Vorne fehlt's, hinten auch
KOBLENZ - Die Partie in Koblenz verdeutlicht die Sturmmisere bei 1860. Gegen Rostock wird nun auch noch Rösler ausfallen. Was Trainer Edwald Lienen für die Abwehr fordert.
Ewald Lienen ärgerte sich. Das ungemütliche 2:2 in Koblenz war ja schon bitter genug gewesen. Und nun, im Presseraum der TuS, las er auf einem der ausgelegten Info-Blätter eine Statistik, die seine Enttäuschung nur noch mehr schürte. "Wir haben allein zehnmal am Tor vorbeigeschossen", ärgerte sich Lienen beim Blick auf die 1860-Zahlen, "das ist einfach lächerlich."
Allein Manuel Schäffler, der erst in der 72. Minute für den schwachen Peniel Mlapa gekommen war, hätte in der Schlussphase zwei Tore schießen können - eher: müssen. Aber Schäffler schob den Ball beide Male am Pfosten vorbei. "Bessere Chancen kriegt man nicht", schimpfte 1860-Manager Miki Stevic.
Die Koblenz-Partie machte deutlich, wo es bei den Löwen hapert. Zwar konnten die Mittelfeldspieler Stefan Aigner und Alexander Ludwig (Handelfmeter) zwei Tore erzielen, doch in der Liga-Statistik ist 1860 mit 21 erzielten Toren (in 18 Spielen) die sechstschwächste Mannschaft der Liga. Eine zu schlechte Quote, um höhere Ziele anzupeilen.
Und die Situation wird beim Liga-Zwölften nicht besser. Weil Sascha Rösler gegen Rostock (Freitag) wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen wird, Kenny Cooper (Innenbandanriss) noch auf Reha in Texas ist und auch Kapitän Benny Lauth (Knie-Reizung) fraglich bleibt, hat Lienen einen Engpass im Angriff. Der Plan, Schäffler auszuleihen, damit der Spielpraxis sammelt, wird deshalb nun verworfen. Zumal der 20-Jährige auch gar nicht mehr weg will. Zur AZ sagte Schäffler: "Es ist ja klar, dass ich bei dem Verein spielen will, bei dem ich einen Vertrag habe." Sein Kontrakt bei 1860 läuft noch bis 2012.
Marvin Pourie (19), noch so ein Jungstürmer, wird 1860 dagegen definitiv verlassen. In dieser Woche noch soll er nach Koblenz wechseln. Sechzig entstehen keine weiteren Kosten.
Den Löwen fehlt akut nicht nur ein Torjäger. Auch in der Defensive gibt es Personalprobleme. Torben Hoffmann wird wegen Bandscheiben-Beschwerden auf unbestimmte Zeit ausfallen. "Er wird auch gegen Rostock fehlen", sagte Trainer Lienen, "wenn er das Bein hebt, dann hat er Schmerzen." Und der Tunesier Radi Felhi, der etatmäßige Abwehrchef, weilt beim Afrika-Cup. Lienen erneuerte daher seine Forderung nach Verstärkung für die Innenverteidiger-Position: "Ein gestandener Mann würde uns dort jetzt gut tun." Nicht nur dort.
Oliver Griss