"Vertragsauflösung aufgezwängt": Ehemaliges TSV-1860-Talent Knöferl mit schweren Vorwürfen gegen Ex-Coach Jacobacci

München - Ob die Bender-Zwillinge, Kevin Volland oder jüngst Leandro Morgalla: Die Liste der beim TSV 1860 ausgebildeten Top-Talente ist lang. Einer von ihnen, dem an der Grünwalder Straße ebenfalls viel zugetraut wurde, ist Lorenz Knöferl. Und der gebürtige Dachauer schien die hohen Erwartungen zunächst erfüllen zu können.
Der ehemalige Junioren-Nationalspieler avancierte in der Drittliga-Saison 2020/21 nicht nur zum zweitjüngsten Kicker (nach Lars Bender), der je für die Löwen in einem Pflichtspiel auf dem Platz stand – er trug sich mit einem Treffer gegen den SV Wehen Wiesbaden sogar als jüngster Torschütze in die Profifußball-Geschichtsbücher des TSV 1860 ein.

Nach dem Frühstart beim TSV 1860 folgte für Lorenz Knöferl der harte Fall
Alles schien also geebnet für die nächste Erfolgsgeschichte aus der Löwen-Akademie. Doch den Durchbruch schaffte Lorenz Knöferl nicht. Schwere Verletzungen bremsten den heute 20-Jährigen aus, der nach lediglich zwölf Einsätzen für die Profis den Schritt zurück in die Zweite Mannschaft der Sechzger ging und sich im Frühjahr 2023 zu Regionalligist Carl-Zeiss Jena ausleihen ließ.
Seit diesem Januar heißt die Realität: Amateurfußball beim fünftklassigen TSV Landsberg, wo der ehemalige Löwen-Sturmtank Sascha Mölders als Spielertrainer das Sagen hat. Trotz dieses Rückschritts hat Knöferl die Hoffnung von der Profi-Karriere noch nicht ganz aufgegeben, wie der Offensivmann im Interview mit der "tz" verriet: "Ich versuche, sportlich das Maximum aus meiner Karriere herauszuholen. Ich möchte schon zurück in den professionellen Fußball."
An der Seite von Ex-Löwe Sascha Mölders: Beim TSV Landsberg findet Lorenz Knöferl wieder in die Spur
Beim TSV Landsberg, der aktuell als Tabellenzweiter um den Aufstieg in die Regionalliga kämpft, sei er super aufgenommen worden – allen voran von Ex-Löwe Sascha Mölders: "Er hat mir sein Wort gegeben, dass er mich komplett unterstützt. Ich habe dann schon in der Vorbereitung relativ viel Spielzeit bekommen. Ich bin Sascha sehr dankbar, dass er mir hilft, zurück in die Spur zu finden."

Dabei hatte Knöferl zunächst gar nicht vor, "seinen" TSV 1860 zu verlassen, sondern wollte sich nach der Jena-Leihe bei den Löwen durchbeißen. Doch dann der Schock: "Das letzte halbe Jahr war eine mentale Leidenszeit, wie ich sie im Fußball noch nie erlebt habe. Ich war 20 Jahre jung, topfit und wollte einfach nur kicken. Aber mir wurde das Fußballspielen verwehrt."
Nach der Rückkehr zum TSV 1860 ließ Maurizio Jacobacci den Offensivmann links liegen
Federführend hinter der Entscheidung stand der ehemalige Coach der Sechzger, Maurizio Jacobacci: "Nach meiner Rückkehr wollte mich der Trainer nicht haben, stattdessen wurde mir eine Vertragsauflösung aufgezwängt", erinnert sich Lorenz Knöferl im "tz"-Interview. Ein Schritt, der für das Eigengewächs, das seit der U12 alle Nachwuchsmannschaften des TSV 1860 durchlief, nicht infrage kam.
"Ich wollte nicht weg. Stattdessen wollte ich versuchen, über die Zweite Mannschaft den Schritt zurück in den professionellen Fußball zu schaffen. Dafür habe ich mir auch tagtäglich den Arsch aufgerissen", so der Offensivmann. Eine Chance, sich auf dem Feld zu beweisen, erhielt er jedoch auch beim von Frank Schmöller trainierten Bayernliga-Team nicht: "Ich war Trainingsweltmeister, aber gespielt habe ich nie."
Ex-Finanzboss Marc-Nicolai Pfeifer gab die Anweisung, Lorenz Knöferl nicht mehr spielen zu lassen
Frank Schmöller, Trainer der Zweiten Mannschaft, hätte den Offensivmann nur zu gerne aufgestellt, so Knöferl: "Von der NLZ-Seite habe ich immer vollste Unterstützung bekommen." Die Verbannung auf die Tribüne hätte mit einer Anweisung aus der Geschäftsführung zusammengehangen: "Eine gewisse Person, die mittlerweile nicht mehr in der Vorstandschaft tätig ist, wollte mir Steine in den Weg legen, weil ich mich gegen die Vertragsauflösung entschieden hatte", macht der 20-Jährige dem ehemaligen Finanzboss Marc-Nicolai Pfeifer schwere Vorwürfe.
Vor allem für die Psyche sei diese Zeit sehr schwierig gewesen: "Innerlich stand ich kurz vor dem Burnout." Schweren Herzens traf Lorenz Knöferl die Entscheidung, den TSV 1860 doch zu verlassen: "Ich wusste, solange diese eine Person (gemeint ist Ex-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, d. Red.) da ist, werde ich keine Chance mehr bekommen. Und ich wollte nicht riskieren, noch ein halbes Jahr zu verlieren."
In Landsberg hat der talentierte Offensivmann nun den Spaß am Kicken wiedergefunden und versucht nun, den Traum von der großen Karriere zu verwirklichen. Und wenn es nichts wird mit dem Profi-Fußball? Dafür hat Knöferl bereits vorgesorgt: "Ich habe meine Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen, habe also auf jeden Fall was in der Hand."