Von Linde lässt Ziffzer zappeln

Kommt es doch noch zum Aufstieg, wird er sich "nicht dagegen wehren", sagt der 1860-Präsident. Und Albrecht von Linde spricht im AZ-Interview über seine Distanz zum Geschäftsführer.
von  Abendzeitung
Soll seine Provision zurückzahlen: Stefan Ziffzer
Soll seine Provision zurückzahlen: Stefan Ziffzer © sampics

Kommt es doch noch zum Aufstieg, wird er sich "nicht dagegen wehren", sagt der 1860-Präsident. Und Albrecht von Linde spricht im AZ-Interview über seine Distanz zum Geschäftsführer.

AZ: Die Löwen sind nur noch Achter der 2. Liga, am Montag geht’s nach St. Pauli: Herr von Linde, haben Sie Angst, dass 1860 alles verspielt?

ALBRECHT VON LINDE: Nein, überhaupt nicht. Das Pokal-Derby gegen die Bayern hat schon sehr weh getan, nach 120 Minuten so auszuscheiden. Aber wir haben eine junge, professionelle Mannschaft, die das wegstecken wird. Wir hoffen jetzt alle, dass sich die Siegesserie, die wir Anfang der Saison hatten, bald fortsetzt.

Ihre Hoffnung in Ehren, aber ist das nicht naiv?

Wir hatten nicht geplant, dass Berkant Göktan so lange ausfällt – und auch die Verletzung von Markus Schroth sich so lange hinzieht. Wir kommen ja immer wieder dicht vors Tor, aber dann fehlt leider einer, der den Ball über die Torlinie stochert. Und Göktan ist ja hoffentlich bald zurück.

Hätte man im Winter einen Torjäger kaufen müssen?

Erstens ist das bei uns eine Sache der finanziellen Mittel, und das Zweite ist natürlich: Dann holst du einen – und plötzlich sind die Kranken alle wieder gesund. Was ist dann? Ich kann Stefan Reuter da schon verstehen.

Die Fans verstehen das weniger: Ist der Aufstieg ohne Torjäger realistisch?

Wir haben nie vom Aufstieg gesprochen. Wenn es dann aber doch so kommt, werden wir uns nicht dagegen wehren. Klarerweise haben wir am Anfang der Saison immer gesagt, dass die Bundesliga etwas Anzustrebendes ist, aber nicht mit einem fixen Zeitpunkt.

Geschäftsführer Stefan Ziffzer erwartet von Ihnen „ein Signal“ – in der Stadion-Zeitschrift „Löwen-News“ schreibt er offen darüber. Er meint, die Distanz zwischen Geschäftsführung und Präsidium schrecke Investoren ab.

Ich verstehe Ziffzers Problem nicht. Es wäre gescheiter, wenn er selbst mal mit mir direkt redet. Mit Sicherheit ist doch eines klar, dass es in der Öffentlichkeit gegenwärtig von uns keinerlei Auseinandersetzungen gibt.

Vielleicht vermisst Ziffzer, dass das Präsidiums seine Arbeit öffentlich anerkennt.

Ich denke, die Investoren, die für uns interessant sind, sehen den TSV insgesamt – und vielleicht weniger ein Präsidium oder die Geschäftsführung, sondern die schauen sich an: Was hat die Mannschaft für einen Ruf in Deutschland? Es gilt doch: Wer immer sich als Sponsor oder Investor mit dem TSV zusammentut, der hat die Sicherheit, wer auch immer am Werke ist, dass wir diesen Kurs, den wir eingeschlagen haben, nämlich der sportlich und finanziellen Gesundung, fortsetzen werden. Es ist daher weniger eine Sache der Personen, sondern ob man vorwärts kommt.

Ein klares Bekenntnis zu Ziffzer und Reuter bleibt aber weiter aus.

Die Gremien werden über ihre Verträge befinden, wenn es an der Zeit ist. Aber der Fußball ist ein Geschäft, wo es auf den Erfolg ankommt. Wenn ich als Präsident nicht erfolgreich bin, werde ich auch abgewählt.

Für Ziffzer spricht, dass die Zahlen immer besser werden. Er plant statt dem geplanten Minus von 3,8 Millionen nur noch mit einem Defizit von unter einer Million.

Es sind ein paar glückliche Umstände eingetreten, das ist ganz klar. Das ist bei Kaufleuten so. Ich darf Friedrich den Großen zitieren: „Meine Generäle müssen auch Fortune haben.“ Der Pokal hat uns heftig Geld gebracht, wie ich gehört habe, sind wir zwar noch im Minus, aber natürlich nicht so erschreckend wie geplant. Und wir bekommen aus der Stadion-Ecke in der kommenden Saison eine Entlastung von zwei Millionen Euro. Wir sind besser als wir gedacht und gehofft haben. Das ist schon mal ein guter Ansatz.

Interview: Oliver Griss

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