Vorbild Kaiserslautern! Was den Löwen noch fehlt

Das 0:4-Debakel lässt Trainer Lienen erkennen, wo sich der TSV 1860 verbessern muss, um selbst aufzusteigen: „Die Probleme, die wir haben, hatte der FCK letztes Jahr – das macht mir Hoffnung“.
MÜNCHEN Nach der Klatsche durften die Löwen sich erst Mal ausruhen. Da die Sechzger nach der 0:4-Pleite in Kaiserslautern erst um kurz vor fünf Uhr morgens wieder in München waren, gab Trainer Ewald Lienen seinen Spielern den ganzen Dienstag frei. Zumindest für den Coach war an Schlafen aber nicht zu denken. „Nach Niederlagen schlafe ich sowieso nie richtig gut, aber dieses Spiel hat richtig weh getan“, sagt Lienen. Nicht, weil seine Löwen schlecht gespielt hatten. „Läuferisch und kämpferisch waren wir gleichwertig mit Lautern“, meint Lienen. Dennoch erteilte die von Lienens Vor-Vorgänger Marco Kurz trainierte FCK-Mannschaft den Löwen eine Lehrstunde.
Lautern bewies den Löwen eindrucksvoll, wieso sie am Saisonende aufsteigen werden und wieso 1860 andererseits noch nicht reif ist für Liga eins. Die AZ analysiert, was 1860 noch fehlt im Vergleich mit den Pfälzern:
Die Spielanlage:
Der FCK spielte am Montag einfach cleverer als 1860. Er bestrafte die zwei haarsträubenden Fehler von Mathieu Beda konsequent und nutzte die wenigen Chancen, die die Löwen ihnen boten. „Ihr Sturm ist absolut erstligareif und nach hinten haben sie ein richtiges Bollwerk, gegen das wir nicht viel anrichten konnten“, meint Lienen. Vor allem in der Defensive profitiert Lautern davon, die ganze Saison über schon mit derselben Viererkette aufzulaufen. „Die sind eingespielt und machen kaum einen Fehler“, sagt Lienen. Da haben die Löwen ganz klar Nachholbedarf. „Eigentlich waren wir mit unserem Defensivverhalten auf einem sehr guten Weg“, meint Lienen, „doch am Montag haben wir hinten wieder Fehler gemacht, die ich längst hinter uns dachte.“ Den Löwen fehlt einfach noch die Konstanz.
Clevere Transferpolitik:
Zehn neue Spieler verpflichteten der Sportdirektor-Novize Miki Stevic und die Löwen vor Saisonbeginn, in der Winterpause kamen noch die Leihgaben Djordje Rakic und Eke Uzoma dazu. Die Mannschaft brauchte lange, um sich zu finden, ließ zunächst „brutal viele Punkte liegen“ (Lienen). Und nicht jeder Neuzugang schlug ein: Die Stürmer Kenny Cooper und Ardijan Djokai sind schon wieder weg, der von Freiburg ausgeliehene Eke Uzoma spielt kaum eine Rolle, auch Alexander Ludwig ist umstritten beim Coach. Bei Kaiserslautern dagegen schafften es Kurz und der erfahrene Sportdirektor Stefan Kuntz mit ähnlich geringen Mitteln wie die Löwen vor allem mit hochtalentierten Leihspielern aus der Bundesliga (etwa Sidney Sam vom HSV, Markus Steinhöfer aus Frankfurt, Rodnei von Hertha BSC oder Ivo Ilicevic aus Bochum) eine schlagkräftige Truppe zu formen. Außerdem war der Stamm der Truppe auch letzte Saison schon da. „Die Probleme, die wir dieses Jahr haben, hatte der FCK letztes Jahr“, sagt Lienen, „das macht mir durchaus Hoffnung“.
Das Umfeld:
Kaiserslautern hat ähnliche strukturellen Probleme wie der TSV 1860. Auch die Pfälzer schieben einen riesigen Schuldenberg vor sich her, der vor allem der bis 2008 horrenden Stadionmiete von über drei Millionen Euro – nun 1,8 Millionen – pro Jahr geschuldet ist. Aber der Betzenberg ist für die Fans eine Kultstätte. „Lautern hat die ungeteilte Zuwendung aller Fans der Region, die Menschen finden auf dem Betzenberg ihre Erfüllung“, meint 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers. Die Löwen dagegen müssen weiter in die ungeliebte Allianz Arena. Den Traum von der Erfüllung in Giesing zerstörte letzte Woche die Stadt.
Filippo Cataldo, Oliver Trust