Verlängerung mit Timo Gebhart? Sportchef Gorenzel macht 1860-Fans Hoffnung
München - Günther Gorenzel kneift gerne die Augen zusammen, überlegt kurz, antwortet dann – bedacht, aufmerksam. Der Gesprächspartner merkt dem Österreicher an, wie er seine Gedanken sortiert. Und seine Erinnerungen. Gorenzel blickt über den Trainingsplatz der Sechzger. Die Sonne brennt herunter.
"Ich bin 2006 hier mit Timo und den zwei Bender-Zwillingen auf dem Platz gestanden. Sie kamen von der U17-Europameisterschaft zurück. Als Co-Trainer habe ich damals viel individuell mit ihnen trainiert, weil sie einen Fitnessrückstand hatten", erzählt Gorenzel der AZ: "Timo ist ein Gesicht von Sechzig und für Sechzig. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir mit Timo und seinem Berater eine Lösung finden werden."
Es ist eine Aussage, die vielen Löwen-Fans Hoffnung machen dürfte. Mit Timo ist freilich Timo Gebhart gemeint, jener Leader der Sechzger, der seit 1. September kein Spiel bestritten hat und dennoch der unbestrittene Boss unter den Spielern ist. Einzig: Sein Vertrag endet zum Ende der Saison. Die Chancen stehen nun, glaubt man Gorenzel, sehr gut, dass Gebhart seinen Kontrakt bald verlängern wird.
Wenngleich die AZ erfuhr, dass es andere Interessenten für den 29-Jährigen gibt, darunter eine konkrete Anfrage aus dem Ausland. Denn die Klasse Gebharts ist weit über München und die Regionalliga Bayern hinaus bekannt – obwohl er seit mehr als einem halben Jahr kein Spiel mehr bestritten hat. "Sechzig ist mein Verein", sagt der Mittelfeldstratege immer wieder, seit er vor der Saison zurückkehrte, an jenen Ort, in jene Straße, wo alles begann, an die Grünwalder Straße.
"Er ist ein Faustpfand, das wir haben", sagt Gorenzel
Auch Gorenzel weiß: Identität kann man im Profifußball nicht einfach einkaufen, auch nicht Identifikation. "Wenn man einen Kader zusammenstellt, ist es wichtig, dass ein Spieler eine hohe Identifikation mit der Region hat und dass wir eine hohe Identifikation zwischen den Fans und der Mannschaft haben", sagt der 46-Jährige. Gorenzel weiß auch: Keiner erfüllt dieses Kriterium mehr als Gebhart. Wer in diesen Tagen über die Grünwalder Straße geht, hört ständig denselben Satz: "Hoffentlich wird der Timo rechtzeitig fit." Es geht dabei um die Relegation der Löwen Ende Mai. Die Entscheidungsspiele, die auch darüber mitentscheiden, wohin der Weg des Allgäuers führt. "Ich bin mit seinem Berater (Matthias Imhof, d. Red.) zusammengesessen und in engem Austausch", erklärt Gorenzel, "wir haben mehrere Szenarien durchgespielt. Was diese Szenarien anbelangt, sind wir uns vollkommen einig".
Das sagt Gorenzel über die Vertragsgespräche mit Gebhart
Es seien gute Gespräche, erklärt der Sportchef weiter, "wir sind einer Meinung, wohin die Reise gehen kann und wie mehrere Wege dorthin aussehen können. Inhaltlich sind wir in verschiedenen Punkten deckungsgleich, das heißt aber noch nicht, dass es dann auch eine Einigung gibt". Die Reise soll für beide Parteien möglichst in die Dritte Liga gehen, kein Zweifel.
Ein Faktor spricht in dieser Gemengelage abseits des Geldes und der sportlichen Perspektive für die Giesinger. Einer, für den die Löwen gar nichts können. Es ist Gebharts Familie. Gemeinsam mit ihr lebt der Spielmacher im Allgäu, aus dem einstigen Bad Boy ist längst ein Familienmensch geworden. Freundin Nina kommt aus Memmingen, schenkte ihm jüngst eine Tochter. Gebhart ließ nie einen Zweifel daran, dass der Familienfaktor ein ganz entscheidender ist. Gorenzel ist zuversichtlich. Und mit ihm die gesamte Löwen-Fangemeinde. "Er ist ein Faustpfand, das wir haben", sagt der Sportliche Leiter. "Auf das setzen wir, auf das hoffen wir."