Vor Löwen-Rückkehr nach Pipinsried blickt Jacobacci mahnend auf Union Berlin

München - Wer glaubt, beim TSV 1860 gäbe es nur die Meisterlöwen aus dem Jahre 1966, der irrt. Wir schreiben den 5. Mai 2018: Die Löwen hatten auf ihrer Auswärtsfahrt schon etwas im Gepäck. Erst schossen Daniel Wein, Nico Karger und Sascha Mölders, einst "Wampe von Giesing", einen ungefährdeten 3:0-Sieg heraus. Dann packte Zeugwart Norbert Stegmann und Co. einen Satz T-Shirts aus, auf denen geschrieben stand: "Meisterlöwen."
Nun reist der TSV 1860 im Viertelfinale des Toto-Pokals am Samstag erneut ins Dachauer Hinterland, wo im 600-Seelen-Dorf Pipinsried die NAT-Arena steht und einmal mehr auf die Sechzger wartet. Diesmal "nur" mit 2500 Zuschauern statt der satten 7.500 Fans, die sich teils im Stadion, teils auf einer riesigen Naturtribüne dahinter versammelten und frenetisch Sechzigs (Regionalliga-)Meisterfeier bejubelten.
Jacobacci: Es geht um Pipinsried im Pokal "und nicht was mal war"
"Ich habe schon gehört, was damals vor sich gegangen ist - was das für ein Publikumsaufmarsch war", sagte Cheftrainer Maurizio Jacobacci am Freitag über den Ausnahmezustand in dem kleinen Örtchen, das seit dem wohl jedem Löwenfan ein Begriff ist. Der 60-Jährige sagt aber auch: "Mein Hauptaugenmerk ist die mittelbare Zukunft der Löwen. Das ist das Spiel morgen und nicht was mal war."

Damals war der Dreier am letzten Viertliga-Spieltag schließlich auch nur Durchgangsstation für das, was später folgte: die Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2, 2:2) und die umjubelte Rückkehr nach dem dramatischen Absturz der Löwen in den Amateurfußball, zumindest in die Dritte Liga. Ohne diesen ganz großen Coup wäre der damalige Meilenstein Pipinsried mit der Meisterschaft nicht viel wert gewesen.
1860 im DFB-Pokal: Erst Bierofka, dann Köllner - und jetzt Jacobacci?
Jetzt soll nach dem Viertelfinal-Erfolg freilich auch noch der Pokal-Triumph folgen, wie Jacobacci erklärte: "Die Mannschaft weiß schon, dass der Toto-Pokal für uns eine sehr wichtige Sache ist." So bedeutend, dass für Jacobacci der erste kleine Titel her soll: "Hier geht es nicht um mich. Hier geht es darum, den Toto-Pokal zu gewinnen", stellte der Schweizer klar: "Es geht darum, in den DFB-Pokal einzuziehen." Jacobaccis Pokal-Träumchen.
1860-Ikone Daniel Bierofka war es, der den Sechzger-Karren damals wieder aus dem Dreck gezogen und 1860 zurück in die dritthöchste Spielklasse geführt hatte. Dessen Nachfolger Michael Köllner wiederum hatte mit dem TSV in der Spielzeit 2019/20 den Toto-Pokal geholt. Und Jacobacci?
Jacobacci will bei 1860 "etwas Neues wachsen" lassen und mahnt
"Wir haben hier ein Team, das im Aufbau steht, das sich weiterentwickelt", sagte Jacobacci, um über vergangene Tage zu sinnieren: "Was einmal war, wissen wir alle. Aber es soll etwas Neues wachsen!" Der Coach, bei 1860 in seiner Anfangszeit schon viel kritisiert, hatte auch ein prominentes Beispiel dafür parat, dass zurückliegende Erfolge für kaum einen Trainer nachhaltigen Nutzen haben.
"Nehmen wir das Beispiel Urs Fischer. Alles, was war, hat heute keine Bedeutung mehr", sagte Jacobacci über seinen Landsmann, den er nach AZ-Informationen sehr schätzt. Das Duo war einst als Spieler beim FC St-Gallen vereint, nun ist Fischer bei Bundesligist Union Berlin Geschichte, nachdem er die "Eisernen" in die Champions League geführt hat. Womit wir bei einem anderen Löwen-Trainer wären: Werner Lorant lässt grüßen. Aber bevor wir das Kapitel aufschlagen, darf sich Jacobacci an seinem ersten Titelchen versuchen.