (45), der neue Präsident, will dem TSV 1860 ein positives Image verleihen. Weg vom Ruf des Skandal-Vereins, hin zum Gute-Laune-Klub Münchens. „Wir wollen jeden Woche eine gute Nachricht vermelden“, sagte der Flughafen-Prokurist bei seinem Einstieg. Das hört sich theoretisch ja schon mal ganz gut an, aber die Umsetzung, die fällt den Verantwortlichen an der Grünwalder Straße schon mal deutlich schwerer.
Hinter den Kulissen spielt sich nämlich inzwischen eine Schlammschlacht zwischen den Löwen und Stefan Ziffzer ab. Wie die AZ exklusiv erfuhr, will der Zweitligist seinen Ex-Geschäftsführer auf Rufschädigung verklagen. Zusätzlich zu dem Arbeitsprozess wird es jetzt wohl auch noch eine Schadensersatzklage geben. Die Löwen pochen auf Rückzahlung der Provision (100 000 Euro), die Ziffzer für die DFL-Erteilung der Lizenz 2008/2009 überwiesen bekommen hat. „Dass ich einen Brief von 1860 in diese Richtung bekommen habe, das stimmt“, so bestätigte Ziffzer der AZ das Anwaltsschreiben der Löwen, das ihn in den letzten Tagen erreicht hat.Doch der Finanzexperte bleibt cool: „Das sehe ich ganz entspannt. Es haben jetzt die Gerichte zu entscheiden, ob ich dem Verein mit der Aktion geholfen oder geschadet habe."
Mit „der Aktion“ meint Ziffzer seine fast schon legendäre Wut-Rede vom Pfingstmontag gegen Ex-Löwen-Chef Albrecht von Linde („Der Fisch stinkt immer vom Kopf – und unser Kopf ist der Präsident ... Dieser Präsident ist eine Schande!“) – und der daraus resultierenden fristlosen Kündigung für den 54-jährigen Manager, die von Linde ausgesprochen hatte. Mehrere Sponsoren, u.a. Hauptsponsor Trenkwalder, drohten daraufhin mit Rückzug vom TSV 1860. Inzwischen hat sich die Lage nach der Trennung von von Linde wieder beruhigt. Auch weil Beeck es versteht, die Fans auf seine Seite zu ziehen. Die Lauth-Verpflichtung und die Vertragsverlängerung von Publikumsliebling Berkant Göktan waren da entscheidende Bausteine.
Nun aber glaubt Ziffzer, dass er vor Gericht Recht bekommt und die Löwen-Klage abgeschmettert wird: „Was mir vorgeworfen wird, ist eine Umkehrung der Tatsachen. Alle Proteste haben sich nach dieser Pressekonferenz und meiner Entlassung gegen das Präsidium von Linde gerichtet – und nicht gegen die Geschäftsführung. Es wird herauszufinden sein, ob ich 1860 geholfen oder geschadet habe. Ich behaupte: Es war ein Befreiungsschlag für den ganzen Verein."
Ziffzer, Retter der Löwen?
Seine Klage auf Wiedereinstellung hat der Baldhamer letzte Woche eingereicht. Nicht, weil er noch eine Chance sieht, zurückzukehren, sondern um einen etwaigen Anspruch auf eine Abfindung zu formulieren. Ziffzers Vertrag bei 1860 wäre bis 30. Juni 2010 gelaufen, pro Jahr konnte der Ex-Geschäftsführer bis zu 400 000 Euro verdienen. „Für mich gab es keinen Grund, die Klage zurückzuziehen“, sagte Ziffzer der AZ.
Zumal er gerne bei den Löwen geblieben wäre: „Ich habe bei 1860 viel mit aufgebaut. Ich vermisse das. Wir haben noch zusammen einen neuen Assistenztrainer (Uwe Wolf, d. Red.) eingestellt, ein neues Trikot entworfen. Ich wäre gerne dabei gewesen, um zu wissen, wie sich die Löwen entwickeln.“
Oliver Griss
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