Verschärftes Training: „Man will sie hier leiden sehen“

Das Blut-Training von Reiner Maurer kommt im 1860-Umfeld gut an: „Uns Alte freut sowas", meint beispielsweise Thomas Miller. 
von  Marco Plein
Trainer Reiner Maurer
Trainer Reiner Maurer © sampics/AK

Das Blut-Training von Reiner Maurer kommt im 1860-Umfeld gut an: „Uns Alte freut sowas", meint beispielsweise Thomas Miller. 

„Von populistischen Maßnahmen halte ich nichts“: Diesen Satz hat einer bei den Löwen ziemlich oft ausgesprochen, der im Verein schon länger keine Rolle mehr spielt: Miki Stevic. Nun hatte Trainer Reiner Maurer mit dem ehemaligen Sportchef zwar so gut wie nichts gemeinsam, doch nun ließ auch Maurer wissen: „Mit Populismus hat das nichts zu tun.“

Der Allgäuer bezog die Aussage auf seine verschärfte Trainingsintensität, die er nach fünf Niederlagen aus den letzten sieben Pflichtspielen beinahe martialisch angekündigt hatte: „Jetzt müssen wir eben bluten, ich will ein Zeichen an die Mannschaft setzen. Wir werden sehr harten trainieren.“ Zwar ist Maurer weit davon entfernt, sich einen harten Schleifer nennen zu lassen, doch nach der jüngsten Talfahrt der Löwen kommt seine neue Trainingshärte bestens an.

„Im ersten Moment wollen die Leute so was natürlich sehen. Die denken sich, die Löwen haben schlecht gespielt, jetzt sollen sie bestraft werden“, sagt auch Löwen-Sportchef Florian Hinterberger, der zwar genau weiß, dass Maurers Intention nicht die Befriedigung der Kiebitze ist, dennoch erkennt auch er: „Solche Maßnahmen kommen in schlechten Phasen beim Fan eben gut an. Das war im Fußball schon immer so.“

Tatsächlich nickten einige Anhänger an der Grünwalder Straße sichtlich zufrieden, als die Löwen unter der Woche morgens erst nach mehr als zwei Stunden Training vom Platz kamen – zudem waren nun täglich zwei Einheiten pro Tag angesetzt.

Dass Maurer – der freilich keine Medizinbälle einsetzt, dafür aber auf umfangreiche, lang anhaltende und daher Kräfte zehrende Zweikampfübungen setzt – dann auch noch auf eine Reporterfrage, ob sich schon ein Spieler bei ihm wegen der Intensität beschwert hätte, mit „ist mir egal“ antwortete, komplettierte das Bild der neuen Härte des Allgäuers. „Wenn sie schlecht gespielt haben, will man sie hier leiden sehen“, erklärt Löwenstüberl-Wirtin Christl Estermann, „wenn der Trainer sie hart anpackt, kommt das halt gut an.“

Einer, der solche Methoden vom früheren Trainer Werner Lorant noch bestens kennt, ist der einstige Kultverteidiger Thomas Miller. Kein Wunder also, dass der 48-Jährige ziemlich angetan auf Maurers neuer Härte reagiert. „Uns Alte freut sowas“, sagt Miller, „wir hören das natürlich gerne, dass die Zügel mal richtig angezogen werden. Das kann niemandem schaden. Früher war das ganz normal. Da hat man nach einem Spiel automatisch zu spüren bekommen, ob man alles gegeben hat oder nicht.“

Auch Meister-Löwe Fredi Heiß bestätigt: „Die letzten Wochen waren schlecht. Will man die Spieler dafür mit gemütlichem Training belohnen? Natürlich nicht. Da müssen sie jetzt halt durch und dann werden wir ja sehen, was es gebracht hat.“ Hinterberger merkt dazu an: „Natürlich wird die Länderspielpause genutzt, um noch mal anzuziehen im Training. Wenn die Fans das lieber als Zeichen nach der Niederlage sehen, meinetwegen. Wir hoffen einfach, dass die Mannschaft für die letzten Spiele vor Weihnachten noch mal Kraft tankt."

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