Vollands Rückkehr nach München: "Ich liebe 1860"

Nationalstürmer Volland (24) von Bayer Leverkusen wechselte im Sommer von Hoffenheim zum Werksklub. Von 2007 bis 2012 spielte er für den TSV 1860.
AZ: Herr Volland, wenn Sie am Samstag mit Bayer Leverkusen beim FC Bayern antreten, sind Sie nicht nur als Fußballer gefragt, sondern auch als Kartenhändler: Wie viele Tickets haben Sie diesmal für Verwandte und Freunde besorgt?
KEVIN VOLLAND: (lacht) Diesmal sind es etwa 50 geworden. Das ist ja meistens so, wenn ich mal wieder in München spiele. Sie haben sogar einen Bus gemietet.
Erhöht das den Druck auf Sie, wenn so viele Bekannte im Stadion sind?
Ach nein, sie schauen sich das ja sonst im Fernsehen an. Aber natürlich bin ich motiviert, wenn so viele im Stadion sind.
Sie spielen seit dem Sommer in Leverkusen, wohnen in Düsseldorf. Wie oft schauen Sie noch im Allgäu vorbei, in Ihrer Heimat Marktoberdorf?
Das ist jetzt nicht mehr so leicht, weil Leverkusen weiter weg ist und wir viele englische Wochen haben. In Hoffenheim war das einfacher. So einmal in zwei Monaten bin ich aber schon da. Und ich bekomme oft Besuch in Düsseldorf, so etwa jede zweite Woche.
Sie haben von 2007 bis 2012 für den TSV 1860 gespielt. Wäre ein Sieg gegen die Bayern da besonders schön?
In der Jugend gab es diese Rivalität, da war jedes Spiel hitzig, man war sehr gegen Bayern gepolt. Mittlerweile ist das aber nicht mehr so. Ich kenne ja viele Spieler aus der Nationalmannschaft. Bayern ist einer der besten Vereine der Welt. Deshalb ist meine Motivation immer sehr hoch, wenn ich gegen sie spiele. Mit meiner blauen Vergangenheit hat das aber nicht mehr so viel zu tun.
Die Bayern schwächeln aktuell. Sind sie eher zu bezwingen als in der vergangenen Saison?
Es wird trotzdem brutal schwer für uns. Jede Mannschaft hat mal eine solche Phase, in der man die Chancen nicht reinmacht. Deshalb werden die Bayern noch motivierter auftreten. Aber klar: Wir wollen etwas mitnehmen.
Fühlen Sie sich eigentlich als Thomas Müller von Bayer Leverkusen?
Wieso? (lacht)
Ihnen ist das Toreschießen in letzter Zeit ähnlich schwergefallen. Müller wartet noch auf ein Liga-Tor, Sie auch.
Ich habe jetzt in der Champions League in Moskau getroffen, das hat sehr gut getan. Zuvor schon im Pokal und in der Nationalelf, nur in der Liga noch nicht, das stimmt.
Ihr Sportdirektor Rudi Völler hat gesagt, Sie hätten in den vergangenen Wochen „gelitten wie ein Hund“, weil es sportlich nicht so gut lief.
Ja, da hat er recht. Man nimmt sich viel vor und macht sich einen Kopf, wenn es nicht klappt. Ich bin ein Spieler, der immer alles gibt. Aber irgendwann flutscht es dann auch wieder.
Auch bei Thomas Müller?
Am Samstag soll es erstmal bei mir flutschen, bei ihm dann gern am nächsten Spieltag (lacht). Nein, im Ernst: Der Thomas ist keiner, der grübelt. Seine Spielweise ist ja trotzdem gut, er ist saumäßig gefährlich. Er wird wieder treffen.
Wenn man über Krise spricht, kommt man von Bayern und Müller leicht zum TSV 1860, Ihrem Ex-Klub. Haben Sie noch Kontakt zu den Löwen?
So viele Spieler kenne ich da nicht mehr, aber zu Biero (Interimstrainer Daniel Bierofka, Anmerkung der Redaktion) ist der Kontakt noch ziemlich gut. Wir haben uns zum Beispiel auf der Hochzeit von Christopher Schindler (Ex-Löwen-Kapitän, mittlerweile bei Huddersfield, die Redaktion) gesehen und bei dessen Junggesellenabschied. Und Stefan Aigner ist ein guter Kumpel von mir.
Trauen Sie Bierofka zu, dass er die 1860-Krise beenden kann?
Wenn es einer schafft, dann der Biero. Er ist so fokussiert, steht hinter dem Verein und zieht sein Ding durch. Er kann das schaffen.
Macht es Sie manchmal traurig, wenn Sie auf die Entwicklung der Löwen schauen?
Ich liebe den TSV 1860 noch immer! Ich habe dem Klub viel zu verdanken. Als ich dort gespielt habe, damals unter Reiner Maurer, lief es ja auch gut für uns. Und jetzt hoffst du mittlerweile jede Saison, dass einfach Ruhe einkehrt. Ich will ja gar nicht vom Aufstieg sprechen, aber Konstanz wäre mal schön.
Viel besser läuft es bei Ihrem Ex-Klub 1899 Hoffenheim unter Julian Nagelsmann. Sie kennen sich gut aus der B-Jugend des TSV 1860.
Ja, genau. Das war damals seine erste Trainerstation, er war quasi Praktikant bei unserer Mannschaft. Es kam öfter mal vor, dass er mich mitgenommen hat zum Training, er hat ja in Landsberg gewohnt. Wir haben heute noch regelmäßig Kontakt.
Verstehen Sie die Lobeshymnen für Nagelsmann?
Er ist ein super Trainer, hat immer einen Plan. Er hat ganz sicher eine große Karriere vor sich.
Würden Sie ihm einen Topklub wie den FC Bayern zutrauen?
Fachlich hat er eine Menge zu bieten. Wenn er sich in der jetzigen Form weiterentwickelt, kann er sicherlich irgendwann auch mal die Bayern trainieren.
Zum Abschluss noch ein ganz anderes Thema: Was macht eigentlich Ihre Eishockey-Leidenschaft?
Die gibt es natürlich noch (lacht). Ich bin zur Zeit oft bei der Düsseldorfer EG, fast bei jedem Heimspiel.
Sind Sie selbst noch manchmal auf dem Eis? In Ihrer Jugend haben Sie ja beim FV Füssen gespielt.
Einmal im Jahr spielen wir bei uns im Allgäu, da sind dann viele Freunde dabei, auch mein Vater. Das ist jetzt demnächst um die Weihnachtszeit.
Und wer wird Deutscher Meister?
Der Titel wird wieder nach München gehen – genauso im Fußball. Der EHC Red Bull hat den stärksten Kader und das meiste Geld. Das ist auch im Eishockey wichtig.