Vor dem Relegationsspiel Jahn Regensburg gegen TSV 1860: Andreas Geipl im AZ-Interview

Beim TSV 1860 aussortiert, beim Jahn Regensburg gefeierter Held. Das sagt Ex-Löwe Andreas Geipl vor dem brisanten Relegationsduell.
von  idowa/Fabian Roßmann
2014 lief er noch mit den 1860-Profis (hier neben Yuya Osako), heute ist er in Regensburg der gefeierte Held (rechts beim Duell gegen den Chemnitzer FC)
2014 lief er noch mit den 1860-Profis (hier neben Yuya Osako), heute ist er in Regensburg der gefeierte Held (rechts beim Duell gegen den Chemnitzer FC) © Rauchensteiner/Augenklick, imago/PicturePoint

Regensburg - Andreas Geipl (25) hat den SSV Jahn Regensburg mit seinem Elfmeter-Tor in Münster in die Relegationsspiele zur 2. Bundesliga geschossen. Dort erwartet ihn sein Ex-Verein, der TSV 1860. In München wartete er vergeblich auf den Durchbruch. Er kam lediglich auf drei Nominierungen in den Profi-Kader. 69 Mal lief er für die zweite Mannschaft der Sechzger auf (sieben Tore, sechs Vorlagen), ehe er vor drei Jahren nach Regensburg wechselte.

Im Interview spricht er über die aktuelle Situation beim SSV Jahn Regensburg und über das brisante Duell mit dem TSV 1860.

Herr Geipl, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie am Samstag zum entscheidenden Elfmeter angetreten sind?
Andreas Geipl: Ich habe mir ehrlich gesagt nicht viel gedacht. Ich habe mir nur gesagt: Andi, hau' einfach den Ball rein und mach' die Fans glücklich. Den Rest habe ich ausgeblendet und zum Glück habe ich den Ball verwandelt.

Vergangene Saison der Elfmeter zum Aufstieg, heuer der Elfmeter zur Relegation. Sie scheinen beim Jahn der Mann für die entscheidenden Tore zu sein.
Es ist immer noch ein Mannschaftssport und auch andere Spieler haben in dieser Saison schon sehr wichtige Tore für uns geschossen.

Aber die beiden Elfmeter waren natürlich auch sehr wichtig und es freut mich, dass ich der Mannschaft dadurch helfen konnte. Woher kommt Ihre Nervenstärke vom Punkt?
Als es vergangenes Jahr den Elfmeter gegen Wolfsburg gab, habe ich mich einfach gut gefühlt und deshalb geschossen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich treffe. Seitdem hat sich bei mir viel Selbstvertrauen entwickelt und ich fühle mich in diesen Situationen sehr sicher. Ich trainiere regelmäßig Elfmeter und hatte auch in Münster keine Bedenken, dass ich ihn reinmachen würde. Sollte ich mich auf dem Platz aber einmal nicht so gut fühlen, dann würde ich auch einem anderen Spieler den Vorzug lassen.

Dank Ihres Elfmeters hat es am Ende mit Platz drei und der Relegation geklappt. Welche Gefühle hatten Sie beim Abpfiff?
Ich war sehr erleichtert. Nach unserer Führung hat Münster noch viel Druck gemacht und wollte unbedingt den Ausgleich.  Entsprechend war ich froh, als das Spiel vorbei war und feststand, dass wir am Ende dieser "geilen" Saison tatsächlich Platz 3 sichern konnten.

Was bedeutet der Erfolg für die Mannschaft und den gesamten Verein?
Für uns als Mannschaft bedeutet er sehr viel. Wir sind als Aufsteiger mit dem Ziel Klassenerhalt in die Saison gegangen. Wir haben ein brutales Mannschaftsgefüge – auf und neben dem Platz. Das zeichnet unser Team aus und macht uns stark. Dadurch konnten wir eine so gute Rückrunde spielen. Auch das Umfeld hat sich das verdient. Die Fans haben uns die ganze Saison über hervorragend unterstützt und uns nach Niederlagen Mut zugesprochen.

Welchen Anteil hat Heiko Herrlich am Erfolg?
Einen sehr großen natürlich. Er macht ein super Training und stellt uns auf jedes Spiel hervorragend ein. Er lebt die Werte, die uns auszeichnen, vor.

Jetzt geht es gegen 1860 München. Wie haben Sie die Entscheidung am Sonntag verfolgt?
Einige aus unserer Mannschaft haben gemeinsam geschaut. Ich habe es alleine verfolgt, weil meine Frau selbst Fußball spielt und ein Spiel hatte. Als das Tor für Sechzig gefallen ist, dachte ich eigentlich, dass es vorbei ist und habe mit Bielefeld als Gegner gerechnet. Aber dann hat es sich doch noch einmal gedreht.

Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Die Löwen sind für uns natürlich eine sehr attraktive Aufgabe. Zwei Traditionsvereine treffen aufeinander und es ist ein bayerisches Derby.

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Für Sie als Ex-Löwen dürfte es nochmals spezieller sein...
Das stimmt, für mich persönlich ist es schon ein sehr schönes Duell. Ich habe einige Zeit für 1860 gespielt, habe die Jugend dort durchlaufen.

Haben Sie noch Kontakt zu 1860?
Ehrlich gesagt habe ich nur noch ganz wenig Kontakt. Nur noch zu Felix Weber, der am Samstag sein Debüt bei den Profis gegeben hat, denn er kommt aus dem gleichen Landkreis wie ich. Ansonsten haben fast alle damaligen Mitspieler von mir den Verein verlassen.

Wie stehen Sie mittlerweile zu den Löwen?
Das ist schwierig zu sagen. Sechzig ist für mich ein Traditionsverein mit tollen Fans. Ich selbst bin jetzt aber auch schon eine ganze Weile weg.

Wie stehen die Chancen des Jahn im Duell mit 1860?
Es wird viel auf die Tagesform ankommen. Es sind zwei Spiele, 180 Minuten. Wir brauchen unsere Top-Verfassung. Wir sind eine super Truppe mit einem tollen Mannschaftsgeist. Darüber und über den Kampf wird es für uns gehen. Dann können wir Sechzig bezwingen, auch wenn die Löwen natürlich der Favorit sind.

Ist es das Duell geschlossene Mannschaft gegen individuelle Qualität?
Das kann man vielleicht so sagen, auch wenn ich bei Sechzig natürlich keinen genauen Einblick habe. Wir kommen jedenfalls über die Geschlossenheit, über den Teamspirit und können auch nur so erfolgreich sein. Auf der anderen Seite hat 1860 mit Spielern wie Stefan Aigner, Ivica Olic oder Abdoulaye Ba eine große individuelle Klasse. Der Jahn kann Relegation, das hat er vergangenes Jahr gegen Wolfsburg bewiesen.

Geben die Spiele aus dem vergangenen Jahr zusätzliches Selbstvertrauen?
Da hat man gesehen, was wir gemeinsam mit unseren Fans im Stande sind zu leisten. Natürlich gibt das Selbstvertrauen. Wir haben gesehen, dass wir in einer Relegation bestehen können. Aber auch die letzten Spiele und die allgemein gute Saison lassen uns mit einem gesunden Selbstbewusstsein in die Entscheidungsspiele gehen.

Und sollte es in der Relegation einen Elfmeter geben...
Dann werde den wahrscheinlich wieder ich schießen, wenn ich mit gut fühle.


Das Interview hat unser Kooperationspartner idowa.de zur Verfügung gestellt.

Lesen Sie hier: 1860 und der "Ober-Gau" - Das passiert beim Abstieg

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