Verlegenheitsübergangslösung

Uwe Wolf, Kurz-Spezl, glaubt selbst noch nicht daran, dass er jetzt Chef sein soll beim TSV 1860
MÜNCHEN Eigentlich ist Uwe Wolf (41) ja ein selbstbewusster Mensch, doch von den Ereignissen an der Grünwalder Straße wurde wohl selbst er überrumpelt: Sportdirektor Miroslav Stevic hat ihn am Dienstag nach dem Rauswurf von Marco Kurz zum neuen „Übergangscheftrainer“ gekürt. Ob er deswegen irritiert ist? Wie selbstverständlich stellte er die Hütchen auf.
Auf seiner Homepage (www.wolf-uwe.de) wurde die Sensationsmeldung, dass Wolf beim kriselnden Zweitligisten befördert worden ist, gestern erstmal nicht veröffentlich. Weil er sich selbst noch unsicher ist? "Ich bin hier der Co-Trainer", sagte er am Dienstagnachmittag schüchtern – und deutete auf seine Daunenjacke, auf der ein „Co“ klebt. „Aus Respekt vor Marco Kurz sage ich heute nichts, vielleicht sage ich ja morgen was."
Zumindest Vize-Präsident Franz Maget findet, dass Wolf, der wegen einer Hüftarthrose immer humpelt, nicht die schlechteste Wahl sei. „Wolf hat die sportliche Kompetenz und hier seit Jahren untadelig gearbeitet. Er verdient es hier, ernst genommen zu werden. Ich weiß nicht, ob er’s am Ende wirklich bleibt, aber zumindest ist er jetzt mal der Trainer.“
Chef zu sein, das war immer sein größter Wunsch – wie Wolf im Sommer 2008 in einem AZ-Interview verriet: „Eines Tages will ich schon Chef-Trainer werden. Aber ich sehe mich noch als sehr jungen Trainer. Vor meiner Zeit bei 1860 war ich nur vier Jahre Jugendtrainer in Hoffenheim. Damals hatte mich Hansi Flick geholt."
Dass es so schnell geht, damit hatte wohl auch Wolf nicht gerechnet. Nun kann er sich profilieren in den nächsten Tagen – falls er denn wirklich beim Heimduell gegen St. Pauli am Sonntag auf der Bank sitzen wird. Wolf ist eher Verlegenheits- und Übergangs- denn Radikallösung. Er ist jung, er ist willig. Und er ist ein Kurz-Vertrauter. Marco Kurz hat ihn im Sommer 2008 vom Amateurcoach zu seinem Assistenten gemacht. Jetzt macht Wolf den Job des Spezls.
Was ihm gestern wohl alles durch den Kopf ging? Ob Wolf sich noch an diese Anekdote aus seiner aktiven Zeit erinnert? 1995 stellte der damalige Trainer Werner Lorant dem Spieler Wolf einen Stuhl vor die Tür mit der Aufschrift „Wolf“. Er wollte ihn loswerden. Wolf ging daraufhin nach Mexiko , er nennt sich seitdem auch „El Lobo“. El Lobo unter Löwen. Oliver Griss, Stefan Maurer