„Von Bayern abhängig“
1860-Präsident Rainer Beeck erklärt nach dem Stoffers-Rücktritt die Stadionfrage zur Chefsache. Der 1860-Boss sagt, man brauche den „guten Willen“ des Rivalen. Und er hat schlechte Nachrichten für Trainer Maurer.
MÜNCHEN Rainer Beeck versucht es am Tag nach dem Löwen-Beben mit Galgenhumor. „Wir haben mittlerweile etwas Routine mit solchen unerwarteten Rückschlägen“, sagte der 1860-Präsident.
Tatsächlich herrscht an der Grünwalder Straße am Tag eins nach dem freiwilligen Rückzug von Geschäftsführer Manfred Stoffers die übliche sommerliche Betriebsamkeit: Auf dem Platz trainiert Coach Reiner Maurer mit seinen Spielern, auf der Terasse des Löwenstüberls trinken ein paar Fans das erste Bier des Tages. Es herrscht kein größerer Andrang als sonst, wenn eine Anhängerin nicht ein Transparent an den Zaun gehängt hätte, auf dem mit blauer Farbe „Pro Stoffers – Danke Manni“ steht, würde nichts darauf hindeuten, dass bei den Löwen wieder mal alles drunter und drüber geht.
Auch Beeck ist nicht zur Geschäftsstelle gekommen. Der Präsident sitzt im Auto, als die AZ ihn erreicht. Beeck hat nicht verstanden, dass Stoffers nach dem verlorenen Catering-Prozess seinen Posten geräumt hat. Stoffers’ Argument, dass er dem Klub bei den nun nötigen Verhandlungen mit dem FC Bayern nicht im Weg stehen wolle, teilt er nicht. Er glaubt, dass die Bayern-Bosse sehr wohl mit Stoffers verhandelt hätten.
Nun handelt Beeck selbst.
Noch am Wochenende möchte der Präsident das Gespräch mit dem Lokalrivalen suchen, die Stadionfrage ist ab sofort Chefsache. „Die Gespräche mit den Bayern haben jetzt höchste Priorität für uns. Wir müssen uns unterhalten und versuchen, wieder ein gewisses Maß an Normalität in unsere Beziehungen zu bringen“, sagt er. Das Betriebsklima hatte Stoffers durch die teilweise Einstellung der Zahlungen für das Catering in der Allianz Arena und den danach folgenden Prozess vergiftet. Nun muss Beeck, ein gänzlich anderer Typ als der forsche Dampfplauderer Stoffers, die Bayern-Bosse milde stimmen. Er sagt: „Wir sind vom guten Willen des FC Bayern abhängig. Wir würden sicherlich gerne aus der Allianz Arena ausziehen. Der Olympiapark und die Stadt sehen uns wohl schon im Olympiastadion und würden uns mit offenen Armen empfangen, aber wir haben gültige Verträge mit dem FC Bayern. Wir sind momentan nicht in der Position, dass wir uns aussuchen können, wo wir spielen.“
Auch für Coach Reiner Maurer dürfte die Situation momentan nicht angenehm sein. Zumal Beeck ihm schon eine Hiobsbotschaft überbringen musste: „Der verlorene Prozess wirkt sich leider auch auf unsere Kaderplanung aus“, so Beeck, „wir können nicht mehr so viel ausgeben, wie der Coach und Sportdirektor Stevic es sich wünschen.“
Zudem muss Beeck nun natürlich auch einen Nachfolger für Stoffers finden. Erste Gespräche mit potentiellen Kandidaten sollen schon geführt worden sein. Doch so richtig einfach wird die Entscheidungsfindung nicht werden. Beeck: „Manfred Stoffers war schon eine Idealbesetzung auf dem Posten. Sein Nachfolger muss im Grunde eine Eier legende Wollmilchsau sein. Er sollte rhetorisch gewandt sein, mit den Medien und der Öffentlichkeit umgehen können, Ahnung von Zahlen und gewisse Qualitäten als Sanierer – und Löwenblut in den Adern haben.“
Filippo Cataldo