Vitor Pereira und seine Pennäler

"Wir müssen erwachsener werden", fordert der Löwen-Trainer nach der Pleite in Hannover. Von Chancen über Abwehr bis zur Auswärtsbilanz: Die AZ erklärt, wo 1860 nachsitzen muss.
von  Matthias Eicher
Die Löwen um Abwehrchef Ba müssen in einigen Punkten nachsitzen.
Die Löwen um Abwehrchef Ba müssen in einigen Punkten nachsitzen. © imago

München - Bei diesem einen, so verhängnisvollen Spielzug sahen die Sechzger wie Schuljungen aus. Eine Verkettung an Fehlern auf der linken Abwehrseite, der Ball zu Martin Harnik, dessen Schuss an Stefan Ortega vorbei ins Tor – fertig war die Auswärtspleite des TSV 1860 bei Hannover 96.

"Das war das beste Spiel unter meiner Leitung", sagte hinterher einer der Trainer. Nicht Hannovers angezählter Daniel Stendel, der trotz des Sieges nicht nur Verweis, sondern Rauswurf fürchten muss. Sondern Löwen-Coach Vitor Pereira, dessen Zeugnis nach der Samstagspleite mit 25 Punkten nur das vierzehntbeste der Zweiten Liga ist.

Wie das zusammenpasst? Ganz einfach: Über die gesamte Spieldauer hätte man bei der Beurteilung der Löwen-Leistung kaum den Rotstift gebraucht. Keine Eins mit Stern, aber auch weit entfernt vom Sechser, so dass Pereira, ansonsten gerne kritischer Oberlehrer, diesmal ungewohnt deutlich lobte. Trotzdem wusste der Portugiese: "Wir müssen erwachsener werden", die Sechzger in manchen Bereichen weiter die Schulbank drücken.

Die AZ stellt Pereiras Pennälern ein Zeugnis von sehr gut bis ungenügend aus.

Sehr gute Chancenqualität: Zuletzt musste nicht selten bemängelt werden, dass Großchancen fehlten. Nicht so in Hannover: Erst Amilton, dann Stefan Aigner – zwei Löwen hatten sehr gute, erstklassige Chancen, als beide jeweils auf 96-Keeper Philip Tschauner zumarschierten. Bessere Möglichkeiten sind nicht mehr zu kriegen. Deren Vollendung? Siehe deutlich weiter unten.

Gute Einstellung: "Wir brauchen Persönlichkeit", hatte Pereira vor dem schweren Spiel beim Aufstiegsaspiranten gefordert. Und seine Spieler liefen wie echte Löwen auf: Für Kampfgeist und Mentalität holten sich die Pereira-Kicker im Kollektiv die Note "gut" ab. Allen voran Ivica Olic, der trotz Platzwunde mit einem Turban wie gewohnt und diesmal auch wörtlich an die Schmerzgrenze ging.

Befriedigende Spielkultur: 14:11 Torschüsse, 52 Prozent gewonnene Zweikämpfe – keine überragende Bilanz, aber beim Tabellen-Dritten muss man diese erstmal hinbekommen. Ortega dazu: "Es hat vieles funktioniert, was wir geübt haben. Es war nicht zu sehen, wer die Heim- und wer die Auswärts-Mannschaft ist."

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Ausreichende Abwehr: Die Blauen standen defensiv über weite Strecken stabil, bevor eine Szene die gesamte Abwehrreihe schlecht aussehen ließ: Erst stellte Felix Uduokhai nach einem vermeintlichen Foul den Spielbetrieb ein, dann verpasste Neuzugang Lumor. In der Folge landete ein Press-Schlag von Sebastian Boenisch vor den Füßen des Gegners, Abdoulaye Ba und Maxi Wittek konnten weder den Pass auf Harnik, noch dessen Abschluss verhindern. Ein folgenschwerer Rundum-Patzer, der die Leistung der verteidigenden Löwen schmälert.

Mangelhafte Chancenverwertung: Zurück zu den beiden "Alleingängern": Wie Amilton den mitgelaufenen Nebenmann Olic übersah, entschied sich auch Aigner beim Versuch, Tschauner zu umspielen, für die falsche Variante. Lapidar wie wahr, was Boenisch nach dem Spiel zu kritisieren hatte: "Wir müssen die Dinger auch machen. Dann fährst du mit einem Dreier nach Hause." Hier das Stichwort für die nächsten Trainings: nachsitzen.

Ungenügende Auswärtsbilanz: Ein Sieg, zwei Remis, neun Pleiten: Sechzigs Ergebnisse in der Fremde? Ungenügend! Und schon die achte Niederlage in Folge. Vor allem dank dieser grausigen Statistik ist das Vorrücken in die nächste Zweitliga-Saison weiter gefährdet. Aigner dazu: "Wir sind im Abstiegskampf, da müssen wir nur auf die Tabelle schauen. Wir müssen wieder punkten."

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