Vergleich: Scheich oder Nicht-Scheich?

Die Skepsis gegenüber arabischen Investoren im Profi-Fußball ist groß. ManCity kaufte sich quasi in die Champions League ein. Bei 1860 gibt man sich da (noch) bescheidener
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Die AZ vergleicht Löwen-Investor Hasan Iskmaik (l.) und ManCity-Mäzen Mansour bin Zayed al Nahyan.
dpa/iamgo Die AZ vergleicht Löwen-Investor Hasan Iskmaik (l.) und ManCity-Mäzen Mansour bin Zayed al Nahyan.

Die Skepsis gegenüber arabischen Investoren im Profi-Fußball ist groß. Manchester City kaufte sich quasi in die Champions League ein. Bei 1860 gibt man sich da (noch) bescheidener.

Das ist doch mal ein Titel – inoffiziell: Der reichste Klub der Welt, Manchester City, ist zu Gast beim FC Bayern. In die Champions League gehievt dank der Millionen von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan, Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi.

Auch der TSV 1860 bekam im Sommer einen arabischen Investor. Der jordanischen Geschäftsmann Hasain Ismaik rettete die Löwen mit 18,4 Millionen Euro, zahlte die Gläubiger aus.

Bei den Engländern stieg Mansour 2009 ein – mit beinahe unbegrenztem Invest. Diesen Sommer flossen rund 93 Millionen Euro an Ablösesummen, in den letzten beiden Jahren 330 Millionen. Der Verlust vor Steuern beträgt: 141 Millionen. Egal, der Scheich gleicht’s aus. Im Sommer gewann man den FA-Cup, spielt jetzt um die Meisterschaft gegen Stadtrivale Manchester United. Im Heimstadion „Etihad Stadium“ hängt ein Banner „Man City thanks you, Sheik“ – auf Englisch und Arabisch. Sie wissen, warum – vor 13 Jahren dümpelte City noch in der dritten Liga.

Die AZ vergleicht die Araber: ihr Vermögen, ihre Absichten sowie ihr Privatleben. Und zeigt, wie groß die Skepsis der Fußballwelt ist.


Wie hoch ist ihr Vermögen?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

Als 1958 in Abu Dhabi das Öl entdeckt wurde, begann der Boom im kleinen Wüstenstaat der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Vermögen des Al-Nahyan-Clans, der über 850 000 Untertanen regiert, wird auf mehr als 600 Milliarden Euro geschätzt. Der 39-jährige Mansour allein besitzt 17 Milliarden. Das Geld wurde Mansour in die Wiege gelegt als eines von 26 Kindern des jahrzehntelang herrschenden Emirs Zayid bin Sultan Al Nahyan. Mansour ist Minister für Präsidentschaftsangelegenheiten und Vorstandsvorsitzender der First Gulf Bank.

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Ismaik spricht nicht über sein Vermögen, doch er sagte mal, er sei kein Milliardär. Der 35 Jahre alte Jordanier dürfte Besitztümer knapp unter der Milliardengrenze besitzen. Schon zu Teenager-Zeiten interessierte er sich für die globale Wirtschaft und begann mit Öl und Immobilien zu handeln. Sein Vermögen stieg rasant, als er vor vier Jahren vom Immobilienboom profitierte und viele Objekte in einem Jahr ihren Wert verzehnfachten. Ismaik begründet seinen Erfolg damit, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.


Was haben sie noch vor?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

Mansour ist Hauptanteilseigner des Vereins, im September 2009 erwarb er durch seine Firma ADUG alle Anteile des thailändischen Investors Thaksin Shinawatra für 185 Millionen Euro und hat seitdem alle Schulden ausgeglichen. Mansour sieht es nicht wie sein Vorgänger nur als Invest, er meint es ernst, hat langfristige Ziele. Daher auch die Pläne für eine sündhaft teure Akademie für Nachwuchsspieler. Die Fans, die damals gegen den Eigentümer aus Thailand protestierten, feiern den Araber Mansour mittlerweile.

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Ismaik spielt in der Eliteliga der reichen Araber nicht mit. Und das will er auch gar nicht. Bevor er beim TSV 1860 einstieg, hatte ihm sein in München lebender Vertrauter, das heutige Löwen-Aufsichtsratsmitglied Hamada Iraki, den Kauf des AS Rom angeboten. Doch der italienische Klub war Ismaik zu teuer. Bislang hat der Jordanier kein Geld in neue Löwen-Spieler investiert; doch in drei Jahren will er den Verein in die Erste Liga befördert haben – sogar von Europa sprach er schon. „Die Löwen sind kein Spielzeug für mich“, sagte er im AZ-Interview.


