Verletztenmisere bei den Löwen: Alle Neune!
Verletztenmisere beim TSV 1860: Mit Verteidiger Rodnei fällt diese Saison bereits der neunte Profi aus. Sportchef Aygün fordert: „Die Jungs müssen in die Bresche springen, die zuletzt hintendran waren“.
München - Es gibt Situationen, die sind selbst für Benno Möhlmann ungewohnt. Der neue Löwen-Trainer ist mit über 500 Spielen an der Seitenlinie der erfahrenste Coach der Liga, doch so einen Start hat er in seiner langen Karriere noch nie erlebt. „Ich habe noch nie bei einem Verein angefangen, der so viele Verletzte hatte“, stellte Möhlmann verwundert fest. Zwar hatte der Trainer beim 3:1-Sieg im Test gegen Wacker Innsbruck am Freitagabend seinen ersten kleinen Erfolg errungen, doch mit Rodnei schon wieder den nächsten Spieler verletzungsbedingt verloren. Eine Situation, die selbst den erklärten Pragmatiker nachdenklich stimmt: „Dass drei, vier Spieler, wenn man zu einem neuen Verein kommt, erstmal fehlen, das passiert. Bei uns sind es ja acht, und mit Rodnei, der noch dazu gekommen ist, neun.“
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Aber alles der Reihe nach: Neben den Langzeitverletzten Dominik Stahl (Knieprobleme), Jannik Bandowski (Ermüdungsbruch), Stephan Hain (Knie-stauchung), Vladimir Kovac (Syndesmosebandriss), Valdet Rama (Adduktorenverletzung) und Kai Bülow (Innenbandriss) muss Möhlmann derzeit auch auf die angeschlagenen Spieler Gary Kagelmacher (Schienbeinprellung), Korbinian Vollmann (Zerrung) und Rodnei verzichtet. Rechnet man die Vorjahresverletzung von Gui Vallori (Kreuzbandriss) und den Ausfall des erkrankten Mittelfeld-Chef Daniel Adlung hinzu, fehlt dem TSV 1860 derzeit eine komplette Profi-Elf. Doch damit nicht genug.
Durch die Länderspiel-Abstellungen von Fejsal Mulic, Maximilian Wittek, Rubin Okotie und Stefan Mugosa kann der neue Trainer bisher nur auf eine Rumpf-Version seiner neuen Mannschaft zurückgreifen. „Diese Länderspielpause ist nicht so optimal zu verwerten, wie es vielleicht im ersten Moment aussieht“, gab der Nachfolger von Torsten Fröhling deshalb zu bedenken.
Hoffnung besteht unterdessen bei den Angeschlagenen. „Man muss sehen, wer diese Woche zurückkommt, was mit Daniel Adlung, Korbinian Vollmann und Gary Kagelmacher ist. Am Dienstag oder Mittwoch werden wir wissen, wer voll zu belasten ist“, so Sportdirektor Necat Aygün, der die Verletzungsprobleme nicht als Ausrede für weitere Punktverluste gelten lassen will. „Natürlich haben wir viele Verletzte, aber dann müssen eben die Jungs in die Bresche springen, die zuletzt hintendran waren“, forderte er. Nach zehn sieglosen Spielen, gibt es von offizieller Seite keine Ausreden mehr, nur noch Forderungen an die Spieler.
Eine sehr direkte gab es vom neuen Coach an Michael Liendl: „Ich erwarte, dass er sich 100 Prozent einordnet und auch bei den Mannschaftsaufgaben mitmacht. Dann hat er schon gute Fähigkeiten im Pass-Spiel und auch im Abschluss, das hat man gesehen. Die kann er ruhig mehr zeigen.“ Der österreichische Neuzugang, der mit vielen Vorschusslorbeeren von Fortuna Düsseldorf kam, blieb bisher vieles schuldig. Unter Fröhling war der Spielmacher häufig nur zweite Wahl oder wurde als defensiver Abräumer aufgeboten, eine Position, die dem offensiv veranlagten 29-Jährigen nicht entgegenkam. Dass der Trainer-Wechsel eine befreiende Wirkung für Liendl haben könnte, zeigte er mit einer ansprechenden Leistung gegen Innsbruck und einem sehenswerten Tor. Der Trainer-Wechsel ist auch für Liendl ein Neuanfang, schließlich soll ein neuer Offensiv-Geist belebt werden. „Er will immer den direkten Weg nach vorne spielen“, erklärte Aygün. Das könnte auch Liendl sehr entgegenkommen, der angesichts der massiven Verletzungsprobleme aktuell wichtiger denn je sein könnte.
Bis zu Möhlmanns Feuertaufe bleiben noch sieben Tage. Im Keller-Krimi gegen den Karlsruher SC (Montag, 20.15 Uhr, Sport 1) muss der Trainer gleich bei seinem Pflichtspiel-Debüt punkten. Es gibt einfachere Debüts. Aber wohl nicht bei 1860.