Von Identifikationsfigur bis Transfer-Flop: Wie gut waren die Neuzugänge des TSV 1860 in der Saison?

München - Nach den knapp verpassten Aufstiegen in den vergangenen Jahren hat der TSV 1860 sein Ziel für diese Saison klar formuliert: Im Mai 2023 sollte die Rückkehr in die 2. Bundesliga gefeiert werden! An dieser Zielvorgabe sind die Löwen jedoch krachend gescheitert – ein Trainerwechsel, ein ständiges Auf und Ab und nicht zuletzt durch jede Menge Nebengeräusche fernab des Spielfelds.
Die Saison haben sich die Fans und Verantwortlichen der Löwen sicher anders vorgestellt, gerade nachdem im vergangenen Sommer ordentlich auf dem Transfermarkt zugeschlagen wurde. Die AZ zieht ein Fazit zu den Neuzugängen:
Fynn Lakenmacher: Treffsicher nur in der Hinrunde

Der bullige Stürmer kam vom TSV Havelse und schien bei den Löwen voll einzuschlagen. Aufgrund des langen Ausfalls von Vorjahres-Torschützenkönigs Marcel Bär lastete viel Verantwortung auf den Schultern des 22-Jährigen.
Mit der konnte er zunächst auch gut umgehen, insgesamt elf Scorerpunkte erzielte Lakenmacher in der Hinrunde. Bärs Verletzung fiel demzufolge nicht allzu sehr ins Gewicht. Doch in der Rückrunde baute Lakenmacher jedoch stark ab und hatte gerade einmal eine Torbeteiligung vorzuweisen.
Fazit: Hat deutlich mehr Potenzial, als er über die gesamte Saison hinweg abrufen konnte.
Meris Skenderovic: Knaller-Jubel-Tor in Paderborn beim SC Verl

Skenderovic kam im Sommer aus der Regionalliga von Schweinfurt, um die Offensive in der Breite zu verstärken. Seine Torjäger-Qualitäten hatte er zu Beginn der Saison im Toto-Pokal mit sieben Toren in drei Spielen unter Beweis gestellt – wenn auch gegen unterklassige Gegner.
In der Liga durfte er nur 30 Prozent aller möglichen Spielminuten auf dem Feld stehen. Dabei gelangen dem 25-Jährigen vier Tore – darunter der Last-Minute-Siegtreffer gegen Verl.
Fazit: Kann sicher mehr, als er diese Saison von sich zeigte. Auch an seiner Rolle möchte der montenegrinische U21-Spieler sicherlich arbeiten, auf lange Sicht dürfte ihm die Joker-Rolle nicht genügen.
Albion Vrenezi: Verletzung bremste ihn zum Saisonende aus

Der Flügelspieler war nach der Insolvenz von Türkgücü ablösefrei auf dem Markt – seine Verpflichtung daher ein No-Brainer für Gorenzel.
Albion Vrenezi gehört technisch zum besten, was die 3. Liga zu bieten hat und ist jederzeit dazu in der Lage, aus dem Nichts eine Chance zu kreieren. Mit 15 Scorerpunkten ist er der zweit gefährlichste Löwen-Spieler in dieser Saison. Zuletzt bremste ihn leider eine Oberschenkelverletzung aus, er verpasste die letzten fünf Spiele der Saison.
Fazit: War an 25 Prozent der Löwen-Tore direkt beteiligt und könnte bei weniger Verletzungspech sicherlich noch eine größere Rolle beim TSV einnehmen.
Joseph Boyamba: Erst unter Jacobacci in Löwen-Form

Joseph Boyamba kam im Sommer zusammen mit Jesper Verlaat aus Mannheim. Unter Neu-Trainer Maurizio Jacobacci spielte sich der deutsche Fußballer mit kongolesischen und französischen Wurzeln zu einem der besten Spieler auf.
Dennoch trennen sich die Wege nach nur einem Jahr im Sommer wieder.
Fazit: Zeigte gute Leistungen, gerade unter Jacobacci. Auch aufgrund dessen bereit für eine höhere Aufgabe.
Martin Kobylanski: Das größte TSV-1860-Sorgenkind