Wie waren die Reaktionen?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

In Europa wird das Engagement kritisch gesehen. Die Uefa setzt mit „Financial Fairplay“ den Vereinen erstmals Schuldengrenzen, maximal 45 Millionen Euro Verlust pro Jahr. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge: „Einem Verein wie City wird es schwerfallen, in Zukunft die Lizenz für Champions League oder Europa League zu bekommen.“

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Die Fans reagierten gespalten. Viele warfen 1860 vor, man habe die Vereinsseele verkauft; andere waren dankbar, dass der Lizenzentzug abgewendet wurde. Doch seither wirkte sich Ismaiks zurückhaltendes Auftreten sehr positiv aus. Präsident Schneider: „Er ist bescheiden und will nicht großkotzig rüberkommen. Er will sogar Deutsch lernen.“


Wie viel Macht haben sie im Verein?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

Auf der klubeigenen Website heißt es devot: „Manchester City Football Club is owned 100% by His Highness Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan.“ 100 Prozent Besitz. Vorsitzender des Vereins ist Khaldoon Khalifa Al Mubarak von der Abu Dhabi United Group. Graham Wallace, Chef der Finanzen und Direktor der Verwaltung, ist als Controller tätig.

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Ismaik hat sich 49 Prozent der Anteile der KgaA des TSV 1860 gekauft. Mehr ging nicht. Doch sobald die 50+1-Regel der DFL fällt, darf er die Mehrheit übernehmen. Zudem hat der Jordanier den Vorsitz des Aufsichtsrates inne – prinzipiell kontrolliert er also: alles! Sogar Löwen-Vermarkter H.I. Squared gehört ihm und Partner Hamada Iraki.


Scheich oder Nicht-Scheich?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

 

Mehr Scheich geht nicht! Allerdings gibt sich Mansour eher jovial und ist von zurückhaltender, bescheidener Natur. Er wechselt zwischen der traditionellen Thawb, dem luftigen, knöchellangen, meist langärmeligen Baumwoll-Gewand in weiß und einem klassischen Anzug – je nach Gesellschaft und Geschäftspartnern. Im August 2010 besuchte Mansour erstmals ein Heimspiel der Citizens, rund ein Jahr nach seinem Einstieg als Geldgeber. Bisher hat er nur eine handvoll Partien gesehen – wenn, dann immer in Begleitung von Security-Personal.

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Mit einem Scheich hat Ismaik so viel zu tun wie Manuel Neuer mit einer Schießbude. Der 1860-Investor (der regelmäßig zu Heimspielen kommt) bezeichnet sich als Geschäftsmann, tritt in Anzug und Krawatte auf. Der 35-Jährige ist zwar jordanischer Staatsbürger, doch er sieht sich selbst mehr als Araber, da er in vielen dortigen Ländern lebte. Geboren in Kuwait, aufgewachsen in Saudi-Arabien. Zur Schule ging er in Jordanien, sein Studium absolvierte er dort in Amman. Heute nennt er 70 Prozent der arabischen Machthaber seine Freunde.


Welche Hobbys haben sie noch?

Mansour bin Zayed al Nahyan:

 

Mansour ist ein passionierter und erfolgreicher Reiter und hat eine Reihe von Endurance-Wettbewerben im Mittleren Osten gewonnen. Er ist Vorsitzender der Emirates Horse Racing Authority. Neben seinem Hobby Manchester City denkt er bereits an die Zeit nach dem Ende des Öls. Er möchte Abu Dhabi zu einem Zentrum für internationale Sportereignisse ausbauen. Vor drei Jahren kaufte die Familie Anteile an Ferrari – seitdem richtet Abu Dhabi ein Formel-1-Rennen auf der vorgelagerten Insel Yas aus. Autos? Er kann sich leisten, was er mag.

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Als die AZ den Araber neulich im Hotel Vierjahreszeiten zum Interview traf, fuhr der später in einem 1,5 Millionen Euro teuren Bugatti Veyron davon. Ismaik hat eine Vorliebe für schnelle Autos, in seinem Fuhrpark daheim in Abu Dhabi sollen um die 130 Nobelfahrzeuge stehen; kein Wunder also, dass er für die Löwen vergangene Woche Aston Martin als neuen Hauptsponsor an Land zog. Neben seiner PS-Liebe treibt der gut beleibte Ismaik hin und wieder Sport: Radfahren und Schwimmen. „Ich bin ein einfacher, ein bodenständiger Typ.


Die Familie:

Mansour bin Zayed al Nahyan:

Ja, Mansour ist verheiratet mit Sheika Manal bin Mohammed bin Rashid Al-Maktoum, Tochter von Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Vize-Präsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher Dubais. Mansour und Manal haben zwei Kinder, Tochter Fatima (*2006) und Sohn Mohammed (* 2007).

Hasan Abdullah Mohamed Ismaik:

Ismaik hat bereits im Alter von 20 geheiratet, vier Jahre später kam seine erste Tochter zur Welt. Heute freut er sich über drei Töchter (elf, sieben und drei Jahre alt) und betont, dass die Familie das Wichtigste für ihn sei. Zu den Löwen brachte er die Familie indes noch nie mit; selbst zur Wiesn nicht, für die er vergangene Woche extra einflog.

 

 

 

 

 

 

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