Von Martin Kobylanski, der von Eintracht Braunschweig kam, hätte man sich definitiv mehr erhofft. Von seinen gefürchteten Fernschuss- und Standardqualitäten war nicht viel zu sehen. Der Mittelfeldakteur kam über die ganze Saison hinweg nie wirklich in Schwung und konnte nur drei Tore und zwei Assists verbuchen.
Fazit: Kobylanski blieb den Erwartungen deutlich hinterher und ist das Sorgenkind der abgelaufenen Saison. Wie es mit ihm weiter geht, ist unklar, sein Vertrag läuft noch bis 2024.
Tim Rieder: Saison-Aus nach schwerer Verletzung beim TSV 1860

Auch er war nach der Insolvenz von Türkgücü ablösefrei auf dem Markt und hat sich im Sommer selbst offensiv bei den Löwen angeboten. Die hatten wiederum während seiner Leihe nach München in der Saison 2019/20 gute Erfahrungen mit ihm gemacht und schlugen gerne zu.
Der gebürtige Dachauer erlitt Ende Februar einen Innenbandriss im Knie und verpasste daher die letzten 14 Saisonspiele. In der Zeit vor der Verletzung war Rieder jedoch ein Dauerbrenner und stand nahezu jedes Spiel über die volle Distanz auf dem Feld. Umso bitterer, dass eine solch schwere Verletzung ihn ausgebremst hat.
Fazit: Hat gezeigt, wie wichtig er für die Mannschaft sein kann und etablierte sich schnell als Leader. Die schwere Verletzung bedeutete dann das Saison-Aus.
Jesper Verlaat: Gorenzels Top-Tranfer bei den Löwen

Der Innenverteidiger wurde im Sommer von Mannheim verpflichtet und trat die Nachfolge von Stephan Salger als Abwehrchef an. Die hohen Erwartungen hat der Sohn des ehemaligen Bundesligaspielers Frank Verlaat voll erfüllt.
Zudem harmonierte er sehr gut mit Top-Talent Leandro Morgalla, der sich an der Seite des 25-Jährigen tatsächlich zu einem der stärksten Drittliga-Verteidiger gemausert hat. Verlaat ist zudem ein Sympathieträger mit hohem Identifikationspotenzial, auch in der Mannschaft kommt er gut an.
Fazit: Ein Top-Transfer Gorenzels.
Christopher Lannert: Bankdrücker unter Neu-Coach Jacobacci

Der Außenverteidiger war in der Saison 2021/22 beim SC Verl gesetzt und verpasste lediglich das letzte Saisonspiel aufgrund einer Gelbsperre, ansonsten stand er jede Minute auf dem Platz. Anders beim TSV 1860.
Lannert wurde als Alternative auf der Rechtsverteidiger-Position verpflichtet und war zu Beginn der Saison zumeist in der Startelf gesetzt. Der 24-Jährige agierte jedoch fehleranfällig und hatte spätestens unter Jacobacci öfters die Joker-Rolle inne. Fünf Mal saß er unter dem neuen Löwen-Coach gar über die volle Distanz auf der Bank.
Fazit: Lannert wurde im vergangenen Sommer aufgrund des Engpasses rechts hinten verpflichtet, spielte jedoch in seiner ersten Saison nur eine sporadische Rolle bei den Löwen.
Julius Schmid: Ersatzkeeper ohne Störgeräusche

Julius Schmid wurde im Sommer vom VfB Lübeck als Nachfolger für die bisherige Nummer drei György Székely verpflichtet. Durfte bislang ausschließlich in Vorbereitungsspielen ran, in der Torhüter-Hierarchie liegen Marco Hiller und Tom Kretzschmar klar vor ihm. Nimmt seine Rolle aber ohne zu meckern und zu murren an – so wünscht man es sich von einer Nummer drei.
Fazit: Ein Ersatzkeeper, der seiner Rolle von Anfang an bewusst war und ist und für keine Störgeräusche sorgt.
Raphael Holzhauser: Nie in der dritten Liga und beim TSV 1860 angekommen

Raphael Holzhauser war der Transfer-Coup des TSV 1860 im Winter, doch der Neuzugang entpuppte sich als Fehlgriff. Der ehemalige Bundesliga-Spieler sollte die Offensivabteilung des TSV 1860 verstärken, doch blieb weit hinter den Erwartungen zurück. In 14 Partien kam er nur auf drei Treffer und eine Vorlage.
Fazit: Das Kapitel Holzhauser ist nach nur einem halben Jahr wieder beendet. Die Leihgabe von Oud-Heverlee Leuven kehrt zurück in die erste belgische Liga.